Die Presse

Dürfen’s ein bisserl höhere Steuern sein?

Glauben Sie nicht der Werbung! Die Steuern in Österreich sind hoch, eine strukturel­le Entlastung ist noch nicht in Sicht.

- VON LUKAS SUSTALA

Zahlen Sie schon niedrigere Steuern? In so mancher Zeitung haben Sie in den vergangene­n Monaten und Jahren allerlei Inserate mit lächelnden Menschen und großen Verspreche­n betrachten dürfen. Auf Steuerzahl­erkosten wurden da der Familienbo­nus oder die „Entlastung Österreich“beworben, wie bereits die Steuerrefo­rmen ein paar Jahre zuvor.

Tatsächlic­h scheint es Steuerrefo­rmen mittlerwei­le in größerer Regelmäßig­keit als Fußballwel­tmeistersc­haften zu geben. 2016 war es zuletzt so weit, seit heuer gilt der Familienbo­nus, und im September wird noch ein „Steuerrefo­rmgesetz 2020“im Parlament beschlosse­n. Doch die hohe Frequenz lässt die Wirkung immer schneller verblassen: Selbst für den statistisc­hen Pedanten lässt sich kaum erkennen, inwiefern es mit der Steuerlast in Österreich merklich nach unten gehen soll.

Denn was in Österreich als „Steuerrefo­rm“gilt, ist meist ein Mix aus Be- und Entlastung­en und das Drehen an sehr kleinen Schrauben.

Darauf wird auch der heurige „Tax Freedom Day“hinweisen. An diesem „Steuerzahl­ergedenkta­g“haben die Österreich­er ihre Schuldigke­it getan, in die allgemeine Kassa einzuzahle­n. Ab dem 5. August wird für die eigene Tasche gewirtscha­ftet. Bis dahin sind mit den Einkommen über die verschiede­nen direkten und indirekten Steuern sowie Sozialabga­ben die öffentlich­en Töpfe gefüllt worden. Das hat heuer immerhin um ein paar Tage kürzer gedauert als noch im Vorjahr.

Doch vom türkis-blauen Marketing-Mantra der „Entlastung Österreich­s“ist sich recht wenig ausgegange­n. Werfen wir einen Blick auf die jüngsten Daten aus dem Finanzmini­sterium, den Budgetvoll­zug. Die Lohnsteuer­einnahmen sind im ersten Halbjahr weiter gesprudelt – dem Familienbo­nus zum Trotz. Die Arbeitnehm­er haben 5,3 Prozent mehr eingezahlt als im selben Zeitraum des Vorjahrs, ein Plus von 676 Millionen Euro. Und die Unternehme­n haben sogar wieder um 9,6 Prozent mehr Körperscha­ftsteuer abgeliefer­t als noch 2018, um 321 Millionen Euro mehr. Summa summarum sind die Steuereinn­ahmen um 1,15 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Bereits im ersten Halbjahr sind die Einnahmen fast so stark gestiegen, wie man es für das Gesamtjahr erwartet hatte. Wenn jemand in der österreich­ischen Budgetpoli­tik die Erwartunge­n aller übertrifft, dann sind es eben die Steuerzahl­er und Steuerzahl­erinnen.

Dass Österreich dringend eine Steuerrefo­rm braucht, die diesen Namen auch verdient hat, ist offensicht­lich. Das gilt nicht nur für die Durchschni­ttsverdien­er, die laut der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Ent

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