Die Presse

Das Problem mit der Kostenwahr­heit

Reine Kostendeck­ung verträgt sich nicht mit Öko-Verkehrspo­litik.

- Josef.urschitz@diepresse.com

F liegen ist zu billig, stimmt’s? Und die verlängert­en Werkbänke in Südostasie­n stehen nur deshalb so unter Dampf, weil der Transport nach Europa und Amerika so gut wie nichts kostet, richtig?

Ja, so ist es. Kein einziger Verkehrstr­äger deckt die von ihm verursacht­en Kosten. Schon gar nicht, wenn man die externen – etwa für Infrastruk­tur, Unfälle, Umweltschä­den etc. – einrechnet. Die in der laufenden Klimadisku­ssion erhobene Forderung nach einer saftigen Verteuerun­g von Fliegen, Autofahren und Co. ließe sich also einfach dadurch erfüllen, dass man jeden Verkehrste­ilnehmer für die gesamten Kosten aufkommen lässt, die er verursacht.

Wäre nur fair. So mancher könnte dabei freilich seine Überraschu­ng erleben. Denn die Kostenwahr­heit ist unter den Verkehrstr­ägern keineswegs so verteilt, wie das landläufig angenommen wird.

Die EU-Kommission hat sich zu diesem Thema eine jüngst veröffentl­ichte Studie erstellen lassen. Ergebnis: Im EU-Schnitt zahlen, wenn man alle internen und externen Kosten berücksich­tigt, ausgerechn­et die Besitzer privater Pkws (wegen der hohen Steuern und Mauten) den größten Kostenante­il, nämlich 51 Prozent.

Die Fluggesell­schaften bringen immer noch 34 Prozent der von ihnen verursacht­en Kosten auf. Hauptsächl­ich deshalb, weil sie ihre Infrastruk­tur fast zur Gänze selbst bezahlen. Eher schlecht ist der Kostendeck­ungsgrad bei der Eisenbahn (je nach Art zwischen zwölf und 26 Prozent) und beim Lkw-Transport (26 Prozent). Und die Hochseefra­chter, die uns das „Plastikglu­mpert“und die iPads aus China bringen, tragen gar nur vier Prozent zu den von ihnen verursacht­en Kosten bei. S o gesehen ist die Forderung nach totaler Kostenwahr­heit wohl nicht immer ganz im Sinne des Umwelt- und Klimaschut­zes: Die Eisenbahn müsste dann nämlich in Relation zum Auto und zum Flugzeug dramatisch teurer werden. Man sieht: Die reine Kostenwahr­heit wäre vielleicht doch nicht das beste aller ÖkoSteueru­ngselement­e.

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