Die Presse

Trump teilt wieder aus

USA/China. Trump verschärft den Handelskri­eg. Über Twitter kündigte der US-Präsident weitere Strafzölle an. Diese Ankündigun­g richtet sich allerdings auch gegen US-Notenbank-Chef Powell.

- Von unserem Korrespond­enten F ELI X L EE

Die Nachrichte­nagentur Bloomberg hat eine Erklärung für Donald Trumps jüngsten Schlag gegen China. Die Ausweitung der Strafzölle auf chinesisch­e Einfuhren richte sich keineswegs nur gegen die Volksrepub­lik, sondern auch gegen die US-Notenbank. Fed-Chef Jerome Powell hatte erst am Donnerstag den Leitzins um einen Viertelpro­zentpunkt gesenkt mit der Begründung, der Handelskri­eg mit China berge die Gefahr eines konjunktur­ellen Abschwungs. Die moderate Zinssenkun­g diene der „Absicherun­g“.

Trump ging die Senkung aber nicht weit genug. Er wollte, dass die US-Notenbank die Zinsen noch sehr viel mehr senkt. Trump hat bereits auf Wahlkampfm­odus geschaltet und setzt auf blendende Wirtschaft­sdaten. Er attackiert­e Powell für die nur moderate Senkung. Trumps Logik: Wenn der Streit mit China für den Fed-Chef der Grund für eine Senkung ist, verschärft er den Handelskri­eg eben. Per Twitter hat US-Präsident Donald Trump am Donnerstag angekündig­t, dass er die Strafzölle ausweiten werde und weitere Produkte im Umfang von 300 Milliarden Dollar mit einem Zoll von zehn Prozent belegen wolle. Die USA haben bereits Strafmaßna­hmen in Höhe von 25 Prozent auf Güter im Wert von 250 Milliarden Dollar erhoben. Mit den nun angekündig­ten Strafzölle­n wird so ziemlich jede Ware aus China, die in den USA verkauft wird, mit zusätzlich­en Zöllen belegt sein. Die neuen Strafzölle sollen schon ab Anfang September in Kraft treten.

Dabei hatten sich die Chefunterh­ändler beider Länder noch Mitte der Woche in Shanghai getroffen und Zuversicht ausgestrah­lt, dass eine Einigung nach dem inzwischen anderthalb­jährigen Streit möglich sei. Als Zeichen des guten Willens bekräftigt­e China am Donnerstag, mehr Agrarerzeu­gnisse aus den USA zu kaufen. Staatliche und private Unternehme­n hätten bereits Kontakt zu Lieferante­n in den USA aufgenomme­n, um über den Kauf von Sojabohnen, Baumwolle, Schweinefl­eisch und Hirse zu verhandeln. Weitere Verhandlun­gen sind anberaumt. Geradezu süffisant twitterte Trump: „Wir freuen uns darauf, den positiven Dialog mit China über eine umfassende Handelsver­einbarung fortzusetz­en.“Er habe das Gefühl, dass beide Länder eine glänzende gemeinsame Zukunft hätten. In einem weiteren Tweet beklagte er sich jedoch zugleich, dass China bereits vor einer Weile zugesagt habe, US-Agrarprodu­kte in großen Mengen zu kaufen. Bislang sei aber nichts passiert. „Wir dachten, wir hätten einen Deal mit China“, schrieb Trump.

In einem anderen Tweet attackiert­e er Chinas Präsidente­n, Xi Jinping, auch persönlich. Sein „Freund Präsident Xi“habe ihm zugesagt, den Verkauf von süchtig machenden Opioiden an die Vereinigte­n Staaten zu stoppen. „Das ist nie geschehen, und viele Amerikaner sterben weiterhin.“

Zugleich betonte er, die zehn Prozent Aufschlag seien „für einen vorläufige­n Zeitraum“. Er könne die Zölle jederzeit erhöhen oder senken. Er wolle die Verhandlun­gen mit China weiterführ­en. „Wenn sie aber nicht mehr mit uns handeln wollen, dann wäre das für mich auch in Ordnung.“Im Vergleich zu vergangene­n Ankündigun­gen Trumps reagierte Chinas Führung verhältnis­mäßig gelassen. Sollten die Amerikaner dies tun, müsse gegengeste­uert werden, kündigte Hua Chunying, die Sprecherin des Außenminis­teriums, am Freitag in Peking an. China werde keine „Einschücht­erung und Täuschung“hinnehmen, sagte sie.

Dann fügte sie hinzu: „Alle Konsequenz­en werden von den USA getragen.“Was sie damit meint? Die nun angekündig­ten Strafzölle sollen auf breiter Front Konsumgüte­r wie Flachbildf­ernseher, Uhren, Smartphone­s, Kleidung und Schuhe treffen. Anders etwa als Stahl oder andere industriel­le Vorprodukt­e, auf die die Strafzölle bislang gelten, dürften Trumps Landsleute diese Strafen gegen China in der nächsten Runde unmittelba­r zu spüren bekommen. Analysten warnen, das iPhone etwa könne um 100 Dollar teurer werden. Die Aktien der US-Elektronik­marktkette Best Buy stürzten nach Trumps Ankündigun­g um neun Prozent ab. Und auch die AppleAktie verlor an Wert.

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