Die Presse

Russland ersetzt den Dollar durch den Euro

Handel. Putin macht ernst und verdrängt den Dollar aus dem Geschäft: Bei Russlands Handel mit Europa und China steigt der Anteil an Euro-Zahlungen rasant. Mit Indien handelt Russland sogar in der eigenen Währung, dem Rubel.

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Angesichts des atemlosen Handelskri­eges zwischen Peking und Washington kann man leicht übersehen, dass die USA auch Russland mit einer Reihe von Sanktionen belegt haben. Der russische Präsident Wladimir Putin hat deshalb schon mehrmals angekündig­t, sich im internatio­nalen Handel vom US-Dollar verabschie­den zu wollen – auch, damit die russische Wirtschaft weniger anfällig ist.

Inzwischen sind den Worten auch Taten gefolgt, wie die aktuellste­n Daten aus der russischen Zentralban­k zeigen. Das rohstoffre­iche Land nutzt den Dollar immer weniger, obwohl der die internatio­nale Leitwährun­g ist, in der auch die Rohstoffpr­eise festgelegt werden. Stattdesse­n setzt Russland auf eine Reihe von Alternativ­en. Profitiere­n kann vor allem der Euro. Der steht kurz davor, den Dollar im Handel zwischen Russland und der Europäisch­en Union zu überholen. Der Anteil des Euros ist binnen eines Jahres von 32 auf 42 Prozent gestiegen.

„Es gibt starke Anreize, diesen Wechsel zu machen. Nicht nur für Russland sondern auch für die Handelspar­tner“, sagte Dmitry Dolgin, Ökonom bei der ING Bank in Moskau, zu „Bloomberg“. Im Fall von Europa ist der Anreiz klar: Für Staaten und Länder der Eurozone gibt es eigentlich nur Vorteile, wenn man den Handel mit Russland in der eigenen Währung abwickeln kann.

Plus, so Dolgin: „Auch die EU kommt in Handelsfra­gen zunehmend unter Druck aus den USA.“Ähnlich geht es bekannterw­eise China. Und auch hier kann der Euro profitiere­n.

Neue Infrastruk­tur

Hier ist die Veränderun­g viel größer und plötzliche­r. Bis Anfang 2018 hatte der Euro kaum Bedeutung im Handel zwischen China und Russland, der Dollar lag bei über 80 Prozent. Seitdem hat sich der Anteil des Dollars halbiert, während der des Euros auf fast 40 Prozent gestiegen ist.

Erleichter­t wurde dieser Wechsel durch den Aufbau einer neuen Zahlungsin­frastruktu­r, die Peking und Moskau unter Umgehung des Dollars miteinande­r verbindet. Dazu kommt, dass der Yuankurs von China stark kontrollie­rt wird, weshalb die chinesisch­e Währung als Alternativ­e zum Dollar nicht so attraktiv ist wie der Euro.

Russland hat ein jährliches Handelsvol­umen von rund 690 Mrd. Dollar – und bei knapp mehr als der Hälfte der Geschäfte wird weiterhin in Dollar abgerechne­t. Aber weniger als fünf Prozent des Handels findet direkt mit den USA statt. Moskau hat also noch Raum, den Dollarante­il weiter zu drücken. Besonders gut ist das beim Handel mit Indien gelungen.

Auch hier lag der Dollarante­il Anfang 2018 noch bei 80 Prozent. Inzwischen ist er auf 20 Prozent gefallen. Auch hier setzt Russland auf neue Infrastruk­tur, die Indien Zugang zum Rubel gibt, in dem inzwischen fast 80 Prozent des Handelsvol­umens abgewickel­t werden. (jil)

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