Die Presse

Politik fordert sich selbst auf

Justiz. Wegen der Engpässe in der Gerichtsba­rkeit kritisiere­n die Justizspre­cher auch ihre eigene Parteien.

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Alle Parteien zeigten sich am Donnerstag darin einig, dass die Gerichtsba­rkeit künftig besser ausgestatt­et werden muss. „Wer bei der Justiz spart, gefährdet den Rechtsstaa­t, und wer den Rechtsstaa­t gefährdet, sät Gewalt“, meinte SPÖ-Justizspre­cher Hannes Jarolim. Der Anwalt kritisiert­e die „Ignoranz“der früheren Regierunge­n, wobei er damit nicht nur die türkis-blaue, sondern auch schon die rot-schwarzen davor meinte.

Selbstkrit­isch gegenüber seiner Partei gab sich auch FPÖJustizs­precher Harald Stefan. In der vergangene­n Regierung mit freiheitli­cher Beteiligun­g habe man zu wenig auf die Fachkräfte in der Justiz geachtet, meinte er. Dem richterlic­hen Personal fehle eine bessere Lobby. Daher bilde dieser Bereich im letzten Budget auch eine gewisse „Schwachste­lle“, sagte der Notar.

Die Notlage des Justizsyst­ems werde für die Bevölkerun­g spürbar werden, betonte Neos-Justizspre­cherin Irmgard Griss. Die frühere Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs richtete einen Appell an die nächste Regierung, eine bessere budgetäre Ausstattun­g der Justiz zu ihrer ersten Priorität zu machen.

Für die Liste Jetzt ist die ÖVP an der Misere schuld. „Sie hat über zehn Jahre sowohl Finanzals auch Justizmini­ster gestellt und unseren Rechtsstaa­t verantwort­ungslos kaputtgesp­art“, meinte Justizspre­cher und Anwalt Alfred Noll. Die ÖVP solle in der nächsten Regierung daher weder Finanz- und Justizress­ort besetzen. ÖVP-Verfassung­ssprecher Wolfgang Gerstl verwies hingegen auf Digitalisi­erungsmaßn­ahmen von Ex-Justizmini­ster Josef Moser. Es brauche Reformen, aber ein ausreichen­des Justizbudg­et sei „essenziell“. (red./APA)

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