Verschwiegen, ja – aber das Buch gibt es trotzdem
Sehr treffend dieser Versuch einer Analyse: Es liegt einfach daran, dass Politiker in einer Situation der Bedrängnis versuchen, eine rasche Lösung zu erzwingen, um einer gründlichen Analyse und den daraus folgenden, vielleicht schmerzlichen Konsequenzen zu entgehen. Bei der auch als „österreichische Lösung“propagierten Übernahme der Lauda Air durch die damals staatliche AUA im Jahr 2001 hofften die Politiker, zwei Fliegen mit einem Schlag zu treffen – die Rettung der damals verlustbeladenen Lauda Air und die Integration des „Niki Nazionale“in ein staatliches Unternehmen. Beides ging schief, einige Jahre später musste die AUA wegen horrender Verluste, die auch durch die Übernahme der Lauda Air verursacht waren, an die Lufthansa verkauft werden – und die Verlustvorträge in Milliardenhöhe nachschießen. 2018 hatte Niki Lauda, dessen Lebenswerk auf dem Gebiet der Formel 1 und als Kommunikationsprofi außer Diskussion steht, versucht, seine Air Niki aus dem Konkurs der Air Berlin zu retten und dafür als Investor die Ryanair gefunden, die nichts anderes im Sinn hatte, als in Wien Slots, also Zeitfenster für Starts und Landungen, zu bekommen. Jetzt wird die Rechnung präsentiert. Wer da noch an die Nachhaltigkeit „österreichischer Lösungen“glaubt, dem ist wohl nicht zu helfen. „Der Nachlass des treuen Ketterl“von Hans Werner Scheidl, 9. 8. Hans Werner Scheidl schreibt über Eugen Ketterl: „Er blieb verschwiegen bis zuletzt, obwohl ihm Dutzende Memoirenofferte gemacht wurden.“Dieser Satz ist irreführend: 1980 erschien im Verlag Fritz Molden ein Augenzeugenbericht Ketterls über seine jahrzehntelange Dienstzeit beim Kaiser: „Eugen Ketterl: Der alte Kaiser, wie nur Einer ihn sah. Der wahrheitsgetreue Bericht des Leibkammerdieners Kaiser Franz Josephs I.“Dabei handelt es sich um einen Reprint von 1929 – Ketterl starb 1928. „Verschwiegen bis zuletzt“– ja, aber das Buch gibt es trotzdem. Es ist übrigens noch übers Internet erhältlich.