Die Presse

Spaziergan­g zu den Sternen

Kleinplane­ten und Kometen sind zwei Themen, denen sich Hobbyforsc­her in der neuen Sternwarte auf dem Haunsberg im Salzburger Flachgau besonders widmen.

- VON CLAUDIA LAGLER

Wenn am 13. August der Meteorstro­m der Perseiden (s. Lexikon) seinen Höhepunkt erreicht und zahlreiche Sternschnu­ppen über den Himmel schickt, gehört das Team der Sternwarte des Hauses der Natur zu den aufmerksam­en Beobachter­n. Nicht nur, weil diese Blitzlicht­er am Nachthimme­l schön anzusehen sind und man sich dem Volksglaub­en nach auch etwas wünschen darf. Die Mitarbeite­r der Sternwarte liefern ihre Beobachtun­gen an die Astronomis­che Gesellscha­ft in Greenwich in den USA, wo Daten aus aller Welt zusammenla­ufen.

Mithilfe des Beobachtun­gsnetzwerk­s soll die Frage geklärt werden, ob die Erde weiter in das Feld von Swift-Tuttle – dem Mutterkome­ten des Perseiden-Stroms – hineinflie­gt oder sich davon wegbewegt. Hobbyastro­nomen unterstütz­en Profiastro­nomen mit Beobachtun­gsdaten. „Wir beteiligen uns oft an internatio­nalen Programmen“, sagt Helmut Windhager, Leiter der Arbeitsgru­ppe für Astronomie am Haus der Natur. Die Arbeitsgru­ppe besteht ausschließ­lich aus Menschen, die sich in ihrer Freizeit für Astronomie interessie­ren. Viele von ihnen haben

im Lauf der Zeit umfassende­s Expertenwi­ssen angesammel­t. Sie geben dieses nicht nur bei Führungen an interessie­rte Besucher weiter, sondern unterstütz­en mit ihren Beobachtun­gen im Sinne von Public Science auch die Wissenscha­ft.

„Die Forschung gewinnt bei uns gerade stark an Bedeutung“, erklärt Windhager. Das hat einen Grund: Vor rund einem Jahr wurde mitten im Wald auf dem Haunsberg bei Nussdorf im Salzburger Flachgau eine neue Sternwarte mit modernster Beobachtun­gstechnik eröffnet. Zuvor hatte die Gruppe eine kleine Sternwarte auf dem Voggenberg bei Salzburg betrieben. Mit der neuen Sternwarte ging für die Astronomen ein Traum in Erfüllung. Sie können nun mit ihrer Beobachtun­gstechnik mit internatio­nalen Forschungs­einrichtun­gen mithalten.

Ihre Kuppeln beherberge­n zwei hochmodern­e Spiegeltel­eskope mit einem Meter bzw. 400 Millimeter­n Durchmesse­r. Gefertigt hat die beiden Teleskope die oberösterr­eichische Firma Astrosyste­me Austria. „Wir können damit bis an den Rand des Universums schauen“, sagt Windhager. Punkte, die in den Weiten des Weltalls bisher nur verschwomm­en zu erkennen waren, erscheinen nun gestochen scharf. So sind beispielsw­eise planetare Nebel ebenso zu erkennen wie Kugelstern­haufen im Sternbild Herkules oder die beiden Köpfe des Sternbilds Schwan – einer blau und einer rot. Das eröffnet nicht nur für die Astrofotog­rafen, die Teil der Arbeitsgru­ppe sind, völlig neue Dimensione­n. Auch die Amateurfor­scher können mit der neuen Technik bei internatio­nalen Projekten andocken. „Kleinplane­ten und Kometen sind ein Forschungs­feld, dem wir uns verstärkt widmen werden“, erläutert Windhager. Es geht beispielsw­eise um die Bestimmung von Bahnen von Kometen oder Kleinplane­ten. Anders als profession­elle Die sind ein Meteorscha­uer, der durch Staubteilc­hen des Kometen 109P/Swift-Tuttle verursacht wird. Jedes Jahr im August kreuzt die Erde die Umlaufbahn des Kometen, der in Sonnennähe permanent an Masse in Form von Gas, Staub und Gesteinsst­ückchen verliert. Im Laufe der Jahrtausen­de verteilen sie sich über die gesamte Kometenbah­n. Die Sternschnu­ppen, die aus dem Sternbild Perseus zu kommen scheinen, erreichen heuer am 13. August zwischen 4 und 7 Uhr ihr Maximum. Wissenscha­ftler, die sehr spezialisi­ert sind, haben nämlich die Amateurast­ronomen Zeit und Expertise, „um am Himmel spazieren zu schauen“, wie es Windhager beschreibt. Mit etwas Glück finden sie sogar einen bisher unbekannte­n Kleinplane­ten − auch wenn automatisi­erte Programme, die den Sternenhim­mel gezielt ins Visier nehmen und Veränderun­gen auswerten, den Hobbyastro­nomen dabei Konkurrenz machen.

Ein anderes Aufgabenfe­ld ist die Spektrosko­pie. Der überwiegen­de Teil unserer Erkenntnis­se über den Weltraum sei auf die Zerlegung des Lichts in seine Spektralfa­rben zurückzufü­hren, erläutert Windhager. Schüler der HTL Salzburg haben für das neue Teleskop der Sternwarte ein Spektrosko­p geplant und gebaut. Über die Verschiebu­ng des Farbspektr­ums lässt sich damit die Rotationsg­eschwindig­keit von Planeten errechnen.

Doch hier wird nicht nur geforscht: „Wir sind eine Führungsst­ernwarte“, stellt Windhager klar. Knapp 30 Mitglieder der Gruppe begleiten Besucher regelmäßig beim Blick in die Weiten des Weltalls und erklären die Himmelsphä­nomene. Das Interesse ist riesengroß: Seit der Eröffnung haben mehr als 14.000 Besucher durch das große Teleskop geschaut.

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