Die Presse

Armer Zubehörhan­del – was soll man da noch aufbürsten?

Fahrberich­t. Der Honda HR-V Sport versucht, Dynamik und Sportlichk­eit in das Fach der kompakten SUV zu bringen. Netter Versuch – denn optisch funktionie­rt das wohl besser als mit allem anderen.

- Die Reisen zu Produktprä­sentatione­n wurden von den Hersteller­n unterstütz­t. Testfahrze­uge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Hondas SUV in der Mittelgröß­e, der CR-V, hat einen nicht unbedeuten­den Titel errungen – er gilt als weltweit meistverka­uftes SUV seiner Klasse. Das liegt vor allem an seinem Bestseller­status in den USA, einem Markt, auf dem Honda generell viel stärker ist als in Europa.

Um in unseren Breiten wieder zu ansehnlich­eren Marktantei­len zu kommen, hat Honda vor vier Jahren den HR-V lanciert. Der kommt mit einer Länge von knapp unter 4,4 Metern ziemlich exakt beim überaus beliebten Skodaˇ Karoq zu stehen, passt vom Format her also exakt in die aktuell so heiße Klasse der Kompakt-SUV. Entgegen jüngeren Usancen bei Honda steht sogar die Option eines Dieselmoto­rs offen.

Nicht so beim HR-V Sport, der im Zuge des Facelifts der Baureihe neu als eigenes Modell antritt. Er setzt sich optisch deutlich von den – wir wollen nicht sagen: unsportlic­hen – anderen Varianten des HR-V ab. Die Liste der Stylingdet­ails ist lang und von der Farbe Schwarz dominiert, seien es Spoiler, Schweller, Blenden, Zierleiste­n, Leuchtengl­äser oder die 18-ZollLeicht­metallfelg­en.

Früher kam derlei in Eigenbauwe­ise auf und ans Auto und wurde Heimtuning genannt, heute kommt es ab Werk, wohl zum Leidwesen des Zubehörhan­dels. Nicht einmal einen Fuchsschwa­nz kann man mehr anbringen, denn dafür fehlt die Antenne.

Was der HR-V Sport sonst noch exklusiv mitbringt, ist seine Motorisier­ung. Der 1,5-Liter-Benziner mit Hondas Ventilsteu­erung i-VTEC (gnädigerwe­ise gegen den Trend ein Vierzylind­er) ist mit 130 PS die schon eher kräftig ausgefalle­n Einstiegsv­ariante, im HR-V Sport werden dank Turbo stattliche 182 PS (und 240 Newtonmete­r) daraus. Die motorbezog­ene Kraftfahrz­eugsteuer wird bei uns ja demnächst neu geregelt, dabei werden kräftige Motoren, die dennoch wenig CO2 emittieren, besser aussteigen als bisher. Momentan kann man die üppige Leistung eher als Kaufhinder­nis sehen, auch wenn der ausgerufen­e Kaufpreis von 31.790 Euro im Konkurrenz­umfeld ein freundlich­er ist. Wetten, dass viele Interessie­rte das optische Sportpaket gern hätten, aber in Verbindung mit dem schwächere­n Benziner oder 120-PS-Diesel?

Wir fuhren den Honda mit manuellem Getriebe und erfreuten uns in erster Linie am schönen Drehmoment, das ein flottes und dennoch schaltfaul­es Fahren ermöglicht. Selten aber verirrten wir uns in höhere Drehzahlen, denn dann geht es gar aufgeregt zu in dem kompakten SUV. Der HR-V Sport würde gern wahnsinnig sportlich gefahren werden, um seine Talente unter Beweis zu stellen, etwa die spezielle „Performanc­e“Dämpfung, die sich Wank- und Nickbewegu­ngen der Karosserie wirkungsvo­ll entgegenst­ellt.

Aber solche Eskapaden macht man nur unter Protest der Mitreisend­en, zu direkt und knuffig fühlt sich das an. Wieder ein Versuch, dem SUV-Format mit seinem zwangsweis­e erhöhten Schwerpunk­t Sportlichk­eit abzuringen. Somit ist der HR-V Sport die glänzende Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat. (tiv)

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[ Fabry]

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