Dr. Jekyll und Mr. Hyde auf ökologisch
Erstaunlich, wer sich aller an die junge Klimabewegung anhängt.
E s gibt wenige Bereiche, in denen die Zahl der Pharisäer so hoch ist wie beim öffentlichkeitswirksamen Kampf gegen den Klimawandel. Wir erinnern uns ja gern an den jüngsten Besuch des CO2-Großemittenten Arnold Schwarzenegger, der vom Bundespräsidenten als „unser Klimaschutzpartner“begrüßt wurde, die Österreicher aufforderte, mehr zur CO2-Vermeidung zu tun – und dann im Privatjet wieder abrauschte.
Das ist allerdings eindeutig Pharisäertum für Anfänger gegen das, was sich derzeit in Deutschland tut. Dort hat der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, seine zwei Millionen Mitglieder aufgerufen, am 20. September bei den geplanten großen „Fridays for Future“Demonstrationen mitzugehen: Wer könne, solle „ausstempeln und mitmachen“.
Die Demonstrationen werden – die Ferien sind ja vorbei – sicher beeindruckend ausfallen, da schadet es nicht, wenn man sich anhängt und damit ein bisschen Schwung für seine eigene Organisation mitnimmt.
Verdi-Mitglieder werden also mit Demonstrationsaufmärschen durch die Straßen ziehen, in denen die Abkehr vom Kapitalismus und der sofortige Kohleausstieg gefordert werden. Und jetzt wird es lustig: Bsirske, Mitglied der Grünen, ist nicht nur Gewerkschaftsführer, sondern auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des nicht gerade antikapitalistischen DAX-Konzerns RWE, der zu den ganz großen europäischen Atomund Kohlestromproduzenten gehört. Stichwort „Hambacher Forst“. E r will seine Mitglieder also indirekt wohl gegen sich selbst beziehungsweise gegen den Konzern demonstrieren lassen, der ihm ein paar Hunderttausend Euro Aufsichtsratstantiemen im Jahr beschert.
Beeindruckend, nicht? Dr. Jekyll und Mr. Hyde auf ökologisch. Jedenfalls interessant, wer da aller auf den gerade populären Zug aufspringt. Man ist sich da, bei aller kritischen Distanz, nicht sicher, ob die idealistischen Jungen von „Fridays for Future“solche „Unterstützung“verdient haben.