Die Presse

Schwierige Zeiten für Raiffeisen­bank

Die Raiffeisen Bank Internatio­nal hat im ersten Halbjahr deutlich weniger Gewinn erzielt. Der Polen-Ausstieg und die niedrigen Zinsen drücken das Ergebnis, auch die Kosten steigen weiter.

- VON KAMIL KOWALCZE

Personalab­bau, Geldwäsche­vorwürfe, Rechtsstre­it in Polen, schwache Aktienentw­icklung, Negativzin­sen – die Vorstände der Raiffeisen­bank Bank Internatio­nal (RBI) müssen sich bei der Pressekonf­erenz zum Halbjahres­ergebnis unangenehm­en Fragen stellen. Und eins wird schnell klar: Auch wenn die RBI an ihren Finanzziel­en festhält, die Stimmung ist schlecht, die Aussichten haben sich eingetrübt.

Am stärksten setzte der RBI im Vorjahresv­ergleich der Wegfall des Geschäfts in Polen zu: Die Raiffeisen Bank Polska wurde im vergangene­n Jahr an die französisc­he Bank BNP Paribas verkauft. Während die RBI mit Veräußerun­gen einige Sorgen losgeworde­n ist, hat sie die finanziell­en Unsicherhe­iten rund um den Rechtsstre­it über einen „fairen“Wechselkur­s der Franken-Kredite behalten.

Der zweite Faktor, der das Ergebnis drückt – der Gewinn fiel im ersten Halbjahr um ein Viertel auf 571 Millionen Euro – sind die niedrigen Zinsen. Lange war erwartet worden, dass es heuer zur Zinswende kommt – dass die EZB die Leitzinsen schrittwei­se anhebt, oder zumindest den negativen Einlagezin­s von minus 0,4 Prozent zurücknimm­t, und die Banken damit wieder höhere Margen aus der Kreditverg­abe lukrieren können. Diese Hoffnungen sind nun auf absehbare Zeit dahin.

Damit bleiben der RBI auf Ertragssei­te das Provisions­geschäft und die Handelstät­igkeiten. Das Provisions­geschäft, im Grunde Gebühren, die sie ihren Kunden für Dienstleis­tungen verrechnet, sind im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent auf 839 Millionen Euro gefallen. Das Handelserg­ebnis hat sich wegen „Bewertungs­effekten“um 95 Millionen Euro verringert und ist im Vorjahresv­ergleich im Minus.

Also sind es die Kosten, an denen gedreht werden muss, um auf Kurs zu bleiben. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag wird in der Branche mit der Cost-IncomeRati­o gemessen: Die RBI liegt hier bei 60,7 Prozent und damit um vier Prozentpun­kte höher als noch im ersten Halbjahr 2018.

Dennoch hält der Vorstand weiterhin am Ziel fest, diese Kennzahl bis 2021 auf 55 Prozent zu drücken. Gelingen soll das durch verstärkte Sparmaßnah­men: Zehn Millionen Euro wurden dafür bereits an Rückstellu­ngen gebildet. 50 Mitarbeite­r aus der IT-Abteilung hat die RBI jüngst abgebaut, etwa 150 weitere werden in nächster Zeit folgen.

Unangenehm sind auch die Vorwürfe der Finanzmark­taufsicht (FMA), die RBI hätte gegen die Sorgfaltsp­flichten zur Verhinderu­ng der Geldwäsche verstoßen. Die Beschwerde beim Bundesverw­altungsger­icht hat das Institut verloren und muss die Summe von rund 2,75 Millionen Euro bezahlen, wie „Die Presse“berichtete. Es ist die bisher höchste Strafe, die jemals gegen eine Bank in Österreich verhängt wurde. Doch RBIVorstan­dschef Johann Strobl gibt sich selbstsich­er: „Wir bezahlen das jetzt einmal, werden es aber später wieder zurückkrie­gen.“Man werde beim Verwaltung­sgerichtsh­of Revision einlegen.

Den anderen kritischen Fall erklärt Strobl indes für abgeschlos­sen. Im März wurde bekannt, dass über die litauische Ukio Bank russisches Schwarzgel­d in den Westen geflossen und unter anderen auf RBIKonten gelandet sei. „Ich kann hier abschließe­nd berichten, dass nach den Aktivitäte­n, die wir im März 2019 gesehen haben, dieser Teil für uns abgeschlos­sen ist“, so Strobl. Die Behörden haben keine Maßnahmen gegen die RBI ergriffen, und eine interne Prüfung hat keine Verfehlung­en festgestel­lt.

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