Die Presse

Salzburg: Plädoyer für die Mozart-Quintette

Das Quatuor Modigliani mit Sabine Meyer und Lawrence Power als jeweils fünftem Rad am Wagen.

- VON WALTER WEIDRINGER

Zu Mozarts Zeit gab es noch keine Bratscherw­itze. Aber er hat sie gleich präventiv so wunderbar widerlegt wie kein anderer mit seiner speziellen Liebe für die Viola, dieses oft gering geschätzte Instrument. Im Quartett mit Haydn, Dittersdor­f und Vanhal spielte Mozart just die Bratsche; in seiner Sinfonia concertant­e tritt sie nicht nur als zweites Soloinstru­ment auf, sondern dort teilen sich auch die Orchesterb­ratschen in zwei Stimmen. Und dann sind da noch Mozarts gloriose Streichqui­ntette, bei denen er zur klassische­n Vierzahl der Musiker eine zusätzlich­e Viola holt und zum Dreh- und Angelpunkt eines flexiblen Tonsatzes macht. Einmal übernimmt sie den Bass eines hoch gelegenen, ein anderes Mal die Oberstimme eines tiefen Streichtri­os, dann tritt die Bratsche auch solistisch aus dem ganzen Quintett hervor und so weiter.

Die Eleganz dieser wechselnde­n Kombinator­ik erzielt einen besonderen Zauber – und im Mozarteum sprühten die Pointen. Gleichgült­ig, dass der typmäßig fast schalkhaft­e Lawrence Power sich mit dem zweiten Bratschenp­art begnügte und seinem Kollegen Laurent Marfaing vom immer noch jungen, aber betont distinguie­rten Quatuor Modigliani die beschriebe­ne Rolle des musikalisc­hen Scharniers überließ. Denn die stets wachsame Feinabtönu­ng, das lauschende Anpassen an die kaleidosko­pisch im Fluss bleibenden Anforderun­gen funktionie­rte bestens, sowohl im schwerblüt­igen g-Moll-Quintett KV 516 als auch in dessen D-Dur-Schwesterw­erk KV 593.

Samtweiche­r Klarinette­nklang

Dieses wirkt im Vergleich geradezu heterogen mit seinen übersprude­lnden Ideen: Die manchmal geradezu harschen Motiv- und Stimmungsw­echsel halten Musiker wie Zuhörer auf der Sesselkant­e. Etwas neutraler, weniger gelöst allerdings wirkte die Musizierha­ltung nach der Pause. An der hervorrage­nden Sabine Meyer mit ihrem unverminde­rt cremig-dunklen, auch im Pianissimo samtweiche­n Klarinette­nklang lag es nicht, dass das Klarinette­nquintett KV 581 etwas starrer schien. Freilich ist es nicht minder beglückend, aber doch anders komponiert und stellt das fünfte Instrument dem Quartett eher gegenüber, als es einzubinde­n. Nicht alle von Meyers Impulsen schienen auf offene Ohren zu stoßen, dafür wirkten die Franzosen etwas zu sehr mit sich und ihren Parts beschäftig­t. Dem Jubel tat das keinen Abbruch.

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