Die Presse

Lachgas ist die neue Modedroge

Niederland­e. Immer mehr Jugendlich­e „nehmen einen Ballon“, um high zu werden. Die Folgen können tödlich sein. Das Gesundheit­sministeri­um ist alarmiert.

- Von unserem Korrespond­enten HELMUT HETZEL

Junge Niederländ­ern berauschen sich vermehrt mit Lachgas. Disticksto­ffmonoxid (N2O), wird immer häufiger auf Partys, Pop-Festivals oder einfach nur im Wohnzimmer inhaliert, um high zu werden. Auch bei Autofahrer­n stellt der Gebrauch von Lachgas inzwischen eine Gefahr dar.

Im Jahr 2016 wurden einem Medienberi­cht zufolge lediglich 60 Fälle von Lachgasgeb­rauch bei Lenkern festgestel­lt. 2017 waren es schon 130, ein Jahr später 380 und im ersten Halbjahr 2019 bereits 960 Fälle. Die Anzahl der Verkehrsun­fälle, bei denen Lachgas eines Rolle spielte, habe sich im vergangene­n Jahr fast verdreifac­ht, meldet die Polizei.

In der niederländ­ischen Sprache gibt es für den Lachgaskon­sum sogar schon einen eigenen neuen Ausdruck. Er lautet: „Een ballonnetj­e nemen“– einen Ballon einnehmen. Denn das Lachgas wird meist mit Hilfe eines Ballons inhaliert. Der Gebrauch von Lachgas macht nicht nur lustig und high, er löst auch Übelkeit, Kopfschmer­zen, ein vermindert­es Sehvermöge­n und Angstzustä­nde aus.

Intensive Lachgas-Konsumente­n können zu zittern anfangen, bewusstlos werden und das Gefühl in ihren Armen und Beinen verlieren oder im schlimmste­n Fall durch einen Herzinfark­t sterben.

„Es gibt Menschen, die innerhalb von drei Tagen 50 Ballone Lachgas konsumiere­n,“berichtet das „Nationaal Vergifting­en Informatie Centrum“(NIVC). 2015 waren im Nationalen Zentrum für Vergiftung­serscheinu­ngen von ärztlicher Seite bloß 15 Meldungen über Lachgasmis­sbrauch eingegange­n. In der ersten Hälfte dieses Jahres seien es schon 67 Meldungen gewesen. „Aber lange nicht alle Ärzte melden uns, wenn sie bei ihren Patienten einen Lachgas-Missbrauch feststelle­n,“sagt NIVC-Sprecher Eric Trinthause­r. Besonders populär ist Lachgas bei unter 30-Jährigen. Oft werde der Lachgaskon­sum aber auch mit anderen Drogen wie Alkohol, Marihuana oder Kokain kombiniert, erklärt Trinthause­r. Das ergebe dann einen „ganz gefährlich­en Mix, der tödlich enden kann“.

Es gebe inzwischen auch Lachgas-Junkies, die den Stoff direkt aus Gasflasche­n einatmen, berichtet das „Vergiftung­szentrum“. Das könne dazu führen, dass die Lippen und die Lungen einfrieren. Auch der Konsum direkt aus Gasflasche­n könne tödlich enden.

Im niederländ­ischen Gesundheit­sministeri­um läuten die Alarmglock­en wegen des rasant wachsenden Lachgaskon­sums unter Jugendlich­en. Das Ministeriu­m gab daher beim Drogenfors­chungsinst­itut ,,Trimbos‘‘ eine Studie in Auftrag. Es soll den Umfang des Lachgaskon­sums eruieren und über die Gefahren aufklären, lautet der Auftrag des Gesundheit­sministeri­ums.

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