Halbzeit im Sommer: Eine Bilanz
Bilanz. Noch drei Wochen Ferien im Osten, vier im Rest. Was bisher war, und was in den kommenden Wochen alles kommt.
Was bisher war und was in den kommenden Wochen noch kommen wird.
Wien. Erst kann er nicht schnell genug kommen, dann wird über Hitze, Trockenheit und Dürre geklagt – und irgendwann, viel zu schnell, sind die meisten Urlauber braun gebrannt zurück, die zweite Schicht, diejenigen, die in den Betrieben die Stellung gehalten haben, verabschiedet sich und schnell, viel schneller, als man das in den ersten warmen Tagen gedacht hat, stellt sich eine kleine Wehmut ein, dass der Sommer bald vorbei ist. Noch ist es nicht ganz so weit. Eine Zwischenbilanz – und ein Plan für die letzten Ferienwochen.
Wetter
Gewitter und eher wechselhaftes Wetter der vergangenen Tage können nicht darüber hinwegtäuschen: Auch dieser Sommer ist zu warm und zu trocken. Im Schnitt lagen die Temperaturen um 2,5 bis drei Grad über dem langjährigen Schnitt, sagt Florian Pfurtscheller vom Wetterdienst Ubimet. Flächendeckend war es in fast ganz Österreich um 30 bis 40 Prozent zu trocken, das ist vor allem dem niederschlagsarmen Juni geschuldet. Durchschnittliche Niederschlagsmengen gab es allein im Weinviertel und in Teilen des Südostens. Zumindest, wenn man, wie die Meteorologen, den Sommerbeginn mit 1. Juni ansetzt. Bezieht man auch den heuer eher kühlen und nassen Mai mit ein, ist die Abweichung geringer: Aber auch inklusive Mai war es in den vergangenen Monaten um ein bis eineinhalb Grad wärmer als im Mittel, so die Ubimet-Daten. In Summe werde dieser Sommer, obwohl schon die der vergangenen Jahre viel zu warm waren, wohl einer der drei oder fünf wärmsten der Messgeschichte sein, sagt Pfurtscheller.
Bäder
Seit Saisonstart zählten die Wiener Bäder (MA 44) heuer laut aktuellstem Stand 1.971.539 Gäste in den Sommerbädern, 228.250 in den Familienbädern. Mit Abstand am öftesten gebadet wurde erwartungsgemäß im Gänsehäufel: Im Juni waren hier 238.052 Menschen, im Juli dagegen 140.105. Generell zog es die Wiener im Juli (614.067 Gäste) nicht so stark in die Bäder wie im Juni (1.172.847 Gäste). Immerhin: Der Juni war der heißeste der Messgeschichte. Auch der Juli war zwar der heißeste, zu Ferienbeginn fahren aber viele in den Urlaub. Auch in den ersten Augusttagen ist das Gänsehäufel mit der einzigen fünfstelligen Besucherzahl (24.023 Gäste) deutlich besser besucht als andere Bäder. Generell sind die Besucherzahlen laut Martin Kotinsky, Pressesprecher der Bäder, ähnlich wie im Vorjahr.
„Der Chlorverbrauch steigt oder sinkt nicht im gleichen Verhältnis wie die Badegäste, da auch bei Schlechtwetter durch die Wasserumwälzung ein Verbrauch erfolgt“, sagt Kotinsky. Die Schwankungsbreite beim Verbrauch liege bei plus oder minus zehn Prozent verglichen mit dem Durchschnitt. Es wird kein wesentlicher Mehrverbrauch wegen der heißen Temperaturen erwartet. Der jährliche Chlorgasverbrauch der Sommerbäder beträgt etwa 45.000 Kilogramm.
Tourismus
„Wien ist keine Saison-, sondern eine Ganzjahresdestination“, sagt Andrea Zefferer von Wien Tourismus. Aktuell profitiere die Stadt Wien stark von Billigfluglinien. Im heurigen Sommer soll die Flugfrequenz rund elf Prozent höher sein als im Vorjahr, die Sitzplatzkapazität um etwa 16 Prozent.
