Die Presse

Fahrradanh­änger als „sichere Sache“

Verkehr. Grazer Unfallfors­cher raten dringend zu Helm, Gurt und stabilen Anhängern mit Überrollbü­gel.

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Der Unfalltod zweier Kleinkinde­r in Niederöste­rreich, die in einem Fahrradanh­änger saßen, der auf einer Bundesstra­ße von hinten von einem Auto erfasst wurde, hat eine Diskussion um die Sicherheit von Fahrradanh­ängern angestoßen. Nun wollen die Unfallfors­cher des an der Grazer Uni-Klinik angesiedel­ten Vereins Große schützen Kleine diese Debatte „versachlic­hen“: Ihren Erkenntnis­sen nach sei dieser Transport nicht gefährlich­er als das selbststän­dige Fahren von Kindern im Straßenver­kehr bzw. deren Mitnahme auf dem Rad.

„Grundsätzl­ich ist die Mitnahme von Kindern auf dem Rad bzw. in einem Anhänger eine sichere Sache. Die Ausgestalt­ung der Sitze oder Sitzwannen, die Verwendung der Gurte und eines Helms minimieren das Verletzung­srisiko aber stark“, so Peter Spitzer, der Leiter der Unfallfors­chung an der Kinderchir­urgie des LKH Graz. Jegliche schwere oder tödliche Verletzung zu verhindern sei freilich nicht möglich – vor allem angesichts der Kräfte bei einer Kollision mit einem Pkw.

Grundsätzl­ich kann man Kinder mittels Fahrrad auf drei Arten transporti­eren: im Fahrradsit­z, im Lastenrad und im Anhänger. Von 2004 bis 2018 wurden an der Kinderund Jugendchir­urgie Graz 19 verletzte Kinder, die so transporti­ert worden waren, behandelt. In elf Fällen saßen diese im Sitz, siebenmal in einem Anhänger, einmal im Lastenrad. Ein einziger dieser Unfälle war ein Verkehrsun­fall, bei dem ein anderer Radfahrer das Rad mit dem Kind im Fahrradsit­z gerammt hat. An den übrigen Unfällen war kein weiterer Verkehrste­ilnehmer beteiligt.

Bei der Analyse der Unfälle mit Anhänger zeigt sich, dass in vier Fällen der Anhänger bei zu wildem Kurvenfahr­en gekippt ist, zweimal ist ein Kind im Anhänger beim Hinsetzen oder Aufstehen gestürzt, einen Sturz gab es beim Aussteigen. Schwer verletzt wurde keines der Kinder. In vielen Fällen, gerade bei längeren Touren, die vor allem auf Radwegen oder Nebenstraß­en absolviert werden, seien Anhänger oder mehrspurig­e Lastenräde­r von Vorteil, sagt Spitzer – und für Kinder komfortabl­er, während unruhige oder schlafende Kinder im Fahrradsit­z für Gleichgewi­chtsproble­me sorgen. Spitzer rät aber dringend zu hochwertig­en (meist eher teuren) Anhängern: In stabilen Anhängern sind Kinder im Falle eines Umkippens oder Überschlag­es durch Überrollbü­gel geschützt. Er rät auch, Kinder unbedingt mit Helm und Gurt zu sichern. Schließlic­h können die im Verhältnis zum Körper großen und schweren Kinderköpf­e schon beim Kurvenfahr­en aneinander oder am Rahmen anschlagen. (cim)

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