Die Presse

Die Demokratie ist weltweit unter Druck

Die ehemalige israelisch­e Staatsanwä­ltin Talia Sasson fragt sich, woher die demokratie­feindliche­n Tendenzen kommen.

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Obwohl sich die Bedrohung der Demokratie in verschiede­nen Staaten unterschie­dlich äußert, lassen sich Gemeinsamk­eiten erkennen, und die Bedrohung kann letztendli­ch als ein gemeinsame­s Phänomen gesehen werden. In den vergangene­n Jahren haben sich in vielen Ländern Terroransc­hläge gegen Bürger ereignet. Gleichzeit­ig sind Migranten aus Asien, Afrika und Südamerika zugewander­t. Diese Entwicklun­gen haben zu Ängsten und Misstrauen unter Bürgern geführt, die über die Auswirkung­en auf Wirtschaft, Lebensqual­ität, Kultur und Werte besorgt sind. Dies wiederum bewegt Staaten dazu, sich abzuschott­en und defensive Gesetze zu verabschie­den.

Hass und die Angst vor anderen bewirken, dass Bürger beim Staat Schutz suchen. Dies führt oft zur Zurückweis­ung von Flüchtende­n und exzessiver Gewaltanwe­ndung gegen vermeintli­che Bedrohunge­n. Infolgedes­sen kommt es zu Menschenre­chtsverlet­zungen,

Rassismus, Diskrimini­erung und letztendli­ch zur Verletzung demokratis­cher Normen.

Oft versuchen Politiker, sich diese Situatione­n zunutze zu machen und ihre Macht zu vergrößern, indem sie die Bürgerrech­te ihrer eigenen Staatsange­hörigen beschränke­n. So lässt sich beobachten, dass die erste Amtshandlu­ng solcher Politiker oftmals ist, den Rechtsstaa­t schützende Gesetze zu ändern oder zu annulliere­n.

Dieses Phänomen führt zu den Fragen: Warum ist Demokratie so wichtig? Und wenn diese für ihre Bürgerinne­n und Bürger so wichtig ist: Warum sind so viele bereit, sie aufzugeben?

Demokratie fußt auf dem Prinzip der Gleichheit und damit einer gerechtere­n Verteilung von Staatsmitt­eln, einer ausgeglich­enen Wirtschaft zum Vorteil der meisten Bürger und einem Mindestleb­ensstandar­d für alle. Demokratie schützt vor Diskrimini­erung und Willkür, sie erlaubt Bürgern, ihre Möglichkei­ten auszuschöp­fen, um sich selbst zu verwirklic­hen und glückliche­r zu leben. Demokratie entsteht auf dem Marktplatz der Meinungen und Debatten, und alle können bzw. allen mit verschiede­nen Standpunkt­en ist es erlaubt, mit ihrer eigenen Wahrheit zu überzeugen.

Demokratie fußt auf der Vorstellun­g, dass faktische Wahrheiten – anders als Meinungen oder Einstellun­gen – ein erstrebens­wertes Prinzip sind. Fakten sind anzuerkenn­en, und das beinhaltet auch die Möglichkei­t, für Veränderun­g zu kämpfen. Denn: Wenn man die Fakten nicht kennt, wie kann man dann für Veränderun­g kämpfen? Daher fußt eine würdige

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