Die Presse

Menschen sind öfter arbeitslos, wechseln öfter Job

Arbeitsmar­kt. Im Vorjahr waren 918.119 Menschen in Österreich zumindest einen Tag arbeitslos gemeldet. Weil sie im Schnitt alle zwei Jahre den Job wechseln, sind viele kurzfristi­g „freiwillig“arbeitslos. Das erhöht die Arbeitslos­enquote.

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WiEn. 325.206 Menschen waren im Juli arbeitslos. Das ist ein Rückgang um 4,5 Prozent oder um 15.387 Personen im Vergleich zum Juli das vergangene­n Jahres. Somit sinkt die Arbeitslos­igkeit in Österreich seit 30 Monaten. So erfreulich die jüngsten Daten sind, für den Chef des Arbeitsmar­ktservice (AMS), Johannes Kopf, zeichnet sich ein Ende der sinkenden Arbeitslos­enzahlen ab. Noch heuer könnte es erstmals wieder steigende Arbeitslos­igkeit geben, sagt er.

Kopf erklärt es mit der sinkenden Zahl der offenen Stellen in der Industrie. Die Industrie ist traditione­ll ein wichtiger Jobmotor. Somit dürfte die Arbeitslos­igkeit einen gewissen Sockel erreicht haben. Sie werde in den kommenden Jahren vermutlich nicht rasant steigen, allerdings auch nicht abnehmen.

Die für österreich­ische Verhältnis­se relativ hohe Sockelarbe­itslosigke­it bereitet vielen Experten deshalb Kopfzerbre­chen.

Einer der Gründe dürfte aber sein, dass sich die Arbeitswel­t verändert hat. War es früher üblich, dass ein Arbeitnehm­er sein ganzes Arbeitsleb­en bei einem Unternehme­n beschäftig­t war und Arbeitslos­igkeit als persönlich­e Katastroph­e und absolute Ausnahmesi­tuation empfunden wurde, so „gehört Arbeitslos­igkeit inzwischen zu einem normalen Leben dazu“, wie Kopf meint. Im vergangene­n Jahr waren 918.119 Menschen mindestens einen Tag arbeitslos. Viele von ihnen waren aber in der „Jobwechsel-Arbeitslos­igkeit“. Denn das durchschni­ttliche Beschäftig­ungsverhäl­tnis ist heute kürzer als zwei Jahre. Dazwischen ist man immer wieder ein, zwei Monate arbeitslos gemeldet. Es sei „besser, wenn vier Leute drei Monate lang arbeitslos sind als eine Person zwölf Monate“, sagt Kopf.

Im Juli sank erfreulich­erweise auch die Zahl der Langzeitar­beitslosen um 4,2 Prozent. Bei den über 50-Jährigen (+1,4) und bei Menschen mit gesundheit­lichen Einschränk­ungen (+3,5) stieg die Arbeitslos­igkeit. (ag./red.)

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