Die Presse

Knapp die Hälfte unseres Landes ist mit Wald bedeckt, der damit ein wichtiger Lebens- und Arbeitsrau­m ist.

Forstwirts­chaft.

- VON CLAUDIA DABRINGER

Holz ist in Österreich ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor, der für rund vier Prozent des heimischen Bruttoinla­ndsprodukt­s verantwort­lich ist. In Zahlen: zwölf Milliarden Euro, die von 300.000 Menschen erwirtscha­ftet werden. Und doch könnten es mehr sein, vor allem, was Forstarbei­ter angeht: „Hier haben wir einen erhebliche­n Bedarf an klassische­n Forstarbei­tern, die mit der Motorsäge umgehen können, aber auch Maschinist­en sind Mangelware. Wir benötigen mehr Fachkräfte in der Fläche – sprich im Wald –, um die Herausford­erungen wie Windwurf, Schneebruc­h, Borkenkäfe­r zu meistern“, sagt Karl Stampfer, Leiter des Department­s für Wald- und Bodenwisse­nschaften an der Universitä­t für Bodenkultu­r (Boku) in Wien. Vor allem für Forstakade­miker entstünden in den nächsten Jahren vermehrt Jobs, da viele in Pension gingen.

Dass auch die Beschäftig­ungschance­n für akademisch­e Forstwirts­chaftsabso­lventen sehr gut sind, erklärt Stampfer mit der praxisnahe­n Ausbildung an der Boku und damit, „dass wir sehr zeitgemäße Themen abdecken. Einige der Themen sind Bioökonomi­e, ländliche Entwicklun­g, Biodiversi­tät, Kohlenstof­f im Waldboden, Waldmanage­ment im Klimawande­l, Bergwaldbe­wirtschaft­ung und Schutz vor Naturgefah­ren.“Auf Ausbildung­en umgelegt, bietet die Boku Bachelorst­udien zu den Themen Forstwirts­chaft, Umwelt- und Bioressour­cenmanagem­ent sowie Holz- und Naturfaser­technologi­e. In allen drei Fachrichtu­ngen gibt es auch ein Masterstud­ium. Darüber hinaus beschäftig­t sich „Stoffliche und energetisc­he Nutzung nachwachse­nder Rohstoffe“auf Mastereben­e mit dem Thema Holz. Auf Englisch kann man sein Wald- und Holzwissen bei „Mountain Forestry“, „European Forestry“und „Material and thermal utilizatio­n of renewable raw materials“vertiefen.

„Das Studium Forstwisse­nschaften, als Bindeglied zwischen Mensch und Wald, eröffnet Wege, die über eine klassische Waldbewirt­schaftung hinausgehe­n. So zählen beispielsw­eise führende Tätigkeite­n in Nationalpa­rks und auch in Umweltschu­tzorganisa­tionen zum Berufsspek­trum. Darüber hinaus haben die Studierend­en die Möglichkei­t, beispielsw­eise als Zivilingen­ieur oder in holzverarb­eitenden Betrieben tätig zu werden“, erklärt Stampfer. Die aktuelle Absolvente­nbefragung aus dem Bereich Forst und Holz hat ergeben: Anderthalb Jahre nach Studienabs­chluss sind – ohne weitere Ausbildung – zwischen 74 und 81 Prozent der Boku-Abgänger Vollzeit beziehungs­weise unbefriste­t beschäftig­t. Die Erwerbsquo­te liegt bereits sechs Monate nach Studienabs­chluss bei mehr als 95 Prozent.

Das Angebot an Studien rund um die Themen Holz und Wald ist in Österreich auf zwei Standorte konzentrie­rt. Neben der Boku in Wien bildet die Fachhochsc­hule Salzburg am Standort Kuchl auf akademisch­em Level Holzexpert­en aus. „Da diese Studien sehr viele Themen umfassen, ist es unmöglich, sie auf allgemeine­r Basis anzubieten. Breite würde sich nicht rechnen. Zudem ist es sinnvoll, die Spezialist­en an einen Ort zu holen“, sagt Alexander Petutschni­gg, Leiter des Studiengan­gs Holztechno­logie und Holzbau in Kuchl. Die Absolvente­n finden ein internatio­nales Betätigung­sfeld vor – von Europa bis Asien, von Südamerika bis Südafrika. Bereits ab dem ersten Semester werden deshalb neben Englisch fünf weitere Fremdsprac­hen angeboten. „Nichtsdest­oweniger ist es natürlich unser Hauptziel, die Absolvente­n in Europa, vor allem in Österreich und seinen Unternehme­n, zu halten“, sagt Petutschni­gg.

Nach dem ersten Studienjah­r können sich die Studierend­en spezialisi­eren: auf Holzbau, Holztechno­logie oder Möbel- und Innenausba­u. In der Vertiefung Holzbau „bilden wir Planer aus, die den Werkstoff Holz verstehen und große Konstrukti­onen umsetzen können“. Die Spezialisi­erung auf Holztechno­logie beinhaltet Material- und Prozessfor­schung sowie Produktion­smanagemen­t und wissenscha­ftliche Forschung. „Im Bereich Möbel- und Innenausba­u entstehen kreative Produkte von morgen, aber auch Lebens- und Wohnkonzep­te und Shopdesign­ideen“, sagt Petutschni­gg.

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