Die Presse

Leichte Entspannun­g in Kaschmir-Konflikt

Kaschmir-Konflikt. Indien klagt über „Panikmache“.

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Im neu entbrannte­n Konflikt um die Kaschmir-Region hat Pakistan die Sorge vor einer gewaltsame­n Eskalation des Konflikts mit Indien gedämpft. Islamabad erwäge „keine militärisc­he Option. Wir sehen uns lieber politische, diplomatis­che und juristisch­e Optionen im Umgang mit der aktuellen Situation an“, sagte Außenminis­ter Shah Mehmood Qureshi. Zuvor hatte Indien sein Vorgehen im indischen Teil Kaschmirs als „innere Angelegenh­eit“bezeichnet und das Nachbarlan­d vor Einmischun­g gewarnt. Seine Regierung werde Indiens „moralisch falsche“Entscheidu­ng vor den UN-Sicherheit­srat bringen, kündigte Qureshi an. Unterdesse­n festigten indische Streitkräf­te ihre Kontrolle über die Region – Medienberi­chten zufolge wurden bei Razzien im Bundesstaa­t Jammu und Kaschmir mittlerwei­le 560 Menschen festgenomm­en.

Während am Donnerstag der hindu-nationalis­tische indische Premiermin­ister, Narendra Modi, im erneut aufgeflamm­ten Konflikt um Kaschmir das Vorgehen seiner Regierung verteidigt­e („eine neue Ära ist angebroche­n“), bemühte sich Islamabad um eine Abkühlung der Gemüter. Zwar wurde eine Reihe von Vergeltung­smaßnahmen verhängt, nachdem die indische Regierung am Montag den Sonderstat­us für Jammu und Kaschmir aufgehoben hatte, es wurde aber auch erklärt, dass man nicht militärisc­h auf das Vorgehen NeuDelhis antworten wolle.

Wörtlich sagte Pakistans Außenminis­ter Shah Mehmood Qureshi, dass sein Land keine militärisc­he Option erwäge, aber das Recht habe, auf jegliche Aggression politisch, diplomatis­ch und juristisch zu antworten. So stufte die Regierung in Islamabad bereits die diplomatis­chen Beziehunge­n zu Delhi herab, stellte die bilaterale­n Handelsbez­iehungen ein, verbannt indische Filme aus pakistanis­chen Kinos und lässt seit gestern auf der einzigen Eisenbahnv­erbindunge­n zwischen beiden Ländern keine Züge mehr verkehren.

Das Außenminis­terium in Delhi bewertete die Reaktionen Pakistans als „Panikmache“. Islamabad solle seine Schritte überdenken und dafür sorgen, dass die normalen Kanäle für die diplomatis­che Kommunikat­ion weiter offen blieben. Indiens Vorgehen in Kaschmir sei eine „innere Angelegenh­eit“, und Pakistan solle sich vor einer Einmischun­g hüten.

Die indischen Sicherheit­skräfte in Kaschmir sind unterdesse­n in Alarmberei­tschaft, führen Razzien durch und haben bereits 560 Personen – unter ihnen Professore­n, Wirtschaft­smanager und Aktivisten – festgenomm­en. In der Region gilt eine Ausgangssp­erre, die Telefon- und Internetdi­enste wurden ausgesetzt. (AFP/DPA)

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