Das Problem mit der Kostenwahrheit
Reine Kostendeckung verträgt sich nicht mit Öko-Verkehrspolitik.
F liegen ist zu billig, stimmt’s? Und die verlängerten Werkbänke in Südostasien stehen nur deshalb so unter Dampf, weil der Transport nach Europa und Amerika so gut wie nichts kostet, richtig?
Ja, so ist es. Kein einziger Verkehrsträger deckt die von ihm verursachten Kosten. Schon gar nicht, wenn man die externen – etwa für Infrastruktur, Unfälle, Umweltschäden etc. – einrechnet. Die in der laufenden Klimadiskussion erhobene Forderung nach einer saftigen Verteuerung von Fliegen, Autofahren und Co. ließe sich also einfach dadurch erfüllen, dass man jeden Verkehrsteilnehmer für die gesamten Kosten aufkommen lässt, die er verursacht.
Wäre nur fair. So mancher könnte dabei freilich seine Überraschung erleben. Denn die Kostenwahrheit ist unter den Verkehrsträgern keineswegs so verteilt, wie das landläufig angenommen wird.
Die EU-Kommission hat sich zu diesem Thema eine jüngst veröffentlichte Studie erstellen lassen. Ergebnis: Im EU-Schnitt zahlen, wenn man alle internen und externen Kosten berücksichtigt, ausgerechnet die Besitzer privater Pkws (wegen der hohen Steuern und Mauten) den größten Kostenanteil, nämlich 51 Prozent.
Die Fluggesellschaften bringen immer noch 34 Prozent der von ihnen verursachten Kosten auf. Hauptsächlich deshalb, weil sie ihre Infrastruktur fast zur Gänze selbst bezahlen. Eher schlecht ist der Kostendeckungsgrad bei der Eisenbahn (je nach Art zwischen zwölf und 26 Prozent) und beim Lkw-Transport (26 Prozent). Und die Hochseefrachter, die uns das „Plastikglumpert“und die iPads aus China bringen, tragen gar nur vier Prozent zu den von ihnen verursachten Kosten bei. S o gesehen ist die Forderung nach totaler Kostenwahrheit wohl nicht immer ganz im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes: Die Eisenbahn müsste dann nämlich in Relation zum Auto und zum Flugzeug dramatisch teurer werden. Man sieht: Die reine Kostenwahrheit wäre vielleicht doch nicht das beste aller ÖkoSteuerungselemente.