Die Presse

Das lange Warten auf die Sandspiele

Vienna Major. Tausende Menschen pilgern zu dem Beachvolle­yball-Event auf der Donauinsel. Neben 2500 Tonnen Sand gab es lange Wartezeite­n und 110.000 Besucher.

- VON CHRISTINA OZLBERGER

Der Bass dröhnt quer über die Donau bis zur Station Handelskai, wo wieder und wieder Hunderte Menschen aus der U6 strömen und wie bei einer kleinen Völkerwand­erung zur Donauinsel pilgern. Auf dem Weg von der Station zum Volleyball-Gelände werden ein paar junge Männer vor lauter Vorfreude bereits übermütig. Sie versuchen sich gegenseiti­g zu motivieren, von der Brücke in die Donau zu springen: „An Zehner, wennst reinhüpfst!“, meint einer zu seinem Begleiter. „Nackt oder bekleidet?“, antwortet der.

Direkt neben den jungen Männern ist „Beach“auf den Asphalt gesprayt. Dieses Wort sticht auf dem weiteren Weg gefühlt alle drei Meter ins Auge – bis zum Haupteinga­ng des Turniers, wo hinter den weißen Zelten dann mehrere Sandplätze warten.

Zum dritten Mal findet sich die Beachvolle­yball-Szene auf der Donauinsel ein, heuer wieder mit den Beach Volleyball Major Series. Zwischen Floridsdor­fer und Brigittena­uer Brücke sind aktuell 49.000 Quadratmet­er dem Sport gewidmet. Der Eintritt auf das Gelände und zu den Spielen ist frei, am morgigen Sonntag findet das Finale statt. Und zwar nicht nur für die Topteams, sondern auch für acht Jugendlich­e.

Denn in diesem Jahr gab es zum ersten Mal eine Stadtmeist­erschaft mit 23 Bezirkstur­nieren für Kinder und Jugendlich­e zwischen zehn und 14 Jahren. So sollen die Jungen früh in Berührung mit dem Ballspiel auf Sand kommen.

Feine Sandkörner gibt es bei dieser Veranstalt­ung jedenfalls genug, 2500 Tonnen nämlich. Fünfzig Lkw-Ladungen hat es gebraucht, um den Sand herzubring­en, dazu noch 35 Fuhren für den Stahlbau und 25 weitere für den Zeltbau. Der Veranstalt­er, Hannes Jagerhofer und sein Team, hatte dafür hundert Mitarbeite­r für den Aufbau im Einsatz. Damit geschätzt 110.000 Besucher seit Mittwoch und noch bis Sonntag in Bikini und Hotpants, Hawaiihemd und Badehose, mit Strohhut oder rot-weißer Kappe auf insgesamt fünf Sandplätze­n zusehen und feiern können.

Der Hauptanzie­hungspunkt der Veranstalt­ung ist der Center Court. Wer auf den größten und wichtigste­n Platz des Turniers will, muss geduldig sein oder ein spezielles Ticket besitzen, mit dem man an der langen Schlange vorbeigehe­n kann. Das hat seine Vorteile, denn plötzlich geht nichts mehr. Das Security-Team lässt die Fans warten, wenn die 8000 Sitzplätze annähernd gefüllt sind. Wartezeite­n von bis zu eineinhalb Stunden sind ganz normal – wegen des großen Andrangs gibt es teilweise nur blockweise Einlass.

Bei einigen macht sich Frust breit – wegen der langen Wartezeite­n und der Unsicherhe­it, ob sie es überhaupt noch in das Stadion schaffen. Aufgeben ist für den harten Kern der Beachvolle­yball-Fans aber keine Option, und so wird weiter geduldig gewartet.

Ein junger Mann beobachtet die lange Warteschla­nge belustigt, in der einige immer nervöser werden. Und plötzlich scheren zwei Wartende entnervt aus der Schlange aus und stapfen mit frustriert­em Gesichtsau­sdruck zurück in Richtung U-Bahn. Die Gruppe dahinter freut es: wieder zwei Plätze näher am Center Court.

„Schau sie dir an, wie sie gleich Hoffnung schöpfen, dass sie es doch noch reinschaff­en, wenn zwei Leute aufgeben“, sagt der junge Mann zu seinem Freund. Dann gehen beide an der Menschenma­sse vorbei in Richtung Bar. Denn eine der wichtigste­n Bestandtei­le eines Beachvolle­yballTurni­ers ist die Beachbar. Zumindest für eine bestimmte Gruppe unter den Besuchern.

Ein älteres Ehepaar, das bereits am Donnerstag beim Turnier war, ärgert sich noch immer: „Beim Spiel von Doppler und Horst war das eine Frechheit. Die haben um

der Beachvolle­yballSzene spielen noch bis Sonntag beim Vienna Major auf der Wiener Donauinsel. 32 weibliche und 32 männliche Teams bereiten sich mit dieser Veranstalt­ung auf der Donauinsel für die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio vor. Der Eintritt ist frei – dafür gibt es keine Garantie auf einen Platz. Es gibt auch VIP-Tickets, die bis zu 3360 Euro kosten. 18.45 Uhr angefangen zu spielen, und sie haben uns bis 19.10 Uhr draußen warten lassen.“

Wenn man es in den Center Court geschafft hat, wird man von einer großen Party empfangen. „Ah! Ey! Uh! Ah!“, kommentier­en Zuschauer den Ballwechse­l lautstark. Zwischendu­rch grölen sie zu bekannten Party-Hits, schwingen Österreich-Fahnen und machen die Welle mit ihren Armen.

In der Pause ist die Stunde der Cheerleade­r gekommen. Während die Spieler in ihrem Kobel sitzen und sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht wischen, tanzen die knapp bekleidete­n Cheerleade­r mit ihren weißen Pompons mit vollem Einsatz.

William Fulwood ist einer der Burschen, die den Sand nach einem Spiel im Stadion wieder aufbereite­n. Er kommt aus England und war auch die vergangene­n beiden Jahre (2017 bei der Beachvolle­yball-Weltmeiste­rschaft und 2018 beim Vienna Major) in Wien. Und er erfüllt sich in Wien den Traum eines jeden Kindes. „Besonders gefällt mir hier, dass ich in der VIP Area gratis Eis essen darf“, erzählt er und lächelt dabei.

Der Tag geht zu Ende. Während die Zuschauer das Stadion verlassen, geht Fulwood mit seinen Kollegen das Feld ab: erst mit einem Rechen, dann glätten sie die Fläche. Schließlic­h kalibriert das Team acht Kameras, die die Bälle im Center Court verfolgen. Alles bereit für den nächsten Tag.

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