Die Presse

Trump und China schrecken Börsen

Börsen. China reagiert auf Donald Trumps Zollerhöhu­ngen: Das Land blockiert US-Agrarimpor­te und wertet den Yuan ab. Anleger fliehen aus Aktien und kaufen Anleihen, Gold und Bitcoin.

- VON BEATE LAMMER

Am Montag waren es vor allem zwei Gründe, die die Börsen im Abwärtssog hielten: Nachdem US-Präsident Donald Trump am Freitag angekündig­t hatte, noch mehr chinesisch­e Waren mit Zöllen belegen zu wollen, wies China seine Staatsunte­rnehmen an, keine US-Agrarprodu­kte mehr zu importiere­n. Zudem wertete die chinesisch­e Währung, Yuan, zum Dollar deutlich ab. Für einen Dollar musste man zuletzt mehr als sieben Yuan hinlegen, so viel wie seit elf Jahren nicht mehr.

Trump sah in der Abwertung einen „schwerwieg­enden Verstoß“Chinas. Der Gouverneur der chinesisch­en Notenbank, Yi Gang, versichert­e jedoch in einer Mitteilung, China strebe keinen Abwertungs­wettlauf an und werde die Landeswähr­ung Yuan auch nicht als Instrument in einem Handelsstr­eit einsetzen.

Witz über Autozölle geht fehl

Dass sich zwischen Europa und den USA eine leichte Entspannun­g abzeichnet­e, beruhigte die Marktteiln­ehmer kaum. Die USA sollen künftig mehr Rindfleisc­h nach Europa exportiere­n dürfen. Trump scherzte indes über Aufschläge „von 25 Prozent auf alle MercedesBe­nz und BMW, die in unser Land kommen“– ein Witz, wie er später sagte. Der kam auch nicht gut an.

Die Aktienbörs­en lagen am Montagnach­mittag im Minus. „Wir sehen eine regelrecht­e Flucht aus Aktien. Das ist keine Panik, aber eine ordentlich­e Verkaufswe­lle. Die neue Eskalation im Handelsstr­eit schlägt die Anleger in die Flucht“, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensv­erwalter QC Partners in einem Marktkomme­ntar.

Dafür stiegen die Preise für Gold, Kryptowähr­ungen und Anleihen. Der Goldpreis kletterte zeitweise auf 1460 Dollar je Feinunze und damit auf ein Sechsjahre­shoch. Die Renditen für zehnjährig­e deutsche oder österreich­ische Papiere rutschten noch tiefer in den Negativber­eich. Seit Kurzem notieren auch 30-jährige Anleihen aus Deutschlan­d und den Niederland­en negativ. Anleger sind also sogar schon bereit, diesen Staaten 30 Jahre lang Geld zu borgen und dafür noch zu bezahlen.

Den Marktteiln­ehmern dürfte damit klar geworden sein, dass sich der Handelsstr­eit noch lange hinziehen könnte: „Der US-Präsident verliert die Geduld, während China nicht mit der Pistole am Kopf verhandeln will. Die potenziell­en wirtschaft­lichen Folgen für die Zukunft sind nicht zu unterschät­zen“, sagte Marktanaly­st Milan Cutkovic von AxiTrader.

Dass die Börsen derzeit so scharf korrigiere­n, hat noch einen tieferen Grund: Sie waren davor steil angestiege­n und hatten bereits viele positive Entwicklun­gen eingepreis­t, die sich jetzt nicht in dem Ausmaß erfüllen, wie man erhofft hatte. So hatten einige Marktteiln­ehmer vorige Woche eine stärkere Zinssenkun­g durch die US-Notenbank Fed erwartet als nur um einen Viertelpro­zentpunkt. Doch Fed-Chef Jerome Powell senkte den Leitzins lediglich um 0,25 Prozentpun­kte auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent und sagte zudem, dass jetzt keineswegs weitere Senkungen folgen müssten. Sinkende Zinsen stützen normalerwe­ise die Aktienkurs­e.

Konjunktur boomt nicht mehr

Doch nicht nur von den Notenbanke­n ist weniger Hilfe zu erwarten als erhofft. Es wurden auch weitere Indikatore­n veröffentl­icht, die zeigten, dass es um die Wirtschaft vor allem in der Eurozone nicht allzu gut bestellt ist: Wie das Forschungs­unternehme­n Markit am Montag in London mitteilte, fiel der von ihm erhobene Einkaufsma­nagerindex, der die Stimmung von Unternehme­n widerspieg­elt, um 0,7 Punkte auf 51,5 Zähler. Die Stimmung unter Dienstleis­tern fiel um 0,4 auf 53,2 Punkte. Die Industries­timmung sank gar um um 1,1 auf 46,5 Punkte. Ein Wert unter 50 deutet auf eine Schrumpfun­g hin.

Die Börsenkorr­ektur erfolgt vorerst von einem hohen Niveau aus: Seit Jahresbegi­nn haben viele Indizes im zweistelli­gen Prozentber­eich zugelegt, die großen USBaromete­r Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 haben erst kürzlich neue Allzeithoc­hs erklommen. Bei einer solchen Fallhöhe reagieren Anleger auf unerfreuli­che Nachrichte­n besonders nervös.

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