Vassilakous staureiches Erbe
Verkehr. Die Vorarbeiten für den Radweg an der Linken Wienzeile, um den jahrelang erbittert gerungen wurde, laufen an. Es drohen Staus, die selbst für Wiener Verhältnisse enorm sein werden.
Durch den Umbau der Linken Wienzeile drohen enorme Staus.
Dieser Tage rücken an einer jener Baustellen, um die in Wien in den vergangenen Jahren gestritten und gerungen wurde wie um wenige andere, die Arbeiter an. Die Vorarbeiten für die Neugestaltung – inklusive Radwegbau – der Linken Wienzeile entlang des Naschmarkts starten. Der eigentliche Bau, der eine Einschränkung der Linken Wienzeile und damit erhebliche Staus bringen wird, startet erst Anfang September. Eigentlich, so sagt auch Wiens Baustellenkoordinator Peter Lenz, wäre das eine klassische Sommerbaustelle. Aber weil in den Ferien heuer an der U4 gearbeitet wird, und der Schienenersatzverkehr die Linke Wienzeile passieren muss, muss die Straßenbaustelle in den Herbst verschoben werden.
Diese Woche beginnen nun also erste Arbeiten, die den Schienenersatzverkehr nicht blockieren. Vor dem Theater an der Wien wird der Vorplatz neu gestaltet. Er soll fertig sein, bevor dort im September die Herbstsaison startet. Auch in der Operngasse, auf dem Kreuzungsplateau zwischen Friedrichstraße und Nibelungengasse, sind noch bis Ende der nächsten Woche tagsüber eine, und nachts zwei Fahrspuren wegen Rohrverlegungsarbeiten der Wiener Netze gesperrt. Und ab Mittwoch wird die Operngasse zwischen Elisabethstraße und der Friedrichstraße auf einen Fahrstreifen in Fahrtrichtung Getreidemarkt reduziert.
Das ist nur ein Vorgeschmack auf den 2. September. Mit Start des neuen Schuljahrs wird die Linke Wienzeile zwischen Getreidemarkt und Köstlergasse einspurig. Zuerst werden die Fahrstreifen bei der Secession zu einem verflochten, ab Mitte September dann in der Linken Wienzeile. Im Oktober soll die schwierigste erste Phase vorbei sein, dann sollte man bis zum Theater an der Wien wieder zweispurig fahren können. In Summe werden die Arbeiten (und Sperren) bis Mitte Dezember dauern. Im Zuge der Arbeiten werden auch Millöckergasse, Girardigasse und Laimgrubengasse temporär (aber nicht gleichzeitig) gesperrt sein. Es wird „besonders grimmig“
Die ersten Wochen werden „besonders grimmig“, meint Lenz. Er erwartet Rückstaus bis über den Karlsplatz hinaus und rät, weiträumig auszuweichen.
Der ÖAMTC hat kürzlich im Auftrag der Wirtschaftskammer berechnet, dass 8,5 Stunden Stau pro Werktag zu erwarten seien, dieser werde täglich um 14 Uhr starten und erst spät am Abend enden. Der Höhepunkt der Staus sei um etwa 19 Uhr zu erwarten, mit einer Staulänge von mehr als sieben Kilometern – und damit auch umliegende Bezirke betreffen.
Baustellenkoordinator Lenz sagt, die Stadt habe da andere Berechnungen – aber auch er geht von erheblichen Staus aus. Schließlich steht eine Fahrspur weniger zur Verfügung, also nur halb so viel Platz wie derzeit.
Die Wirtschaftskammer warnt jedenfalls vor „Chaos“. Die Kritik: Die Baustelle werde bis ins Weihnachtsgeschäft hinein für massive Behinderungen sorgen, man hätte sie auf den kommenden Sommer verschieben müssen, wenn die Belastung durch Staus geringer wäre. Aber auch grundsätzlich war die Kammer stets unter den Kritikern dieses Projekts – wie auch die Wiener FPÖ und ÖVP, die darin eine Schikane der Autofahrer sehen. Der Wienzeilen-Radweg ist ein jahrelang von den Wiener Grünen vorangetriebenes Projekt – und eines der letzten großen Prestigeprojekte der früheren grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Und eines, um das jahrelang gestritten wurde. Schließlich geht es um einen Radweg, genau gesagt einen Zwei-Richtungs-Radweg, einen wesentlichen Lückenschluss im Wiener Radwegenetz und die Verbindung des Wiental-Radwegs mit der Innenstadt.
Um hier aber einen breiten, sicheren Radweg, der gut vom Fußweg und vom Kfz-Verkehr getrennt ist, zu schaffen, fallen 70 Parkplätze weg. Als Kompensation wurden zwar vergünstigte Angebote in den Garagen Lehargasse, Operngasse, Kühnplatz und Windmühlgasse geschaffen, dennoch hat der Wegfall der Parkplätze für Anrainer und Kunden der anliegenden Geschäfte, Lokale und vor allem für die Besucher des Naschmarktes für Aufregung gesorgt. Ebenso wie die Kosten – diese beziffert die Stadt mit in Summe rund 4,9 Millionen Euro. Aber das umfasst nicht nur den Radweg, sondern auch die grundlegende Sanierung der Linken Wienzeile und des Untergrunds, die Erneuerung diverser Leitungen sowie die Pflasterung des Bereichs vor dem Theater an der Wien. Auch Lenz betont, dass die Linke Wienzeile ohnehin hätte saniert werden müssen, der Radweg werde nun eben mitgemacht.