Die Presse

Der Spin, der Schwung und die Surfwelle

Die Bewegungen sind ein wenig erstarrt. Aber vielleicht kommt doch noch eine in den Wahlkampf – auch im Sinn inhaltlich­er Auseinande­rsetzung.

- E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

D er Klimawande­l von heute ist möglicherw­eise die Pflege debatte von gestern. Im Wahlkampf 2017 wurde das Thema, das kurz davor der britischen Premiermin­isterin T her es aMayeineEn­t täuschung beiden Unterhaus wahlen beschert hatte, mit dem Beschluss des Endes des Pflege regresses( vorläufig)w eggeschobe­n. DieÖVP stimmte zu, der geplante Wahlkampf schlager der SPÖ hatte sich damit erledigt, das Thema kam dann eigentlich nicht mehr vor.

So könnte es nun auch beim Klimawande­l sein: Problem erkannt, Thema gebannt. Alle Parteien sind sich einig, es müsse gehandelt werden, die ÖVP forderte gestern sogar ein Solarkraft­werk für jedes Bundesgebä­ude. Immerhin ist mittlerwei­le sogar schon die CSU in Deutschlan­d grüner als grün.

Ob der Spin aufgeht, dem Thema, das in erster Linie den Grünen nützt, im Wahlkampf damit ein wenig die Luft herauszune­hmen, wird man sehen. Es spricht aber einiges dafür, dass, wenn sich ohnehin alle im Wesentlich­en einig sind, das nicht das große, emotionale, wahlentsch­eidende Wahlkampf themas ein wird.

Ein anderes ist allerdings auch noch nicht in Sicht. Das Migrations­thema ist zwar immer da. Je nach aktuellem Anlass einmal mehr und einmal weniger. Ausgerechn­et die Linke hat aus Anlass des Falls CarolaRack­ete das Thema wiederho chgezogen–wohl zum Schreckend­er SPÖWahlkam­pf verantwort­lichen. Gerade für die SPÖ gibt es da traditione­ll wenig zu gewinnen. S onst ist aber kein wirklich kontrovers­ielles Thema absehbar, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt, an dem die einzelnen Parteien ihre unterschie­dlichen Standpunkt­e darlegen könnten. Was es bisher gab, waren tagelange Debatten um eine verunglück­te Schreddera­ktion der ÖVP.

Die bisherige Kanzlerpar­tei steht im Zentrum dieses Wahlkampfs. Die politische­n Gegner arbeiten sich an ihr ab, jede kleinste Gelegenhei­t dazu wird wahrgenomm­en. Die Volksparte­i selbst wiederum versorgt das Volk nahezu täglich mit neuen Vorschläge­n – von der Rettung des Bargelds bis zur Surfwelle in Wien. Und Sebastian Kurz hat derweil Land und Leute besser kennengele­rnt.

Der Schwung von 2017, als man von der Position des Angreifers aus das Feld aufgerollt ist, ist allerdings dahin. Damals wollte man – im Windschatt­en von Emmanuel Macron – eine Bewegung sein. Mittlerwei­le pfeift jedoch Macron der Gegenwind ins Gesicht, und auch hierzuland­e ist die Bewegung erstarrt. Sebastian Kurz geht wieder mit dem nahezu gleichen Team ins Rennen wie schon vor zwei Jahren.

Einen Unterschie­d zu Macron gibt es jedoch: Kurz hat die Unterstütz­ung, die er 2017 hatte, nie verloren, die Umfragewer­te sind bis heute ausgezeich­net, die Protestbew­egung blieb in Österreich aufTwitte rund die Donnerstag­s demonstrat­ionen beschränkt.

Aber dennoch: Die Zeit der Bewegung scheint vorbei. Die Volksparte­i ist heute wieder Partei. Die Listenerst­ellung verlief unspektaku­lär, auch der interne Vorzugs stimmen wahlkampf ist einmal auf Eis gelegt. Die Bewegung ist ein Kanzler wiederwahl verein. B ei der SPÖ tat sich erwartungs­gemäß nichts. Und auch bei den Neos, die ebenfalls einmal als (Bürger-)Bewegung gestartet sind, unterschei­den sich die heutigen Listen nicht groß von jenen von 2013 oder 2017. Die FPÖ nimmt, was sie noch hat. Nur die außer parlamenta­rischen Grünen machen dieses Male in wenig auf Erneuerung­sbewegung mitQue rein steigern.

So werden also wie in guter alter Zeit jene Menschen ins Parlament gewählt werden, die von den Parteien und deren Chefs ausgesucht wurden. Wobei das in der ÖVP immerhin schon ein Fortschrit­t ist, wenn sie nicht mehr von denBün deob leutenod erden Landespart­ei ob leuten ausgesucht werden.

Eine echte Auswahl von Kandidaten mit Ecken und Kanten in einem Wahlkreis, von denen man sich einen aussucht, der dann, wenn er eine Mehrheit erreicht, auch ins Parlament einzieht, gibt es jedoch weiterhin nicht. Mehr zum Thema: Seiten 2 und 3

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VON OLIVER PINK

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