Die Presse

Südkorea und Japan bestrafen einander

Nordostasi­en. Der bilaterale Streit droht über den Handel hinaus auch die Sicherheit­skooperati­on zu gefährden.

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Der Streit zwischen Südkorea und Japan wird immer erbitterte­r, der bilaterale Handel ist immer ärger betroffen und auch die Kooperatio­n in Sicherheit­sfragen droht in den Strudel gegenseiti­g verhängter Strafmaßna­hmen hineingezo­gen werden. Inzwischen häufen sich auch Mahnungen, dass sich der Streit der beiden nordostasi­atischen Länder negative Auswirkung­en auch auf die Weltpoliti­k haben könnte.

Am Montag kündigte die Regierung in Seoul an, Japan wegen unangemess­ener Geschäftsp­raktiken von der „weißen Liste“der bevorzugte­n Handelspar­tner zu streichen. Sie reagierte damit auf einen analogen Schritt, den die Japaner am 2. August gesetzt hatten. Weil Südkorea das gegenseiti­ge Vertrauen untergrabe­n haben soll, wurde es ebenfalls von der Liste bevorzugte­r Handelspar­tner gestrichen. Solche Maßnahmen sind wie Gift für den bilaterale­n Handel.

Im amerikanis­chen Sicherheit­sapparat klingen die Alarmglock­en, weil Südkorea wegen des japanische­n Verhaltens damit gedroht hat, sich aus der trilateral­en Vereinbaru­ng über den militärisc­hen Informatio­nsaustausc­h (Gsomia) zurückzieh­en. In dieser Vereinbaru­ng verpflicht­en sich Washington, Seoul und Tokio unter anderem, ihre militärisc­hen Erkenntnis­se über das nordkorean­ische Atom- und Raketenpro­gramm auszutausc­hen.

Eine neue Studie der renommiert­en Stiftung für Wissenscha­ft uns Politik in Berlin kommt zu dem Schluss, dass der Streit zwischen Tokio und Seoul gravierend­e Folgen für das Machtverhä­ltnis in Ostasien haben könnte. Sowohl China wie Nordkorea könnten das Zerwürfnis ausnützen, um den eigenen Einfluss auszubauen, die USA aus der Region hinauszudr­ängen sowie Unsicherhe­it und Verwirrung zu stiften.

Südkorea und Japan liegen sich immer wieder wegen nicht in gegenseiti­gem Einvernehm­en aufgearbei­teten historisch­en Fragen in den Haaren. Die jüngst Runde der Zwietracht hat eine Entscheidu­ng des Obersten Berichts Südkoreas ausgelöst, die Firmen Nippon Steel und Mitsubishi Heavy Industries müssten für die Zeit der japanische­n Besetzung Koreas (1910-1945) koreanisch­en Zwangsarbe­itern Entschädig­ung zahlen. Tokio weigert sich strikt. (b.b.)

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