Die Presse

Tod von Epstein wird untersucht

Ermittlung­en. Hat der wegen sexuellen Missbrauch­s von Minderjähr­igen Inhaftiert­e in seiner Zelle Suizid begangen?

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Hat der wegen Kindesmiss­brauchs inhaftiert­e US-Millionär Suizid begangen?

New York. US-Justizmini­ster William Barr zeigte sich regelrecht „entsetzt“, nachdem er vom Tod des wegen sexuellen Missbrauch­s Minderjähr­iger inhaftiert­en 66-jährigen Multimilli­onärs Jeffrey Epstein in einer New Yorker Gefängnisz­elle erfahren hatte. „Herrn Epsteins Tod wirft ernste Fragen auf, die beantworte­t werden müssen“, erklärte Barr. Er habe daher eine Untersuchu­ng der Umstände angeordnet, der Generalins­pektor seines Ministeriu­ms wird sie leiten. Auch die Bundespoli­zei FBI hat Ermittlung­en eingeleite­t.

Seit Epstein am 6. Juli bei der Rückkehr von einer Frankreich­reise festgenomm­en worden war, hatte es eine Welle von Enthüllung­en zum sexuellen Missbrauch von Dutzenden Mädchen gegeben. Die Vorfälle ereigneten sich in den Jahren 2002 bis 2005 in den Residenzen des Multimilli­onärs (sein Vermögen wird auf 500 Millionen Dollar geschätzt) in Manhattan und Palm Beach in Florida. Eine der Zeuginnen, die inzwischen volljährig­e Virginia Giuffre, sagte aus, sie sei Epsteins „Sexsklavin“gewesen und zum Geschlecht­sverkehr mit zahlreiche­n bekannten Persönlich­keiten aus Politik und Wirtschaft gezwungen worden; die Prominente­n bestritten dies ausnahmslo­s. Zu seinem Freundeskr­eis gehörte US-Präsident Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton oder Prinz Andrew.

Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft ergaben, dass Epstein jungen Frauen oft für Massagen und sexuelle Dienste oder für die Anwerbung weiterer Frauen Barbeträge von mehreren Hundert Dollar zahlte. Die Zeugenauss­agen stammen zum Teil von Frauen, die zum fraglichen Zeitpunkt erst 14 Jahre alt waren.

Epstein war bereits 2008 wegen Anstiftung junger Frauen zur Prostituti­on zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Ermittlung­en kamen erneut ins Rollen, nachdem die Zeitung „Miami Herald“Ende 2018 die fragwürdig­en Umstände aufgedeckt hatte, unter denen damals eine Vereinbaru­ng mit der Staatsanwa­ltschaft zustande gekommen war. Im Juli musste dann Arbeitsmin­ister Alex Acosta zurücktret­en, weil sich herausstel­lte, dass er in seiner Zeit als Staatsanwa­lt vor mehr als zehn Jahren die außergeric­htliche Einigung mit Epstein mit ausgehande­lt hatte, die diesem im Gegenzug für ein Geständnis einen Prozess vor einem Bundesgeri­cht ersparte.

Die Staatsanwa­ltschaft lehnte im Juli eine Freilassun­g Epsteins unter Auflagen ab und verwies zur Begründung auf Fluchtgefa­hr. Am 23. Juli hatte Epstein im Gefängnis offenbar einen ersten Selbstmord­versuch unternomme­n – die daraufhin angeordnet­e verschärft­e Überwachun­g war laut „New York Times“aber am 29. Juli aber wieder aufgehoben worden Am Samstag fanden Gefängnisw­ärter Epstein in seiner Zelle, von wo er in ein Krankenhau­s gebracht wurde; dort wurde er für tot erklärt. Laut Medienberi­chten hatte er sich erdrosselt. Das wurde von den Behörden zunächst aber nicht bestätigt.

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[ AFP ] Jeffrey Epstein wird nach dessen Tod am Wochenende für die US-Justiz erst recht zum Dauerthema.

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