Beide Vorstände des Brennerbasistunnel abberufen
Infrastruktur. Nach einem Streit zwischen dem italienischen und dem österreichischen Vorstand der Gesellschaft hinter dem Brennerbasistunnel wurden beide abberufen. Jetzt wird nach einer Lösung für die Zukunft gesucht.
Die beiden Vorstände des Brennerbasistunnels (BBT), Konrad Bergmeister und Raffaele Zurlo, sollen laut dem Nachrichtenportal „salto.bz“abberufen worden sein. Die Entscheidung des Aufsichtsrats soll bereits am 28. Juni gefallen sein. Grund dafür dürften Streitigkeiten zwischen dem österreichischen und dem italienischen Vorstand sein. Die BBT-Gesellschaft verweigert vorerst die Stellungnahme, will die Berichte gegenüber der „Presse“aber auch nicht dementieren.
Die Auseinandersetzung der beiden Vorstände soll sich um Einflussnahme und Finanzierung drehen. Zurlo soll Vorhaben auf der österreichischen Seite des BBT blockiert haben und sich stets auf das unterschiedliche Vergaberecht in Italien berufen haben.
Zudem soll es bei den Bauarbeiten im Baulos Tulfes-Pfons in Tirol zu einer Kostenexplosion gekommen sein. Interessenkonflikte von Bergmeister bezüglich eines von ihm gegründeten privaten Ingenieurbüros sollen eine Rolle spielen. Die Staatsanwaltschaft Bozen hat laut dem Bericht bereits Vorermittlungen zu den Ungereimtheiten aufgenommen.
Die Gesamtkosten des MegaProjekts, die von Österreich und Italien gemeinsam getragen werden, sollen sich auf sechs bis 12 Mrd. Euro belaufen.
„Mister Brennerbasistunnel“
Bergmeister wolle laut „salto.bz“seinerseits das Ende des dualen Systems der BBT-Gesellschaft durch eine Statutenänderung erreichen, um sich vom italienischen Vergaberecht abzukoppeln. In der Folge soll der Aufsichtsrat Ende Juni die Abberufung der beiden Vorstände abgesegnet und Ende Juli eine Statutenänderung beschlossen haben. Am 14. September soll der Aufsichtsrat bereits zwei neue Vorstände nennen. Wie die „Tiroler Tageszeitung“dagegen in ihrer Online-Ausgabe berichtet, setze der Aufsichtsrat jedoch noch auf „einvernehmliche Lösungen“. Es solle versucht werden, im September die Wogen zwischen den beiden wieder zu glätten. Zumindest an Bergmeister will man offenbar festhalten.
Am Montag sprang auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) Bergmeister zur Seite: „Es ist für mich undenkbar, dass Bergmeister aus seiner Funktion ausscheidet und damit die Kontinuität des Projekts BBT gefährdet wird.“Bergmeister sei der „Mister Brennerbasistunnel“. (ag./jil)