Pannenserie auf Istanbuler Flughafen
Luftfahrt. Gescheiterte Landungen, gefährliche Vogelschwärme, Baumängel. Der in Rekordzeit gebaute Mega-Flughafen Havalimani in Istanbul kommt in die Kritik.
Wenn Ende August der Sommer ausklingt, erleben die Bewohner von Istanbul ein Naturschauspiel. Am Himmel sammeln sich Tausende Störche auf dem Weg nach Süden. In diesem Jahr erwarten einige Istanbuler die Ankunft der Störche mit einem unguten Gefühl. Schon jetzt kollidieren kleinere Vogelschwärme mit startenden und landenden Flugzeugen auf dem neuen Flughafen im Norden der Stadt, der in einem Zugvogelgebiet gebaut worden ist. Vier Monate nach Aufnahme des vollen Flugbetriebs häufen sich am Prestige-Airport der Türkei gefährliche Zwischenfälle.
Vögel sind nicht das einzige Problem. Laut Verkehrsminister Cahit Turhan haben seit April Piloten in fast 180 Fällen die Landung ihrer Flugzeuge auf dem neuen Flughafen abbrechen und durchstarten müssen. Es lag meist an den schwierigen Windverhältnissen. Auch darauf hatten Kritiker vor Baubeginn hingewiesen. Im Herbst werde der häufige Nebel für Probleme sorgen. Turhan räumte ein, besonders im Frühling und im Herbst seien lange Wartezeiten für die Passagiere, Durchstartemanöver und andere Unannehmlichkeiten zu erwarten.
An einem windigen Tag im Mai konnten acht Flugzeuge nicht landen und mussten umgeleitet werden. Passagiere einer Maschine aus Berlin berichteten, sie hätten auf dem Flughafen C¸orlu westlich von Istanbul sieben Stunden im Flugzeug ausharren müssen. Minister Turhan bestätigte außerdem, dass es für die Pisten des neuen Flughafens kein Heizsystem gibt. Im Winter drohe eine „gefährliche Lage“, meinen Kritiker.
Und der Pannen gibt es mehr: So rammte eine Maschine auf dem Weg zur Startbahn einen Beleuchtungsmast und beschädigte den rechten Flügel, sodass die Passagiere in ein anderes Flugzeug umsteigen mussten.
Der Airport-Betreiber IGA dementierte Berichte, wonach sich im Asphalt des Vorfelds ein Loch aufgetan habe. Ganz von ungefähr tauchen solche Meldungen nicht auf. Beim Bau des Flughafens kollabierte ein Teil des Vorfelds wegen Arbeiten an einem nahen U-Bahn-Tunnel. Damals wurde der Unfall von der Flughafenleitung als Falschmeldung abgetan.
Ohnehin ist der Ruf des neuen Flughafens, der im Endausbau mit einer Kapazität von 200 Millionen Passagieren im Jahr der größte der Welt werden soll, nicht der beste. Die Anfahrt ist wegen der großen Entfernung von der Stadt und des Fehlens einer Bahnverbindung beschwerlich. Beschwerden über lange Fußwege, schmutzige Toiletten und bröckelnde Fußbodenplatten nur wenige Monate nach Eröffnung häufen sich. Berichten zufolge wurden zwischen April und Juni auf dem neuen Airport weniger Fluggäste gezählt als im Vergleichszeitraum 2018 auf dem inzwischen stillgelegten AtatürkFlughafen.