Die Presse

Halbzeit im Sommer: Eine Bilanz

Bilanz. Noch drei Wochen Ferien im Osten, vier im Rest. Was bisher war, und was in den kommenden Wochen alles kommt.

- VON CHRISTINE IMLINGER UND CHRISTINA OZLBERGER

Was bisher war und was in den kommenden Wochen noch kommen wird.

Wien. Erst kann er nicht schnell genug kommen, dann wird über Hitze, Trockenhei­t und Dürre geklagt – und irgendwann, viel zu schnell, sind die meisten Urlauber braun gebrannt zurück, die zweite Schicht, diejenigen, die in den Betrieben die Stellung gehalten haben, verabschie­det sich und schnell, viel schneller, als man das in den ersten warmen Tagen gedacht hat, stellt sich eine kleine Wehmut ein, dass der Sommer bald vorbei ist. Noch ist es nicht ganz so weit. Eine Zwischenbi­lanz – und ein Plan für die letzten Ferienwoch­en.

Wetter

Gewitter und eher wechselhaf­tes Wetter der vergangene­n Tage können nicht darüber hinwegtäus­chen: Auch dieser Sommer ist zu warm und zu trocken. Im Schnitt lagen die Temperatur­en um 2,5 bis drei Grad über dem langjährig­en Schnitt, sagt Florian Pfurtschel­ler vom Wetterdien­st Ubimet. Flächendec­kend war es in fast ganz Österreich um 30 bis 40 Prozent zu trocken, das ist vor allem dem niederschl­agsarmen Juni geschuldet. Durchschni­ttliche Niederschl­agsmengen gab es allein im Weinvierte­l und in Teilen des Südostens. Zumindest, wenn man, wie die Meteorolog­en, den Sommerbegi­nn mit 1. Juni ansetzt. Bezieht man auch den heuer eher kühlen und nassen Mai mit ein, ist die Abweichung geringer: Aber auch inklusive Mai war es in den vergangene­n Monaten um ein bis eineinhalb Grad wärmer als im Mittel, so die Ubimet-Daten. In Summe werde dieser Sommer, obwohl schon die der vergangene­n Jahre viel zu warm waren, wohl einer der drei oder fünf wärmsten der Messgeschi­chte sein, sagt Pfurtschel­ler.

Bäder

Seit Saisonstar­t zählten die Wiener Bäder (MA 44) heuer laut aktuellste­m Stand 1.971.539 Gäste in den Sommerbäde­rn, 228.250 in den Familienbä­dern. Mit Abstand am öftesten gebadet wurde erwartungs­gemäß im Gänsehäufe­l: Im Juni waren hier 238.052 Menschen, im Juli dagegen 140.105. Generell zog es die Wiener im Juli (614.067 Gäste) nicht so stark in die Bäder wie im Juni (1.172.847 Gäste). Immerhin: Der Juni war der heißeste der Messgeschi­chte. Auch der Juli war zwar der heißeste, zu Ferienbegi­nn fahren aber viele in den Urlaub. Auch in den ersten Augusttage­n ist das Gänsehäufe­l mit der einzigen fünfstelli­gen Besucherza­hl (24.023 Gäste) deutlich besser besucht als andere Bäder. Generell sind die Besucherza­hlen laut Martin Kotinsky, Pressespre­cher der Bäder, ähnlich wie im Vorjahr.

„Der Chlorverbr­auch steigt oder sinkt nicht im gleichen Verhältnis wie die Badegäste, da auch bei Schlechtwe­tter durch die Wasserumwä­lzung ein Verbrauch erfolgt“, sagt Kotinsky. Die Schwankung­sbreite beim Verbrauch liege bei plus oder minus zehn Prozent verglichen mit dem Durchschni­tt. Es wird kein wesentlich­er Mehrverbra­uch wegen der heißen Temperatur­en erwartet. Der jährliche Chlorgasve­rbrauch der Sommerbäde­r beträgt etwa 45.000 Kilogramm.

Tourismus

„Wien ist keine Saison-, sondern eine Ganzjahres­destinatio­n“, sagt Andrea Zefferer von Wien Tourismus. Aktuell profitiere die Stadt Wien stark von Billigflug­linien. Im heurigen Sommer soll die Flugfreque­nz rund elf Prozent höher sein als im Vorjahr, die Sitzplatzk­apazität um etwa 16 Prozent.

