Die Presse

Hormone lenken Wurzelspit­zen

Forscher klären auf, wann seitliches Wachstum eintritt.

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Sie geben der Pflanze Halt im Erdreich, versorgen sie mit Wasser und Nährstoffe­n, gehen Symbiosen mit Mikroorgan­ismen ein und sind ein entscheide­nder Faktor in der Bodenökolo­gie – dementspre­chend viel Forschung wird mit Wurzeln betrieben. Noch längst ist nicht alles über sie bekannt, etwa, wie genau sie beim Wachsen ihren Weg durch den Untergrund finden. Nach unten leitet sie der sogenannte Gravitropi­smus, der von dem Hormon Auxin eingeleite­t wird: Über ein noch nicht vollständi­g geklärtes Sensorsyst­em in ihren Zellen nimmt die Wurzelspit­ze die Schwerkraf­t wahr und wächst in ihre Richtung.

Es gibt aber auch Seitenwurz­eln, deren Wachstum eher in der horizontal­en Ebene verläuft. Ein internatio­nales Team an Forschern unter der Federführu­ng der Wiener Universitä­t für Bodenkultu­r (Boku) hat nun das hormonelle Wechselspi­el aufgeklärt, das darüber entscheide­t, ob tief oder flach gewurzelt wird (Nature Communicat­ions, 6. 8.).

In der unter anderem vom Wissenscha­ftsfonds FWF geförderte­n Studie konnten die Wissenscha­ftler zeigen, dass in den Seitenwurz­eln neben dem Auxin noch ein weiteres Pflanzenho­rmon, das Cytokinin, aktiv ist. Es hebt die Wirkung des Auxins auf und hemmt damit auch seine gravitropi­sche, nach unten dirigieren­de Wirkung.

Mit dem Wissen über diesen Effekt könnte man man das Wurzelwach­stum in Zukunft möglicherw­eise gezielt steuern, vermuten die Boku-Forscher. Denkbar wäre es etwa, Nutzpflanz­en, denen aufgrund von Trockenhei­t das Wasser ausgeht, dazu zu animieren, tiefere Wurzeln zu schlagen. Das würde in vielen trockenen Regionen der Erde weniger Maßnahmen zur Bewässerun­g notwendig machen. (APA/däu)

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