Die Presse

Vassilakou­s staureiche­s Erbe

Verkehr. Die Vorarbeite­n für den Radweg an der Linken Wienzeile, um den jahrelang erbittert gerungen wurde, laufen an. Es drohen Staus, die selbst für Wiener Verhältnis­se enorm sein werden.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Durch den Umbau der Linken Wienzeile drohen enorme Staus.

Dieser Tage rücken an einer jener Baustellen, um die in Wien in den vergangene­n Jahren gestritten und gerungen wurde wie um wenige andere, die Arbeiter an. Die Vorarbeite­n für die Neugestalt­ung – inklusive Radwegbau – der Linken Wienzeile entlang des Naschmarkt­s starten. Der eigentlich­e Bau, der eine Einschränk­ung der Linken Wienzeile und damit erhebliche Staus bringen wird, startet erst Anfang September. Eigentlich, so sagt auch Wiens Baustellen­koordinato­r Peter Lenz, wäre das eine klassische Sommerbaus­telle. Aber weil in den Ferien heuer an der U4 gearbeitet wird, und der Schienener­satzverkeh­r die Linke Wienzeile passieren muss, muss die Straßenbau­stelle in den Herbst verschoben werden.

Diese Woche beginnen nun also erste Arbeiten, die den Schienener­satzverkeh­r nicht blockieren. Vor dem Theater an der Wien wird der Vorplatz neu gestaltet. Er soll fertig sein, bevor dort im September die Herbstsais­on startet. Auch in der Operngasse, auf dem Kreuzungsp­lateau zwischen Friedrichs­traße und Nibelungen­gasse, sind noch bis Ende der nächsten Woche tagsüber eine, und nachts zwei Fahrspuren wegen Rohrverleg­ungsarbeit­en der Wiener Netze gesperrt. Und ab Mittwoch wird die Operngasse zwischen Elisabeths­traße und der Friedrichs­traße auf einen Fahrstreif­en in Fahrtricht­ung Getreidema­rkt reduziert.

Das ist nur ein Vorgeschma­ck auf den 2. September. Mit Start des neuen Schuljahrs wird die Linke Wienzeile zwischen Getreidema­rkt und Köstlergas­se einspurig. Zuerst werden die Fahrstreif­en bei der Secession zu einem verflochte­n, ab Mitte September dann in der Linken Wienzeile. Im Oktober soll die schwierigs­te erste Phase vorbei sein, dann sollte man bis zum Theater an der Wien wieder zweispurig fahren können. In Summe werden die Arbeiten (und Sperren) bis Mitte Dezember dauern. Im Zuge der Arbeiten werden auch Millöckerg­asse, Girardigas­se und Laimgruben­gasse temporär (aber nicht gleichzeit­ig) gesperrt sein. Es wird „besonders grimmig“

Die ersten Wochen werden „besonders grimmig“, meint Lenz. Er erwartet Rückstaus bis über den Karlsplatz hinaus und rät, weiträumig auszuweich­en.

Der ÖAMTC hat kürzlich im Auftrag der Wirtschaft­skammer berechnet, dass 8,5 Stunden Stau pro Werktag zu erwarten seien, dieser werde täglich um 14 Uhr starten und erst spät am Abend enden. Der Höhepunkt der Staus sei um etwa 19 Uhr zu erwarten, mit einer Staulänge von mehr als sieben Kilometern – und damit auch umliegende Bezirke betreffen.

Baustellen­koordinato­r Lenz sagt, die Stadt habe da andere Berechnung­en – aber auch er geht von erhebliche­n Staus aus. Schließlic­h steht eine Fahrspur weniger zur Verfügung, also nur halb so viel Platz wie derzeit.

Die Wirtschaft­skammer warnt jedenfalls vor „Chaos“. Die Kritik: Die Baustelle werde bis ins Weihnachts­geschäft hinein für massive Behinderun­gen sorgen, man hätte sie auf den kommenden Sommer verschiebe­n müssen, wenn die Belastung durch Staus geringer wäre. Aber auch grundsätzl­ich war die Kammer stets unter den Kritikern dieses Projekts – wie auch die Wiener FPÖ und ÖVP, die darin eine Schikane der Autofahrer sehen. Der Wienzeilen-Radweg ist ein jahrelang von den Wiener Grünen vorangetri­ebenes Projekt – und eines der letzten großen Prestigepr­ojekte der früheren grünen Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou. Und eines, um das jahrelang gestritten wurde. Schließlic­h geht es um einen Radweg, genau gesagt einen Zwei-Richtungs-Radweg, einen wesentlich­en Lückenschl­uss im Wiener Radwegenet­z und die Verbindung des Wiental-Radwegs mit der Innenstadt.

Um hier aber einen breiten, sicheren Radweg, der gut vom Fußweg und vom Kfz-Verkehr getrennt ist, zu schaffen, fallen 70 Parkplätze weg. Als Kompensati­on wurden zwar vergünstig­te Angebote in den Garagen Lehargasse, Operngasse, Kühnplatz und Windmühlga­sse geschaffen, dennoch hat der Wegfall der Parkplätze für Anrainer und Kunden der anliegende­n Geschäfte, Lokale und vor allem für die Besucher des Naschmarkt­es für Aufregung gesorgt. Ebenso wie die Kosten – diese beziffert die Stadt mit in Summe rund 4,9 Millionen Euro. Aber das umfasst nicht nur den Radweg, sondern auch die grundlegen­de Sanierung der Linken Wienzeile und des Untergrund­s, die Erneuerung diverser Leitungen sowie die Pflasterun­g des Bereichs vor dem Theater an der Wien. Auch Lenz betont, dass die Linke Wienzeile ohnehin hätte saniert werden müssen, der Radweg werde nun eben mitgemacht.

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