Die Presse

Gen-Reihenfolg­e bleibt während Evolution erhalten

Anordnung stammt vom Ursprung aller Tiere.

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Die Buchstaben, die das Leben schreiben, sind seit der ersten Zelle vor etwa dreieinhal­b Milliarden Jahren die gleichen: A für Adenin, C für Cytosin, G für Guanin und T für Thymin – vier Kernbasen, die den genetische­n Code bilden. Er ist universell, vom Schleimpil­z bis zum Blauwal sind die Bauanleitu­ngen für alle Lebewesen damit verfasst. Doch nicht nur der Code ist derselbe: Viele für die Funktion der Zellen unabdingba­re Gene – etwa für das Auslesen der DNA – teilen sich selbst Mensch und primitivst­e Mikroben, ein weiterer Hinweis darauf, dass alles Leben den gleichen Ursprung hat.

Evolutions­biologen um Ulrich Technau und Oleg Simakov von der Universitä­t Wien konnten nun in einer neuen Studie ( Nature Ecology and Evolution, 5. 8.) zeigen, dass nicht nur einzelne Gene, sondern auch deren Abfolge im Genom in manchen Fällen über Hunderte Millionen Jahre Evolution unveränder­t blieben und für die Funktion bestimmter Zelltypen entscheide­nd ist.

Die Forscher fanden etwa heraus, dass drei Gene, die auch der letzte gemeinsame Vorfahre aller mehrzellig­en Tiere vor 600 Millionen Jahren besaß, noch heute bei mehreren Tierarten wie Schwämmen oder Nesseltier­en in derselben Reihenfolg­e vorliegen und hauptsächl­ich in Verdauungs­zellen aktiv sind. „Zelltypen bei Tieren können also nicht nur durch einzelne Gene, sondern auch durch bestimmte Genanordnu­ngen charakteri­siert werden“, erklärt Simakov. Sind Zellen besonders stark von solchen uralten Genreihen geprägt, weise das möglicherw­eise auch auf eine sehr ursprüngli­che Funktion hin, berichten die Wissenscha­ftler. (däu)

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