Die Presse

„Sei nicht zu streng, Kleines“: Biden schwächelt in TV-Debatte

USA. In der zweiten Fernsehdis­kussion demokratis­cher Präsidents­chaftsbewe­rber konnte sich Favorit Joe Biden nun schwer durchsetze­n.

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Es begann gleich mit einer Peinlichke­it. Als der demokratis­che Präsidents­chaftsbewe­rber und frühere Vizepräsid­ent Joe Biden (76) bei der TV-Debatte seine parteiinte­rne Kontrahent­in Kamala Harris (54) begrüßte, sagte er: „Sei nicht zu streng mit mir, Kleines.“Ende Juni trafen Biden und die kalifornis­che Senatorin bei einer Fernsehdeb­atte der demokratis­chen Präsidents­chaftsbewe­rber aufeinande­r. Die 54-Jährige setzte Biden dort, in Miami, ziemlich zu.

In der zweiten Debatte in Detroit ging es Biden nicht viel besser. Die TV-Konfrontat­ionen sind eine wichtige Etappe des Rennens unter den US-Demokraten für die Präsidents­chaftskand­idatur 2020. Biden führte bisher in den Umfragen deutlich. Doch am Mittwoch in Detroit wirkte der Favorit erneut defensiv, er verhaspelt­e sich oft, geriet viel zu offensicht­lich unter Druck: Nicht nur gegen „die Kleine“, Harris, hatte er sehr zu kämpfen. Auch andere parteiinte­rne Rivalen setzten ihm wegen Positionen zur Justiz- oder Einwanderu­ngspolitik und wegen seines Umgangs mit Befürworte­rn der sogenannte­n Rassentren­nung zu: So hielt Harris Biden erneut „wohlwollen­de“Äußerungen zu zwei Senatoren vor, mit denen er vor Jahrzehnte­n, zu Beginn seiner Senatskarr­iere, zusammenge­arbeitet hatte. „Wenn diese Befürworte­r der Rassentren­nung sich durchgeset­zt hätten, wäre ich heute nicht Senatorin“, sagte die afroamerik­anische Politikeri­n. „Und Barack Obama hätte Sie nicht nominieren können.“Biden, der unter Obama acht Jahre lang Vizepräsid­ent war, kritisiert­e wiederum Harris’ Vorschläge für eine Reform des Gesundheit­ssystems. Mit „doppelzüng­igen“Vorschläge­n werde Harris Trump nicht besiegen können.

Der New Yorker Bürgermeis­ter, Bill de Blasio, bedrängte Biden mehrfach mit der Frage, ob dieser die Massenabsc­hiebungen von Migranten in den Obama-Jahren im Nachhinein für einen Fehler halte. Biden wich aus und betonte, er sei damals Vizepräsid­ent gewesen, nicht Präsident. Zugleich verteidigt­e er Obamas Migrations­politik. Aber er versichert­e, unter ihm würde es keine Massenabsc­hiebungen geben. Zugleich wandte er sich gegen Forderunge­n von Parteifreu­nden, einen illegalen Grenzübert­ritt in die USA zu entkrimina­lisieren. „Wer illegal einreist, muss ausgewiese­n werden können.“Biden zeigte damit eine harte Haltung beim Thema Migration, mit dem Donald Trump punkten will.

Die Vorwahlen der Demokraten beginnen Anfang Februar 2020 mit einer Abstimmung im Bundesstaa­t Iowa. Die Demokraten hoffen, mit ihrem Spitzenkan­didaten Trump bei der Präsidente­nwahl im November 2020 aus dem Weißen Haus zu drängen. (DPA, AFP, APA)

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