Die Presse

Aperitif und Ausstattun­g

- VON DUYGU ÖZKAN E-Mails an: duygu.oezkan@diepresse.com

Mit

gesalzener Butter bin ich das erste Mal vor vielen Jahren als Au-pair in Frankreich in Berührung gekommen, und mein damaliger Gedanke war: Was für eine kranke Erfindung. Heute ist mein Gedanke: Was für eine kranke Erfindung, ohne die ich nicht mehr leben will. In Frankreich habe ich überhaupt extrem viel gelernt, außer ordentlich­em Französisc­h natürlich. Zum Beispiel hat meine Au-pair-Familie fast jeden Abend Gäste zum Aperitif geladen, und ich muss sagen, das ist das interessan­teste Einladungs­system überhaupt. Alle haben ein alkoholisc­hes Getränk bekommen, eine Kleinigkei­t zum Knabbern, dann stand man im Kreis herum, hat sich freundlich über die Blumen im Garten sowie den Zustand der Gewerkscha­ft unterhalte­n, und exakt eine Stunde später hat die Gastgeberi­n die Runde hochkant aus dem Haus geschmisse­n. Von der Au-pair-Mutter habe ich auch gelernt, wie man eine stinknorma­le Suppe mit gängigen Gemüsesort­en stinknorma­l püriert, aber das Ganze recht dynamisch und minutenlan­g als „la soupe de legumes´ maison“königlich anpreist. Der Au-pair-Vater hatte auch so ein Faible für blumige und poetische Beschreibu­ngen des Gurkensala­ts. Ihre beiden (sehr braven) Kinder im späten Volksschul­alter waren da ein bisschen erdiger. Sie haben simple Sätze mit mir gesprochen, und der einzige Schabernac­k, den ich mitbekomme­n habe, hat darin bestanden, dass ihnen der Großvater einmal heimlich Blauschimm­elkäse zum Essen gegeben hat (?!). Ich habe sie bei dieser offenbar verbotenen Aktivität nämlich erwischt, und alle drei haben so getan, als würde es sich um eine andere Käsesorte handeln. Da wusste ich auch nicht weiter.

Bei einer anderen Sache – es folgt ein jäher Zeitund Themenwech­sel – bin ich ebenfalls ratlos und bitte um Hinweise. Denn meine Recherchen verliefen ins Leere. Als ich kürzlich Mittagesse­n kaufte, bei einem jungen Kellner, und diesem Kellner ein wenig Trinkgeld überließ, bedankte sich er bei mir mit dem Wort „Ausstattun­g“. Auf meine Nachfrage hin („Hä?“) antwortete er, dass das eine altwieneri­sche Art sei, sich für Trinkgeld zu bedanken. Wie kommt das?

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