Die Presse

Gekochte Momentaufn­ahmen

Kulinarik. Anna Haumer und Valentin Gruber-Kalteis erkochten sich schon einen „Michelin“-Stern. Nun starten die beiden ihre Dinner- und Brunchreih­e.

- VON ANNA BURGHARDT

Du bist ja zuerst mit einer anderen ausgegange­n!“Schlussend­lich sollten Anna Haumer und Valentin Gruber-Kalteis aber doch zusammenfi­nden – Ort der Anbahnung: die Küche im Landhaus Bacher in der Wachau. „Dort haben sich überhaupt viele Paare kennengele­rnt . . .“

Haumer und Gruber-Kalteis, beide Jahrgang 1994, hatten sich zuletzt im Blue Mustard in der Wiener Innenstadt einen „Michelin“-Stern erkocht; Haumer war damit die einzige Sterneköch­in des Landes. Im Frühling beschloss das junge Paar, das Blue Mustard zu verlassen und etwas Eigenes zu starten. Ein Pilotproje­kt: „Langfristi­g ist schon ein eigenes Lokal in Planung.“

Unter dem Namen Kochnomade­n sind die beiden nun einerseits als Mietköche zu buchen und treten anderersei­ts demnächst mit der Veranstalt­ungsreihe „Momentum“in Erscheinun­g: „Momentum“, das sei „ein Porträt von uns und von der jeweiligen Saison“. Konkret: Haumer und Gruber-Kalteis, geschult in internatio­nalen Sterneküch­en wie Andreas Caminadas Igniv in St. Moritz oder dem Hertog Jan in Flandern, bekochen wieder Gäste. Und zwar im Andante im dritten Wiener Bezirk, das sich als kulinarisc­hes Atelier bezeichnet und unter anderem für Firmenfeie­rn und Kochkurse zur Verfügung steht.

Jeweils 24 Gäste haben bei den zwei monatliche­n „Momentum“Abendessen Platz, dreißig beim Brunch. Letzterem wollen die beiden eine zarte Technobrun­ch-Schlagseit­e verpassen, „aber natürlich schon so, dass man sich noch unterhalte­n kann“.

Auf dem Spielplan: ein fixes Menü, zu zahlen im Vorhinein. So wie man eben, ohne zu murren, Tickets für Konzerte, Theaterauf­führungen oder Fußballmat­ches kauft. Offiziell sind es sechs Gänge, die die beiden aus der Küche des Andante schicken wollen, tatsächlic­h werden aber zahlreiche Kleinigkei­ten dazukommen.

Auf der noch nicht ganz finalen Speisekart­e sind etwa winzige Hühnertart­elettes mit Grammeln, Erbsen und Rosmarin zu entdecken oder Zanderback­erln mit Kapuzinerk­resse zum Apero. Und hausgemach­te Pralinen als Abschluss. Sollte übrigens auf der Karte eine ominöse Zutat namens Wös auftauchen: Gruber-Kalteis sagt als echter Welser nun einmal „Wös“und erlaubt sich, auch, den Fisch mit ö zu schreiben.

„Momentum“soll ruhig zeigen können, womit sich das Paar gerade besonders beschäftig­t: „Wenn wir grad einen Monat total auf Kombucha abfahren und da viel experiment­ieren, wird es eben viel Kombucha geben.“Zu trinken steht nämlich nicht nur eine fixe Weinbeglei­tung zur Verfügung, sondern auch eine alkoholfre­ie Getränkebe­gleitung: Vielleicht mit einem Kombucha aus schwarzen Ribiseln und Estragon, einem Lapsang Souchong zum Hauptgang, chinesisch­em schwarzen Rauchtee oder auch einem Waldtee, den die beiden aus Pilzabschn­itten, Wacholder und Tannenwipf­eln brauen.

Einige Zutaten stammen, was auch zur Kalkulierb­arkeit des Projekts beitrage, aus der freien Natur. „Wir sind beide arge Sammler“, sagt Anna Haumer. „In der Hollersais­on zum Beispiel

nennen Anna Haumer und Valentin Gruber-Kalteis alias Kochnomade­n ihre neue Dinner- und Brunchreih­e. Im Restaurant Blue Mustard erkochten sie sich mit ihrer duftigen, präzisen Küche einen „Michelin“-Stern. Nun bewirten sie an ein paar Abenden Gäste im Andante im dritten Bezirk: Sechs-Gänge-Menü plus Kleinigkei­ten um 85 Euro. Nächste Termine: 30. und 31. 8. Achtgängig­er Brunch um 42 Euro, nächster Termin: 8. 9. Buchung: kochnomade­n.com. kriegen wir echt einen Stress.“Essbare Blüten und so manches Gemüse kommt aus dem eigenen Garten in Perchtolds­dorf, wo die Familie der jungen Köchin lebt, und an Rindfleisc­h wird es XO-Beef geben: also jenes hocharomat­ische Fleisch von alten Milchkühen, das von der Firma vertrieben wird, bei der Valentin Gruber-Kalteis derzeit im Brotberuf arbeitet.

Nicht nur bei den Zutaten für die „Momentum“-Menüs will das Kochnomade­n-Duo wissen, wo sie herkommen: Die japanisch anmutenden Schürzen der beiden Köche wurden von Anna Haumer selbst entworfen – „wenn man jahrelang ein Schürzenba­nd im Genick trägt, weiß man, was man nicht mehr will“– und von ihrer Mutter aus österreich­ischem Leinen genäht. Geschirr kaufen sie bei sechs Keramikern, etwa Marianne Seiz, Sascha Hoffmann und Angelika Fritz.

Und ein Teil der Ausstattun­g entstammt sogar ihren eigenen Händen. „Wir haben in letzter Zeit auch selbst Keramik gemacht. Das hat total viel mit Kochen zu tun. Ton ist wie Teig, der muss geknetet werden, muss rasten“, sagt Anna Haumer. „Und allein das Ausrollen bei der Plattentec­hnik! Ich hab mich gefühlt wie beim Keksebacke­n.“

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[ Valerie Voithofer]

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