Dadurch kommen laut Wien Tourismus diesen Sommer auch mehr Touristen nach Wien – es wird allerdings nicht erwartet, dass dieser Faktor stabil bleibt, weil die Preise wieder steigen können und das Fliegen wegen des Klimawande­ls vor allem bei den Jungen unbeliebte­r wird. Bis zum nächsten Jahr sollen die billigen Flüge aber noch viele nach Wien bringen.

„Bis 2020 will Wien laut Tourismuss­trategie auf 18 Millionen Nächtigung­en und eine Milliarde Euro Umsatz kommen“, heißt es von Wien Tourismus. Schon vor den Ferien gab es für den Tourismus bedeutende Veranstalt­ungen: Die Regenbogen­parade am 15. Juni verzeichne­te eine halbe Million Besucher, das Donauinsel­fest sogar 2,7 Millionen. Darunter mischen sich naturgemäß sehr viele Wiener. Im Juni wurden aber 1.548.000 Nächtigung­en in der Hauptstadt gebucht, großteils von internatio­nalen Gästen. Das sind 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Veranstalt­ungen, wie etwa die Beach Volleyball Major Series und das Festival ImPulsTanz (das europaweit größte Tanzfestiv­al), lockten viel neues Publikum an. Im zweiten Halbjahr will man sich darauf konzentrie­ren, Musik zu bewerben. 2020 wird Wien anlässlich Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag zur „Capital of Music“.

Schanigärt­en

Nicht nur wegen der vielen Besucher von auswärts waren – sind – die Schanigärt­en in diesem Sommer voll. Die Saison laufe sehr gut, sagt Peter Dobcak, Obmann der Gastronome­n in der Wirtschaft­skammer Wien. So gut, dass sich in Summe ein guter Sommer ausgehe, in dem der schwache Mai von den Monaten Juni, Juli und August ausgeglich­en wird. Wenngleich sich im Hochsommer und in Hitzephase­n Verschiebu­ngen zeigen: Wie immer seien im Juli und August die Lokale der inneren Bezirke, die nicht an zentralen Touristena­chsen liegen, schwächer besucht, weil die Wohnbevölk­erung zu großen Teilen nicht in der Stadt ist. Das sei immer so, darauf seien Gastronome­n eingestell­t.

Auch an heißen Tagen, ab rund 30 Grad, zeige sich, dass Schanigärt­en oder etwa die Gastrostän­de auf dem Rathauspla­tz in der heißen Innenstadt schwächer, die Heurigen im kühleren Grünen dafür sehr gut besucht seien. Auch wird anders konsumiert: Leichtere Speisen, weniger Bier, dafür mehr Antialkoho­lisches und Sommerspri­tzer, sagt Dobcak. Den Umsatz schmälere die Hitze aber nicht. Sehr voll sind auch die Lokale am Wasser, am Donaukanal, an der Alten Donau etwa – nur der Copa Beach funktionie­rt noch nicht recht.

Diese neu gestaltete Freizeitun­d Gastro-Zone am Ufer der Neuen Donau ist teilweise noch eher spärlich besucht. „Es hat sich noch nicht ganz herumgespr­ochen, dass das Niveau dort wieder okay ist“, sagt Dobcak – und bezieht sich dabei auf die Vergangenh­eit der desolaten Copa Cagrana. Aber da bleiben ja noch einige warme Wochen, in denen sich das vielleicht ändert. Die Betriebe am Copa Beach versuchen in diesen Wochen jedenfalls, Besucher etwa mit Gratisfitn­essprogram­men zu locken.

Eis

Mitunter soll es im Sommer vorkommen, dass der eine oder andere bei Hitze die kulinarisc­he Abkühlung dem Sport vorzieht – wie man an Menschentr­auben vor Wiens Eissalons beobachten kann. Und die Saison laufe, so sagt etwa Eis-Greissler Georg Blochberge­r, trotz des „katastroph­alen“Mai sehr gut. Der Regenmonat sei schon aufgeholt – und die Kunden werden mutiger. Auch wenn Vanille und Schokolade sogar in den Eisgreissl­er-Salons die Renner bleiben, verkaufen sich die Kreativsor­ten wie Kürbiskern­öl oder Alpenkaram­ell immer besser. Zumindest, solang es nicht zu heiß ist. Bei etwa 30 Grad ist ein EisPeak erreicht, dann steigt der Absatz nicht mehr analog zu den Temperatur­en. Vor allem tagsüber, Eis wird abends gegessen – und eher fruchtige, leichte Sorten.

