Käufer aus Emiraten sorgt für Comeback der Waagner-Biro
Chance. Der Nachfolger des insolventen Stahlbaus startet mit Geld aus Abu Dhabi neu.
Als die Waagner-Biro AG Ende Oktober 2018 in die Insolvenz schlitterte und infolgedessen das gesamte Unternehmen mit rund 1500 Beschäftigten zusammenbrach und zerschlagen werden musste, war der Schock groß. Schließlich zählte das Unternehmen, das zu 36,4 Prozent der Familie des Industriellen Herbert Liaunig gehörte, zu den Aushängeschildern der heimischem Industrie. Der Spezialist für komplexe Stahl-Glas-Konstruktionen von der Reichstagskuppel und dem Sony Center in Berlin über den Hof des British Museum bis zum Louvre Abu Dhabi hatte ein internationales Renommee.
Während die ebenfalls insolvente Brückenbau-Tochter von der deutschen WBBS Holding und die nicht insolvente Bühnentechnik vom Sanierer Erhard Grossnigg gekauft worden waren und so der Weiterbestand gesichert werden konnte, sah es für das „Herz“des Konzerns, den Stahl-Glas-Bau, schlecht aus. Nach der Liquidation schien das Aus sicher.
Mitnichten: Es gibt jetzt doch ein Comeback der Stahlbaugesellschaft. Sie heißt nun, nach der bereits im Firmenbuch eingetragenen und von Masseverwalter Stephan Riel abgesegneten Neugründung, Waagner-Biro Steel and Glass. Geschäftsführer ist Johann Sischka, seit 35 Jahren im Unternehmen und bis 2017 Vorstand der Waagner-Biro Stahlbau AG. „Ich habe immer an eine Zukunft geglaubt und wollte mich nicht abfinden, dass das gesamte Knowhow verloren gehen sollte“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“.
Weshalb er unmittelbar nach dem Konkurs der WB AG und der Stahlbau AG Kontakt mit Riel aufgenommen und gleichzeitig alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um einen Investor zu finden. Denn eines war klar: Ohne finanzstarken Partner würde es keinen Neuanfang geben können. Über den langjährigen Geschäftspartner Peter Zeman (Zeman Stahlkonstruktionen) kam Sischka in Kontakt mit Jürgen Badawi. Der Handelskaufmann, der seit vielen Jahren in Österreich arbeitet, ließ seine Kontakte spielen.
Fündig wurde man in den Emiraten: Abdullah Al Mansouri, Geschäftsmann aus Abu Dhabi, der unter anderem eine Fabrik für Spezialglas besitzt, ist der Käufer. Er stellt das Startkapital, einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, zur Verfügung. Für Sischka bietet der Investor mehrere Vorteile: Al Mansouri sei ein strategischer Partner und daher am Fortkommen der neuen Firma interessiert. Andererseits übernimmt er auch die beiden nicht insolventen Töchter – die WB Ltd. in Großbritannien und die WB Emirates LLC in Abu Dhabi. Gerade bei Letzterer sollten sich am Golf neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.
Dort war Waagner-Biro seit vielen Jahren gut im Geschäft. Just Zahlungsausfälle beim Louvre – und in Russland bei einem Projekt für die Gazprom in St. Petersburg – brachten WB ins Schwanken.
Die Probleme in den Emiraten seien inzwischen planiert, berichtet Sischka. Zudem habe man schon zwei größere Projekte an Land gezogen. „Wir fangen also nicht bei null an.“Zumal er davon ausgeht, auch einen Teil der hoch qualifizierten Mitarbeiter zurückholen zu können. Letztlich schwebt Sischka ein Pool von Fachkräften vor, die projektabhängig global eingesetzt werden können.
Schwieriger sei die Situation in Großbritannien, obwohl WB dort viele Projekte gemacht und sich einen guten Ruf erworben hat. „Wir wollen trotz Brexit bleiben“, sagt Sischka. Nach wie vor gebe es dort viele renommierte Architekturbüros wie jenes von Norman Foster, mit denen man schon zusammengearbeitet hat. „Die arbeiten weiter, und wir wollen dabei sein.“