Auf die Verarbeitung kommt es an
Lärmdämmung. Ein hellhöriges Haus ist wenig beliebt. Worauf man bei der Dämmung vor allem achten muss – und was man (nicht) tun kann, wenn diese bereits fehlerhaft verlegt wurde.
Ob die Welt lauter oder die Menschen lärmempfindlicher geworden sind – Ruhe zumindest in der eigenen Wohnung ist für die meisten heute ein Must-have. Nicht nur von außen, sondern auch vom Nachbarn nebenan. Doch nicht selten hören sich die Schritte von oben oder unten lauter an als der Lkw auf der Straße davor. Lauter Schwergewichte? Muss nicht sein: Eher Fehler bei der Trittschalldämmung.
Diese dient dazu, den Schall nicht weiterzuleiten – etwa durch Verwendung von Platten aus Polyethylenschaum, Mineralwolle oder Gummigranulaten, die vor dem Bodenaufbau verlegt werden. „Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Schall: den Luft- und den Körperschall“, erläutert Thomas Traub, Planer- und Architektenbetreuer bei Isover Austria. „Luftschall breitet sich in der Luft aus und wird von Bauteilen zum Teil reflektiert. Beim Körperschall werden die Schallwellen vom Erzeuger direkt auf die Bausubstanz übertragen.“Er entsteht durch Schritte oder Sesselrücken, meist im niederfrequenten Bereich.
„Bei der Trittschalldämmung muss also dafür gesorgt werden, dass der Boden schalltechnisch von anderen Bauteilen entkoppelt wird, damit sich der Schall auch nicht durch die Wand weiter fortsetzen kann“, sagt Traub. Die Materialien sollten dabei zu jenen passen, die im Haus bereits verwendet wurden – so braucht Schafwolle etwa Luft zum Atmen, in Öko-Häusern wiederum ist Kunststoffschaum eher kontraindiziert.
Die Herausforderung liegt darin aber nur in zweiter Linie. „Wird auf dem Bau schlampig gearbeitet, nützt letztlich auch das beste Material nichts“, erklärt Susanne Franner, Chefin von Franner Lärmschutz. „Wenn etwa die Trennstreifen an den Wänden nicht hoch genug sind, ist der Boden nicht entkoppelt, und der Schall wird nach wie vor durch die Wand weitergeleitet.“Traub präzisiert: „Eine schlechte Verarbeitung kann den Trittschallschutz fast unwirksam machen.“
Laute Folgen kann es auch haben, wenn der Dämmstoff dünner verlegt wird als vorgesehen. „Das kann passieren, wenn unsachgemäß oder ungeplant verlegt wird“, erklärt Traub. Und einen dritten Stolperstein gibt es, weiß Franner: „Fliesen- und Parkettkleber können ebenfalls zu einer Körperschallbrücke führen, die Schallschutz minimieren.“
Doch was tun, wenn sich der Nachbar anhört wie ein Elefant, obwohl er eigentlich Gazellenschrittchen macht? „Die Schwachstelle zu finden ist nicht einfach und ziemlich teuer. Man müsste im Prinzip den Boden plus Estrich den
Für die Trittschalldämmung eigenen sich diverse Dämmmaterialien wie etwa Polystyrol-Hartschaumplatten, Polyethylen-Schaumstoffplatten, Mineralwollplatten, Schaum aus Gummigranulaten oder auch Schafwolle. Die Auswahl sollte zu den Materialien des Hauses passen, die empfohlene Dicke sollte unbedingt eingehalten werden. entfernen und eine neue Trittschalldämmung legen – eine mehr als aufwendige Geschichte“, meint Traub. Franner sieht eine gewisse Problemlösung darin, eine abgehängte Decke anzubringen, „die natürlich von jedem anderen Bauteil schalltechnisch entkoppelt werden muss. Bei Bauten mit einer
Die Trittschalldämmung soll den Boden schalltechnisch von anderen Bauteilen trennen. Daher müssen auch an den Wänden großzügige Trennstreifen in der richtigen Dicke angebracht werden. Ebenfalls zu beachten ist, dass Fliesen- und Parkettkleber zu einer Körperschallbrücke führen können, die den Schallschutz minimiert. Zimmerhöhe von drei Metern ist das machbar, bei Neubauten aber fast unmöglich.“Ähnlich äußert sich Markus Schwarzmeier, Leiter der Anwendungstechnik und Architektenberatung bei Austrotherm: „Alles, was nachträglich bei Trittschalldämmungen als Maßnahme gesetzt werden kann, bedeutet einen extremen Aufwand und ist zum Beispiel bei Holz- oder Tramdecken kaum machbar.“Bei einer Immobiliensuche lohnt es sich also, das Gebäude auch auf eine wirksame Trittschalldämmung zu überprüfen.
Barbara Bauer von der Ibo (Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie) bringt einen anderen Aspekt ein: „Lärmempfinden ist individuell und hat auch eine psychische Komponente.“So stört der Lärm von sympathischen Nachbarn oft wesentlich weniger als der von jenen, mit denen man sich nicht versteht – oder die man gar nicht kennt. „Interessanterweise ist das bei uns ein großes Thema, in den kontaktfreudigeren Ländern Spanien oder den Niederlanden gibt es damit kaum Probleme.“Sich mit den Nachbarn ein wenig anzufreunden wäre daher eine mitunter mögliche psychologische Art von Lärmminderung. Oder man gewöhnt sich daran: Immer wiederkehrende Geräusche zur immer gleichen Zeit, wie des Nachbarn Schritte morgens und abends, blendet das Gehirn irgendwann ziemlich komplett aus.