Dadurch kommen laut Wien Tourismus diesen Sommer auch mehr Touristen nach Wien – es wird allerdings nicht erwartet, dass dieser Faktor stabil bleibt, weil die Preise wieder steigen können und das Fliegen wegen des Klimawandels vor allem bei den Jungen unbeliebter wird. Bis zum nächsten Jahr sollen die billigen Flüge aber noch viele nach Wien bringen.
„Bis 2020 will Wien laut Tourismusstrategie auf 18 Millionen Nächtigungen und eine Milliarde Euro Umsatz kommen“, heißt es von Wien Tourismus. Schon vor den Ferien gab es für den Tourismus bedeutende Veranstaltungen: Die Regenbogenparade am 15. Juni verzeichnete eine halbe Million Besucher, das Donauinselfest sogar 2,7 Millionen. Darunter mischen sich naturgemäß sehr viele Wiener. Im Juni wurden aber 1.548.000 Nächtigungen in der Hauptstadt gebucht, großteils von internationalen Gästen. Das sind 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Veranstaltungen, wie etwa die Beach Volleyball Major Series und das Festival ImPulsTanz (das europaweit größte Tanzfestival), lockten viel neues Publikum an. Im zweiten Halbjahr will man sich darauf konzentrieren, Musik zu bewerben. 2020 wird Wien anlässlich Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag zur „Capital of Music“.
Schanigärten
Nicht nur wegen der vielen Besucher von auswärts waren – sind – die Schanigärten in diesem Sommer voll. Die Saison laufe sehr gut, sagt Peter Dobcak, Obmann der Gastronomen in der Wirtschaftskammer Wien. So gut, dass sich in Summe ein guter Sommer ausgehe, in dem der schwache Mai von den Monaten Juni, Juli und August ausgeglichen wird. Wenngleich sich im Hochsommer und in Hitzephasen Verschiebungen zeigen: Wie immer seien im Juli und August die Lokale der inneren Bezirke, die nicht an zentralen Touristenachsen liegen, schwächer besucht, weil die Wohnbevölkerung zu großen Teilen nicht in der Stadt ist. Das sei immer so, darauf seien Gastronomen eingestellt.
Auch an heißen Tagen, ab rund 30 Grad, zeige sich, dass Schanigärten oder etwa die Gastrostände auf dem Rathausplatz in der heißen Innenstadt schwächer, die Heurigen im kühleren Grünen dafür sehr gut besucht seien. Auch wird anders konsumiert: Leichtere Speisen, weniger Bier, dafür mehr Antialkoholisches und Sommerspritzer, sagt Dobcak. Den Umsatz schmälere die Hitze aber nicht. Sehr voll sind auch die Lokale am Wasser, am Donaukanal, an der Alten Donau etwa – nur der Copa Beach funktioniert noch nicht recht.
Diese neu gestaltete Freizeitund Gastro-Zone am Ufer der Neuen Donau ist teilweise noch eher spärlich besucht. „Es hat sich noch nicht ganz herumgesprochen, dass das Niveau dort wieder okay ist“, sagt Dobcak – und bezieht sich dabei auf die Vergangenheit der desolaten Copa Cagrana. Aber da bleiben ja noch einige warme Wochen, in denen sich das vielleicht ändert. Die Betriebe am Copa Beach versuchen in diesen Wochen jedenfalls, Besucher etwa mit Gratisfitnessprogrammen zu locken.
