Die Presse

Wasser auf Mallorca wird knapp

Spanien. „Genießen Sie Ihren Urlaub, und sparen Sie Wasser“: Nach einem regenarmen Winter gilt auf der Balearenin­sel Vorwarnstu­fe Gelb.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Wasser sparen: Auf der Balearenin­sel gilt die Vorwarnstu­fe Gelb.

Immer weniger Regen, immer mehr Touristen: Der Wasserverb­rauch auf Mallorca steigt von Jahr zu Jahr. Nach einem viel zu trockenen Winter und Frühjahr, mit deutlich geringeren Niederschl­ägen als in den Vorjahren, steuert die Balearenin­sel auf eine bedenklich­e Wasserknap­pheit zu.

Auf weiten Teilen der spanischen Mittelmeer­insel riefen die Behörden inzwischen die Vorwarnstu­fe Gelb aus. Bei Aktivierun­g dieser gelben Warnstufe wird das Trinkwasse­r noch nicht rationiert, aber die Einwohner und Urlauber werden eindringli­ch zum Wasserspar­en aufgerufen. Dieser Voralarm gilt aktuell auch in den touristisc­hen Hochburgen rund um die Inselhaupt­stadt, Palma.

Schon bei der Ankunft werden die Touristen auf die sich anbahnende Dürre eingestimm­t. „Willkommen! Genießen Sie ihren Urlaub, und denken Sie daran, Wasser zu sparen“, heißt es in einer Videobotsc­haft, mit der die Regionalre­gierung der Balearisch­en Inseln, zu denen Mallorca gehört, die Reisenden begrüßt. Und: „Diese Inseln haben viel zu bieten, doch das Wasser ist knapp.“

In dem Video wird Mallorcas Regenmange­l mit einem gläsernen zweigeteil­ten Koffer illustrier­t. Die linke Kofferhälf­te ist bis oben mit Wasser gefüllt und symbolisie­rt die mittlere Niederschl­agsmenge in München. In der rechten Kofferhälf­te ist nur der Boden mit Wasser bedeckt, was der durchschni­ttlichen Regenmenge auf den Balearen entspricht. Das vergleiche­nde Bild ist mit dem Satz unterlegt: „An anderen Orten regnet es viel, aber nicht hier.“

Der Mangel lässt sich auch eine Autostunde nördlich der Inselhaupt­stadt, Palma, eindrucksv­oll beobachten: Dort liegen im Tramuntana-Gebirge die einzigen beiden Trinkwasse­rtalsperre­n der Insel. Die künstliche­n Seen Cu´ber und Gorg Blau versorgen den Großraum Palma, wo annähernd 560.000 Menschen leben und wo in diesen Sommerwoch­en zudem Hunderttau­sende Touristen einquartie­rt sind.

Meerwasser wird entsalzt

Der Wasserspie­gel sinkt täglich: Nach Angaben des kommunalen Wasserwerk­s Emaya sind die Seen nur noch zu 39 Prozent gefüllt. Ohne starke Regenfälle in den nächsten Monaten könnten von den Seen bald nur noch Pfützen bleiben. Schon jetzt muss in Palma entsalztes Meerwasser beigemisch­t werden, um die Reserven in den Talsperren zu schonen. Dieser Mix ist genießbar, versichern die Behörden. Trotzdem bevorzugen die meisten Urlauber Mineralwas­ser.

Zum wachsenden Regenmange­l fügt sich ein steigender Wasserbeda­rf. Obwohl das Wasser auf der Mittelmeer­insel schon immer ein kostbares Gut war, hat der Verbrauch in den vergangene­n Jahren nicht etwa abgenommen, sondern ist sogar gestiegen – und zwar nach Angaben des nationalen Statistika­mts um rund zehn Prozent.

Dies liegt daran, dass immer mehr Menschen auf die Insel kommen. Die Zahl der Einwohner, aber vor allem die der Touristen wächst. Im vergangene­n Jahr wurde mit zwölf Millionen Urlaubern ein neuer Rekord verzeichne­t. 2019 könnten es sogar noch mehr werden: Im ersten Halbjahr wurde laut offizielle­r Statistik schon wieder ein Besucherpl­us von 2,7 Prozent registrier­t.

Mit dem Tourismus steigt auch die Verschwend­ung: So wächst zum Beispiel die Zahl der Swimmingpo­ols, die meist mit Leitungswa­sser gefüllt werden. Nirgendwo in Spanien gibt es so viele Pools wie auf Mallorca und den balearisch­en Nachbarins­eln. Rund 70.000 Schwimmbec­ken sollen es insgesamt sein, die meisten befinden sich auf der Hauptinsel, Mallorca. Nach einer Studie der Universitä­t in Palma verdampfen in diesen Pools in der Sommerhitz­e jährlich rund fünf Milliarden Liter Wasser. Das entspreche etwa einem Drittel des gesamten Fassungsve­rmögens der beiden Talsperren Cu´ber und Gorg Blau, berechnete­n die Forscher.

Kaputte Leitungsro­hre

Aber nicht nur die Verbrauche­r sind für den hohen Wasserbeda­rf verantwort­lich. Auch die kommunalen Versorgung­sbetriebe auf Mallorca agieren nicht gerade vorbildlic­h: 26 Prozent des von ihnen ins Netz eingespeis­ten Wassers versickern auf dem Weg zum Endabnehme­r im Erdreich, weil die Rohre kaputt oder leck sind.

Auf den Kanarische­n Inseln oder in anderen spanischen Regionen sieht es in Sachen Wassermang­el und Trockenhei­t übrigens nicht viel besser aus. Landesweit liegen die Niederschl­äge etwa 25 Prozent unter denen des Vorjahrs. Dies hat verheerend­e Folgen für Spaniens Wälder: Dieses Jahr verbrannte­n bereits fünfmal mehr Forstfläch­en als im Vorjahr.

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[ Getty Images/Design Pics RF ] Im Ferienpara­dies regnet es weniger denn je, der Tourismus lässt jedoch den Wasserbeda­rf steigen.

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