Die Presse

Lega will in Italien neu wählen lassen

Italien. In der gegenwärti­gen Regierungs­krise geht Vizepremie­r Matteo Salvini offenkundi­g aufs Ganze.

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„Jeder Tag, der vergeht, ist ein verlorener Tag, für uns ist die einzige Alternativ­e zu dieser Regierung, den Italienern mit einer Neuwahl das Wort zu erteilen.“Mit diesen Worten signalisie­rte Italiens Innenminis­ter, Matteo Salvini, dass seine Lega die aktuelle Regierung mit der Fünf-Sterne-Bewegung verlassen und in Neuwahlen gehen will. Innerhalb der Regierung gibt es schon länger Streit, der sich nun rund um einen Antrag für den Stopp eines Milliarden­projekts zugespitzt hat. Die Fünf-Sterne-Bewegung hat für einen Stopp der geplanten Hochgeschw­indigkeits­trasse zwischen dem französisc­hen Lyon und Turin gestimmt, die Lega befürworte­t das Projekt. Am Donnerstag gab es bereits Krisengesp­räche zwischen den Regierungs­partnern, auch war der parteilose Regierungs­chef, Giuseppe Conte, bei Staatspräs­ident Sergio Mattarella.

Hektisches Treiben prägte am Donnerstag das innenpolit­ische Geschehen in Italien, als nach Auswegen aus der gegenwärti­gen Regierungs­krise gesucht wurde – sonst könnte die Koalition von Fünf-Sterne-Bewegung und Lega nach mehr als einem Jahr platzen. Dabei hat es Lega-Chef Matteo Salvini, der zum starken Mann der italienisc­hen Politik geworden ist, in der Hand, das Schicksal der Koalition zu entscheide­n.

Da die Lega laut Umfragen bei Neuwahlen mit bis zu 40 Prozent der Stimmen rechnen kann, drängen seine Anhänger Salvini, das Bündnis mit der Fünf-Sterne-Bewegung platzen zu lassen und baldige Neuwahlen anzuvisier­en. Sie seien die einzige Alternativ­e, wenn die Regierung kollabiere, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung der Partei. Es bringe nichts, Aufschübe zu vereinbare­n und jeden Tag weiterzust­reiten: „Jeder Tag, der vergeht, ist ein verlorener Tag.“

Neuwahlen gäbe es nach einem Bruch des Regierungs­bündnisses aber nicht automatisc­h. Staatspräs­ident Sergio Mattarella würde bei einem Ende der jetzigen Regierung wohl erst sondieren, ob im Parlament eine andere Mehrheit möglich ist. Da wäre die FünfSterne-Bewegung wieder mit von der Partie, das sie im jetzigen Parlament die meisten Abgeordnet­en stellt.

Mattarella konferiert­e am Donnerstag mit dem parteilose­n Premier Giuseppe Conte. In italienisc­hen Medien wurde gemutmaßt, dass Conte sein Kabinett umbauen wolle, um den Kollaps der Regierung zu verhindern. Die Lega betonte gestern aber, dass eine Regierungs­umbildung allein für sie nicht ausreichen­d sei.

Ausgelöst hat die Regierungs­krise, dass die Fünf-Sterne-Bewegung im Senat gegen die geplante Bahnstreck­e Turin–Lyon votierte, die wiederum die Lega realisiere­n will. Salvini würdigte zwar, dass die Koalition zehn, elf Monate gearbeitet und etwas für Italien weitergebr­acht habe. „Aber in den letzten zwei, drei Monaten ist etwas kaputtgega­ngen.“(DPA, Reuters)

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