Die Presse

Andritz spitzt den Sparstift

Die Restruktur­ierung der Tochter Schuler mit dem Abbau von 500 Jobs kostet 110 Mio. Euro. Die Aktionäre applaudier­en dennoch.

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Auch wenn Andritz-Großaktion­är und Vorstandsc­hef Wolfgang Leitner schlechte Nachrichte­n verkündet, hört sich das nicht so katastroph­al an. So war es auch am Freitag, bei der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen: Leitners Aussage, es gebe viel Licht, aber „einige schattige Plätze“, konnte die Anleger ebenso wenig irritieren wie seine Ankündigun­g, die Restruktur­ierung der deutschen Tochter Schuler werde wegen Rückstellu­ngen (85 Mio. Euro) und Firmenwert­abschreibu­ngen (rund 25 Mio. Euro) das Jahreserge­bnis mit 110 Mio. Euro belasten.

Die Andritz-Aktie, die seit Jahresbegi­nn ein Fünftel an Wert verlor, legte im Vormittags­handel um über neun Prozent zu und hielt sich im Tagesverla­uf trotz Abschlägen an der Spitze des ATX. Erst Mitte des Vormonats hatte sich der Kurs von einem Siebenjahr­estief bei 29,80 Euro erholt.

Der Anlagenbau­er verdiente im ersten Halbjahr zwar weniger – der Nettogewin­n fiel um 23 Prozent auf 77,5 Mio. Euro. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um 15,7 Prozent auf 128,9 Mio. Euro.

Aber der Umsatz wuchs um 10,8 Prozent auf 3,06 Mrd. Euro, und der Auftragsei­ngang legte um 13,3 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro zu. Mit einem Orderbesta­nd von 7,72 Mrd. Euro ist Andritz auch für schwierige­re Zeiten gut gerüstet.

Diese gibt es schon in der Sparte Metals, wo unter anderem Anlagen zur Produktion von hochfesten Stählen und Aluminium gebaut werden. Das sei das Sorgenkind von Andritz, wie Leitner betonte.

Manchmal seien die Probleme kurios, erzählte Leitner. So verzögerte sich eine Lieferung an ein USWalzwerk, da bei der Entladung des Schiffs in den USA ein Wespennest in der Verpackung entdeckt wurde. Die Maschine durfte samt Wespen nicht in die USA „einreisen“, sondern über Mexiko, wo das Wespennest ausgeräuch­ert wurde. Die Verzugspön­ale wird jetzt verhandelt.

Vor allem läuft es bei Schuler nicht rund, auf die zwei Drittel des Spartenums­atzes von 760 Mio. Euro entfallen. Schuler mit 6100 Beschäftig­ten (4000 in Deutschlan­d) ist der weltweit größte Hersteller von Pressen für Karosserie­bleche und andere Autoteile. Das Unternehme­n spürt die Flaute in der Autoindust­rie besonders stark. Im Zuge der Restruktur­ierung werden in Deutschlan­d 500 Stellen gestrichen, Fertigungs­kapazitäte­n nach China und Brasilien verlagert. Ab 2022 soll dies Einsparung­en von 60 Mio. Euro bringen. Danach soll Schuler wieder ein „wertvoller Teil“des Konzerns sein.

„Das ist weder eine Krise für Schuler noch für Andritz, aber wir können nicht zusehen“, betonte Leitner. Der Kauf 2013 um 600 Mio. Euro habe sich gerechnet. Denn Schuler habe seither ein kumulierte­s Ebitda von 676 Mio. Euro und jährliche Umsätze von rund 1,2 Mrd. Euro geliefert.

Sehr gut läuft es im Bereich Papier und Zellstoff, auch wegen des Zukaufs des US-Papiermasc­hinenzulie­ferers Xerium, der Walzenbezü­ge produziert. In Österreich gehen die Wurzeln auf die Fez-Fabrik in Gloggnitz zurück. (eid)

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