Eis
Mitunter soll es im Sommer vorkommen, dass der eine oder andere bei Hitze die kulinarische Abkühlung dem Sport vorzieht – wie man an Menschentrauben vor Wiens Eissalons beobachten kann. Und die Saison laufe, so sagt etwa Eis-Greissler Georg Blochberger, trotz des „katastrophalen“Mai sehr gut. Der Regenmonat sei schon aufgeholt – und die Kunden werden mutiger. Auch wenn Vanille und Schokolade sogar in den Eisgreissler-Salons die Renner bleiben, verkaufen sich die Kreativsorten wie Kürbiskernöl oder Alpenkaramell immer besser. Zumindest, solang es nicht zu heiß ist. Bei etwa 30 Grad ist ein EisPeak erreicht, dann steigt der Absatz nicht mehr analog zu den Temperaturen. Vor allem tagsüber, Eis wird abends gegessen – und eher fruchtige, leichte Sorten.
Den Trend zum vielfältigeren und hochwertigeren Eis beobachten übrigens die kleineren Manufakturen wie die ganz großen Eishändler: Auch von Rewe heißt es, dass die Kunden bereit seien, für Eis immer mehr zu zahlen. Der Absatz an Eis steige in den Geschäften an heißen Tagen „exorbitant“. Die beliebtesten Sorten der Saison sind in den Rewe-Supermärkten übrigens Vanille als Geschmacksrichtung und als Steckerleis das Jolly.
Feste in Wien
Das ImPulsTanz-Festival geht an diesem Wochenende ins Finale. Wer lieber schmökern geht, kann ab heute jeden Samstag bis inklusive 7. September den Flohmarkt auf dem Naschmarkt durchstöbern. Rein pflanzlich gekocht wird am 24. und 25. August bei der Veganmania auf der Leuchtturmwiese bei der U1. Die „Afrika Tage“bespielen bis 26. August die Donauinsel mit Trommeln, afrikanischen Masken, Kunsthandwerk und LiveMusik. Am 31. August geht es am Gürtel rund: Zwischen Thaliastraße und Alserstraße findet der Gürtel Nightwalk statt. Das Filmfestival auf dem Rathausplatz dauert bis 1. September: eine Oper mit Anna Netrebko, Musikkurzfilme für Kinder, ein Konzert von Max Raabe oder Ed Sheeran werden gezeigt.
Für die Kleinen findet am 14. August ein Lesefest mit Schnitzeljagd, Picknick und Musik auf dem Schlingermarkt statt, die Teilnahme ist kostenlos. Und sechsmal steht die „Spielstraße“im August noch auf dem Programm (Infos unter www.streetlife.wien).
Festivals um Wien
Von 15. bis 17. August findet wieder das FM4-Frequency-Festival im Greenpark St. Pölten statt. Wer es lieber klassisch mag, hat bis 17. August die Möglichkeit, die Opernfestspiele im Römersteinbruch St. Margarethen zu besuchen. Von 22.–25. August lädt das Outback-Festival in Podersdorf am See mit Rockmusik zum Tanzen ein.
Baustellen
Mitten im Sommer laufen auch die Bauarbeiten auf Hochtouren – beziehungsweise sind schon einige fast fertig, wie Baustellenkoordinator Peter Lenz sagt: So ist der Gleisbau in der Altmannsdorfer Straße im Kreuzungsbereich zur Breitenfurter Straße weitgehend beendet. Bei den übrigen Sommerbaustellen liege man im Zeitplan, diese sollten mit dem Ferienschluss Ende August abgeschlossen sein. Größere Behinderungen gibt es noch auf dem Gürtel besonders dem Plateau Währinger Gürtel/Nußdorfer Straße, wo ebenfalls Gleisbauarbeiten stattfinden. Gleise werden auch an der Ringstraße – auf dem Parkring und Universitätsring – erneuert, weswegen dort ebenfalls bis Ende August abschnittsweise Fahrstreifen gesperrt werden. Auf der wohl meistdiskutierten Baustelle dieses Jahres starten die Arbeiten erst im September: die Sanierung der Linken Wienzeile samt Radwegsbau entlang des Naschmarkts. Diese kann wegen des U4-Schienenersatzverkehrs erst im September starten und wird bis Dezember dauern. Während der Bauzeit fällt ein Fahrstreifen weg, daher ist mit erheblichen Staus zu rechnen. Vorarbeiten starten schon am Montag.