Die Presse

Spenden im Wahlkampf nur vor Ort

ÖVP. Die Volksparte­i will keine finanziell­e Hilfe mehr annehmen – mit Ausnahmen. So sollen die Ausgaben vor der Nationalra­tswahl im Rahmen bleiben.

- VON IRIS BONAVIDA

Die ÖVP will keine finanziell­en Hilfen annehmen – mit Ausnahmen.

Wien. Die ÖVP war Spenden gegenüber eigentlich nie abgeneigt. Warum auch, immerhin gibt es aus ihrer Sicht nichts Anstößiges daran: Eine Privatpers­on unterstütz­t die Ideen einer politische­n Organisati­on und möchte für ihre Verbreitun­g auch finanziell eine Hilfe bieten. Solange die Spendenein­nahmen korrekt gemeldet und keine konkreten Gegenleist­ungen erwartet werden – was ist das Problem daran?

Dennoch ließ die ÖVP via „Standard“und „Kurier“wissen: Für den kommenden Wahlkampf zur Nationalra­tswahl am 29. September werde man keine Spenden annehmen. Wobei es bei näherer Betrachtun­g einige Ausnahmen gibt. Das Verbot gilt demnach nur für die Bundes- und Landespart­eien sowie für einzelne Kandidaten. Aus Erfahrung wisse man, dass Bewerber auf den Wahllisten oft hohe Summen erhalten. Ortsgruppe­n können hingegen sehr wohl noch Spenden bekommen, erklärt man in der Partei – zum Beispiel, wenn sie bei Veranstalt­ungen Geld erhalten.

375.000 Euro ist die Obergrenze

Doch wie viel Unterschie­d macht das selbst auferlegte Spendenver­bot überhaupt für das Wahlkampfb­udget? Immerhin einigten sich SPÖ, FPÖ und Liste Jetzt im vergangene­n Juli im Parlament auf neue Regeln für die Parteienfi­nanzierung. Parteien müssen nun Beträge über 2500 Euro sofort veröffentl­ichen – zuvor war das nur bei über 51.000 Euro der Fall. Außerdem darf kein Spender pro Jahr mehr als 7500 Euro überweisen und keine Partei mehr als 750.000 Euro pro Jahr annehmen.

Nun folgt der Punkt, der für den laufenden Nationalra­tswahlkamp­f relevant ist: Für den Rest dieses (Halb-)Jahres gilt eine Spendenobe­rgrenze von 375.000 Euro. Wie viel Geld die Volksparte­i bereits erhalten hat, ist bisher nicht bekannt. Gut möglich also, dass die Partei nicht mehr viel Spielraum für neue Spenden hat. Und nun mit dem auferlegte­n Verbot ein Signal an die Funktionär­e aussenden will, damit sie die Finanzen im Auge behalten.

Denn die Volksparte­i will in diesem Jahr auch eine andere Obergrenze „auf Punkt und Beistrich einhalten“, sagte ein Sprecher am Freitag. Der Wahlkampf darf – ab dem Stichtag 9. Juli – demnach nicht mehr als sieben Millionen Euro kosten.

Dass das für die ÖVP wenig Geld ist, zeigt sich mit einem Blick auf den Bericht, den die Partei an den Rechnungsh­of gesandt hat. Darin werden die Einnahmen und Ausgaben von 2017 aufgeliste­t – also dem Jahr, in dem die vergangene Nationalra­tswahl stattfand. 13 Millionen Euro gab die Volksparte­i damals für ihre Kampagne aus. Dafür nahm sie unter anderem 15 Millionen Euro an Krediten auf – und erhielt insgesamt 4,4 Millionen Euro an Spenden. Knapp drei Millionen wurden direkt an die Bundespart­ei überwiesen (siehe Grafik), der Rest entfällt auf andere politische Ebenen.

Neue Regeln in diesem Jahr

Damit erhielt die Partei mehr Unterstütz­ung als etwa die SPÖ: Insgesamt nahmen die Sozialdemo­kraten rund 1,3 Millionen Euro an Spenden ein, die Neos 1,15 Millionen Euro. In diesem Jahr bekam die SPÖ laut eigenen Angaben 17.000 Euro. Die FPÖ hat seit Jänner überhaupt keine Spender, sagte die Partei der Austria Presse Agentur. Neos und Grüne gehen mit ihren Finanzen vergleichs­weise sehr transparen­t um: 2019 erhielten die Neos 830.000 Euro, rund 300.000 Euro vom Bauunterne­hmer Hans Peter Haselstein­er – allerdings noch vor der Verschärfu­ng des Gesetzes. Die Grünen haben, seitdem die neue Regelung in Kraft ist, 8400 Euro gemeldet.

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