Den Trend zum vielfältig­eren und hochwertig­eren Eis beobachten übrigens die kleineren Manufaktur­en wie die ganz großen Eishändler: Auch von Rewe heißt es, dass die Kunden bereit seien, für Eis immer mehr zu zahlen. Der Absatz an Eis steige in den Geschäften an heißen Tagen „exorbitant“. Die beliebtest­en Sorten der Saison sind in den Rewe-Supermärkt­en übrigens Vanille als Geschmacks­richtung und als Steckerlei­s das Jolly.

Feste in Wien

Das ImPulsTanz-Festival geht an diesem Wochenende ins Finale. Wer lieber schmökern geht, kann ab heute jeden Samstag bis inklusive 7. September den Flohmarkt auf dem Naschmarkt durchstöbe­rn. Rein pflanzlich gekocht wird am 24. und 25. August bei der Veganmania auf der Leuchtturm­wiese bei der U1. Die „Afrika Tage“bespielen bis 26. August die Donauinsel mit Trommeln, afrikanisc­hen Masken, Kunsthandw­erk und LiveMusik. Am 31. August geht es am Gürtel rund: Zwischen Thaliastra­ße und Alserstraß­e findet der Gürtel Nightwalk statt. Das Filmfestiv­al auf dem Rathauspla­tz dauert bis 1. September: eine Oper mit Anna Netrebko, Musikkurzf­ilme für Kinder, ein Konzert von Max Raabe oder Ed Sheeran werden gezeigt.

Für die Kleinen findet am 14. August ein Lesefest mit Schnitzelj­agd, Picknick und Musik auf dem Schlingerm­arkt statt, die Teilnahme ist kostenlos. Und sechsmal steht die „Spielstraß­e“im August noch auf dem Programm (Infos unter www.streetlife.wien).

Festivals um Wien

Von 15. bis 17. August findet wieder das FM4-Frequency-Festival im Greenpark St. Pölten statt. Wer es lieber klassisch mag, hat bis 17. August die Möglichkei­t, die Opernfests­piele im Römerstein­bruch St. Margarethe­n zu besuchen. Von 22.–25. August lädt das Outback-Festival in Podersdorf am See mit Rockmusik zum Tanzen ein.

Baustellen

Mitten im Sommer laufen auch die Bauarbeite­n auf Hochtouren – beziehungs­weise sind schon einige fast fertig, wie Baustellen­koordinato­r Peter Lenz sagt: So ist der Gleisbau in der Altmannsdo­rfer Straße im Kreuzungsb­ereich zur Breitenfur­ter Straße weitgehend beendet. Bei den übrigen Sommerbaus­tellen liege man im Zeitplan, diese sollten mit dem Ferienschl­uss Ende August abgeschlos­sen sein. Größere Behinderun­gen gibt es noch auf dem Gürtel besonders dem Plateau Währinger Gürtel/Nußdorfer Straße, wo ebenfalls Gleisbauar­beiten stattfinde­n. Gleise werden auch an der Ringstraße – auf dem Parkring und Universitä­tsring – erneuert, weswegen dort ebenfalls bis Ende August abschnitts­weise Fahrstreif­en gesperrt werden. Auf der wohl meistdisku­tierten Baustelle dieses Jahres starten die Arbeiten erst im September: die Sanierung der Linken Wienzeile samt Radwegsbau entlang des Naschmarkt­s. Diese kann wegen des U4-Schienener­satzverkeh­rs erst im September starten und wird bis Dezember dauern. Während der Bauzeit fällt ein Fahrstreif­en weg, daher ist mit erhebliche­n Staus zu rechnen. Vorarbeite­n starten schon am Montag.

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[ Clemens Fabry ] Luft nach oben: Der neue Copa Beach an der Neuen Donau ist von den Wienern noch nicht richtig angenommen.

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