Hüter eines historischen Erbes
Leopoldskron. Das Schloss ist eng mit der Geschichte der Salzburger Festspiele verknüpft. Hoteldirektor Daniel Szelenyi´ hütet dieses Erbe Max Reinhardts.
Gott schenke uns nur die glücklichsten Inhalte für dieses köstliche Gehäuse.“Diesen Satz schrieb Max Reinhardt am 16. April 1918 in einem Telegramm an seine Frau Helene Thimig. Er hatte gerade den Kaufvertrag für Schloss Leopoldskron unterzeichnet. Fast 20 Jahre lebte der Regisseur und Gründer der Salzburger Festspiele in diesem „Gehäuse“– er liebte den Zauber des Schlosses aus dem 18. Jahrhundert und richtete es mit viele Liebe zum Detail ein.
Er empfing Gäste, veranstaltete Theaterabende und große Feste. Im Jahr 1938 wurde das Anwesen von den Nationalsozialisten enteignet, nach dem Krieg erhielten es die Erben Reinhardts zurück, die es später an das Salzburg Seminar verkauften.
Seither sind das Schloss und der dazugehörende Meierhof Treffpunkt internationaler Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik. Dafür, dass das Schloss ein sehr privat geführtes Refugium und gleichzeitig ein Ort des Feierns und Vordenkens ist, ist auch Daniel Szelenyi´ mitverantwortlich. Er hat vor fünf Jahren den vorsichtigen Wandel des Schlosses zu einem Hotel begleitet. „Mir ist wichtig, dass wir das Erbe Max Reinhardts in die Gegenwart führen“, sagt der Hotelmanager, der sich auf den ersten Blick in das Anwesen am Leopoldskroner Weiher mit seinem Park und dem Blick auf den Untersberg verliebt hat.
„Das Haus lebt und es will belebt werden“, ist Szelenyi´ überzeugt. Er mag die Patina, das Knarren des alten Parketts und die Unvollkommenheit. In den ersten Monaten in Salzburg hat er selbst im Schloss gewohnt: „In der Nacht kann man dem Gebäude beim Atmen zuhören.“Die reiche Geschichte dieses Orts – das Schloss wurde 1736 von Fürsterzbischof Leopold Firmian erbaut – will Szelenyi´ auch seinen Gästen vermitteln, gleichzeitig soll das Haus aber auch zeitgemäß sein: „Ich denke mir ständig, wie würde das wohl Max Reinhardt heute machen.“
Deshalb soll das Haus kein Museum sein. Die Gäste können die riesige Bibliothek ebenso benützen wie die historischen Möbel. In den vergangenen Jahren ist es Szelenyi´ und seinem Team gelungen, einige Einrichtungsgegenstände, die zur Zeit Max Reinhardts im Schloss waren, wieder nach Salzburg zurückzuholen. So hat Justin Reinhardt einen Tisch, den sein Urgroßvater in Salzburg hatte, aus den USA geschickt, weil es ihm in Leopoldskron so gut gefallen hat. Auch ein goldener Engel, der einst in der Biblio
thek war, war mit im Gepäck. Auf einer Auktion in Berlin konnte Szelenyi´ einen Spiegel aus dem Schloss kaufen. Im Meierhof wurde eine Ausstellung mit historischen Fotos aus der Zeit Reinhardts in Salzburg eingerichtet. Zum 100-Jahr-Jubiläum der Festspiele, das im nächsten Jahr gefeiert wird, organisiert der Tourismusfachmann in Kooperation mit den Festspielen einige Veranstaltungen. Was geplant ist, verrät er noch nicht. Tradition hat auch eine Premierenfeier der Festspiele. „Wenn dann im Lauf des Abends ein Künstler noch eine Arie anstimmt, dann sind das magische Momente.“
Dass er zum Hotelmanager von Schloss Leopoldskron werden würde, stand nicht auf der Agenda des gebürtigen Bayern. Er hatte in Krems Tourismusmanagement studiert und dann in
startet heuer am 18. August unter dem Titel „Love Songs“in die nächste Saison im Park des Schloss Leopoldskron in Salzburg. Vorstellungen bis 29. August (Einlass und Picknick: 17 Uhr, Beginn: 18 Uhr; Dauer: ca. 1 h 30 in, keine Pause). Infos und Karten unter www.salzburger-landestheater.at Tourismusexperte Daniel Szelenyi´ führt seit fünf Jahren das Hotel Schloss Leopoldskron und hat den Wandel vom Schloss zum Hotel begleitet. www.schloss-leopoldskron.com Budapest, Zürich und London im Hotelbereich gearbeitet. „Dann war die Zeit reif für ein Sabbatical.“Er war zwar in seinem letzten Job – er testete für eine internationale Bewertungsplattform Luxushotels in aller Welt – viel unterwegs, doch der Wunsch, endlich „richtig“zu reisen, wurde immer stärker. „Ich habe die Menschen, die wochen- oder monatelang am Stück unterwegs waren, immer sehr beneidet. Das wollte ich auch machen.“Er kündigte seinen Job in London und startete in Mexiko seine große Reise.
Doch keine drei Monate später kontaktierte ihn eine Bekannte aus Österreich und erzählte ihm von einem Stellenangebot, das wie maßgeschneidert für ihn sei. Er biss nicht sofort an. Erst als die Bekannte nach zwei Wochen insistierte, sah er sich das Jobprofil genauer an. Das Salzburg Seminar suchte jemanden, der das Schloss Leopoldskron als Hotel führen würde.
„Hier kann ich meine Liebe zum Theater und zu historischen Hotels verbinden.“Deshalb greift er Initiativen, die an die Tradition des Hauses anknüpfen, gerne auf: Das Salzburger Landestheater bespielt den großen Garten regelmäßig mit „Shakespeare im Park“. Reinhardt hatte im Park ein Heckentheater für den Sommernachtstraum bauen lassen – dieses wieder aufzubauen gehört zu den langfristigen Projekten des Hotelmanagers.