Der Clown und der Untergang der Welt
Und andere sommerliche Anmerkungen zur österreichischen Politik.
Man weiß nicht, ob Peter Sellars die kasperlhafte Verkleidung bei seiner Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele gewählt hat, um sich als jener Clown zu geben, der die Stadt vor dem Untergang retten will, aber nur Gelächter auslöst, weil man sein wildes Gestikulieren für gespielt hält. Zuzutrauen wäre dem Theatermann eine solche paradoxe Intervention. Sein gut gekleidetes bürgerliches Publikum hat pflichtschuldigst applaudiert, weil man ja zeitgemäß sein will.
Was aber soll es wirklich anfangen mit dieser fast lückenlosen Sammlung aller gängigen Klischees und Gemeinplätze der heutigen Welt-und Gesellschaftskritik? Auch die übliche Kritik am Kapitalismus durfte nicht fehlen, jenes Kapitalismus, von und mit dem Sellars und seine Zuhörer blendend leben. Die Zeitungen berichteten zwar wie üblich bei Eröffnungsreden von Festivals von einer „fulminanten“Rede, wussten dann aber aus dem wenig inspirie
renden Text nichts anderes herauszulesen, als dass die „Eltern auf ihre Kinder hören“sollten. Das ist unterdessen zu einer fixen Idee geworden, seit eine junge Schwedin herumreist, um wie sie selbst sagt, Panik zu verbreiten. Oft würde man sich allerdings wünschen, dass Kinder mehr auf ihre Eltern hören würden, was seinerzeit zu Erziehung gehört hat.
Der Aufrüttelungseffekt, der man Darbietungen wie der von Sellars zuschreibt, wird beschränkt sein. Dazu sind sie zu allgemein, zu pauschal, zu sehr getragen von einer vermeintlich überlegenen Einsicht. Beim Umweltschutz wird ohnehin der Wille allzu gern für die Tat genommen. Die meisten Eltern, die ja nicht in Salzburg dabei waren, befinden sich gerade mit den Kindern auf Urlaub am Meer, in den sie berechtigterweise mit dem Flugzeug oder dem SUV gefahren sind. Die älteren Kinder hoppen sich auf den verschiedensten Destinationen zwischen Schweden und Ägypten durch den Sommer, bevor sie dann im Herbst wieder am Freitag zur „Rettung des Klimas“die Schule schwänzen dürfen.
„Von einer „Machtablöse in Sachen Umweltschutz“habe Sellars in Salzburg geredet, konnte man lesen. Damit ist anscheinend gemeint, dass nun die Kinder die „Macht“über die Umweltpolitik übernehmen sollen. Das möchte man sich lieber nicht vorstellen. Panik, wie sie Greta Thunberg verbreitet, kann kein Ratgeber für rationale Lösungen sein, die auch noch mehrheitsfähig sein müssen. Die Leichtigkeit, mit der die 16-Jährige über zivilen Ungehorsam beim Hambacher Forst in Deutschland redet, kommt aus einem moralischen Totalitäts