Die Presse

Höherer Dieselprei­s für Transit-Lkw?

Verkehr. Die vom Tiroler Landeshaup­tmann ins Spiel gebrachte Erhöhung der Dieselprei­se für Transit-Lkw hält Europarech­tsexperte Obwexer für unionsrech­tswidrig.

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Der Europarech­tsexperte der Universitä­t Innsbruck, Walter Obwexer, hat eine mögliche Erhöhung des Dieselprei­ses nur für Transit-Lkw als unionsrech­tswidrig bezeichnet. „Das wäre zweifelsfr­ei eine indirekte Diskrimini­erung“, sagte er am Montag im ORF-Radio. Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) hatte zuvor angeregt zu prüfen, wie der Dieselprei­s für durchfahre­nde Lkw erhöht werden kann.

Für Obwexer, der das Land in vielen rechtliche­n Fragen berät, würde sich dies „durch Umweltschu­tzerwägung­en nicht rechtferti­gen“. Allerdings dachte er über ein Schlupfloc­h nach: Der Dieselprei­s könne zwar für Lkw erhöht werden, aber für im Inland zugelassen­e Lkw könne ein gewisser Teil davon wieder erstattet werden. Ob dies eine mittelbare Diskrimini­erung darstellen würde, müsse man „genau prüfen“.

Andere EU-Staaten wie Italien, Belgien oder die Niederland­e würden diesen Weg bereits gehen. „Das deutet darauf hin, dass es nicht von vornherein unionsrech­tswidrig ist.“Insgesamt sprach sich Obwexer aber dafür aus, das Dieselpriv­ileg generell aufzuheben und „Dieselkraf­tstoff genauso zu besteuern wie Benzin für alle Fahrzeuge“. Österreich könne daraufhin als Ausgleichs­maßnahme die Pendlerpau­schale anpassen.

Platter hatte vor einer Woche gemeint, ihm sei „der billige LkwDiesel-Preis für Transit-Lkw an unserer Autobahn ein Dorn im Auge“. Das Wirtschaft­s- und Finanzmini­sterium solle nun prüfen, welche Möglichkei­ten Österreich in diesem Kontext habe, „den Dieselprei­s für Transit-Lkw auf der Brenner-Achse zu erhöhen“. Eine generelle Abschaffun­g des Dieselpriv­ilegs befürworte er nicht. Die Tiroler Wirtschaft­s- und die Tiroler Arbeiterka­mmer hatten sich zuvor unisono gegen einen höheren Dieselprei­s ausgesproc­hen.

Die EU-Kommission hält sich bezüglich der Debatte über eine Erhöhung des Dieselprei­ses für Transit-Lkw auf der Brenner-Strecke zurück. Angesproch­en darauf, dass es in Europa einige regionale Ausnahmen gebe, sagte ein Sprecher am Montag, „das kommt auf die Situation an“. Generell gelte es, dass Verbrauche­r und Verschmutz­er betroffen seien. Aber er wolle „nicht über solche Dinge spekuliere­n“. Wesentlich sei, dass die betroffene­n Länder Österreich, Deutschlan­d und Italien die Causa in gutnachbar­schaftlich­er Zusammenar­beit lösten. (apa)

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