Salzburg: Plädoyer für die Mozart-Quintette
Das Quatuor Modigliani mit Sabine Meyer und Lawrence Power als jeweils fünftem Rad am Wagen.
Zu Mozarts Zeit gab es noch keine Bratscherwitze. Aber er hat sie gleich präventiv so wunderbar widerlegt wie kein anderer mit seiner speziellen Liebe für die Viola, dieses oft gering geschätzte Instrument. Im Quartett mit Haydn, Dittersdorf und Vanhal spielte Mozart just die Bratsche; in seiner Sinfonia concertante tritt sie nicht nur als zweites Soloinstrument auf, sondern dort teilen sich auch die Orchesterbratschen in zwei Stimmen. Und dann sind da noch Mozarts gloriose Streichquintette, bei denen er zur klassischen Vierzahl der Musiker eine zusätzliche Viola holt und zum Dreh- und Angelpunkt eines flexiblen Tonsatzes macht. Einmal übernimmt sie den Bass eines hoch gelegenen, ein anderes Mal die Oberstimme eines tiefen Streichtrios, dann tritt die Bratsche auch solistisch aus dem ganzen Quintett hervor und so weiter.
Die Eleganz dieser wechselnden Kombinatorik erzielt einen besonderen Zauber – und im Mozarteum sprühten die Pointen. Gleichgültig, dass der typmäßig fast schalkhafte Lawrence Power sich mit dem zweiten Bratschenpart begnügte und seinem Kollegen Laurent Marfaing vom immer noch jungen, aber betont distinguierten Quatuor Modigliani die beschriebene Rolle des musikalischen Scharniers überließ. Denn die stets wachsame Feinabtönung, das lauschende Anpassen an die kaleidoskopisch im Fluss bleibenden Anforderungen funktionierte bestens, sowohl im schwerblütigen g-Moll-Quintett KV 516 als auch in dessen D-Dur-Schwesterwerk KV 593.
Samtweicher Klarinettenklang
Dieses wirkt im Vergleich geradezu heterogen mit seinen übersprudelnden Ideen: Die manchmal geradezu harschen Motiv- und Stimmungswechsel halten Musiker wie Zuhörer auf der Sesselkante. Etwas neutraler, weniger gelöst allerdings wirkte die Musizierhaltung nach der Pause. An der hervorragenden Sabine Meyer mit ihrem unvermindert cremig-dunklen, auch im Pianissimo samtweichen Klarinettenklang lag es nicht, dass das Klarinettenquintett KV 581 etwas starrer schien. Freilich ist es nicht minder beglückend, aber doch anders komponiert und stellt das fünfte Instrument dem Quartett eher gegenüber, als es einzubinden. Nicht alle von Meyers Impulsen schienen auf offene Ohren zu stoßen, dafür wirkten die Franzosen etwas zu sehr mit sich und ihren Parts beschäftigt. Dem Jubel tat das keinen Abbruch.