Die Presse

Offensive mit Herz in der Frauen-Bundesliga

Fußball. Der Saisonstar­t wird von der bislang größten Kampagne begleitet, denn Nachwuchs wird dringend gesucht. Neben gesteigert­er Präsenz in Fernsehen und Social Media soll ein Analyse-Portal auch die Spielquali­tät erhöhen.

- VON SENTA WINTNER

Am Wochenende startet die Frauen-Bundesliga in ihre 38. Saison und strebt in Sachen Aufmerksam­keit und Präsenz eine neue Ära an. Unter der Regie von Isabel Hochstöger, Leiterin für Mädchenund Frauen-Fußball im ÖFB, wurde die größte Kampagne „|mitHerz“in diesem Bereich lanciert. Das Ziel: Mehr mediale Aufmerksam­keit und höhere Spielquali­tät, um das Interesse von Mädchen für Fußball zu schüren.

Mindestens zehn Live-Spiele im ORF sowie ergänzende Übertragun­gen auf ÖFB-TV und eine wöchentlic­he Magazin-Sendung (Premiere am Freitag um 21.15 Uhr auf ORF Sport+) sichern den Fußballeri­nnen ihren Platz im Fernsehen. Ergänzend sollen Torshows, Vereinspor­träts und Spielerinn­en-Clips in den sozialen Medien die Jugend erreichen – die Zielgruppe, die für die sportliche Zukunft relevant ist. Denn der EMHöhenflu­g des Nationalte­ams von 2017 hat zwar einen Boom bewirkt, an der Basis hat Österreich jedoch nach wie vor gewaltigen Aufholbeda­rf. Während beim ÖFB rund 20.000 Spielerinn­en registrier­t sind, können die Niederland­e, zuletzt Europameis­ter und WM-Finalist, bei doppelt so hoher Einwohnerz­ahl aus einem Pool von über 150.000 Aktiven schöpfen.

Die andere große Baustelle findet sich auf den Rängen. Nach der erfolgreic­hen EM-Qualifikat­ion hat sich beim Nationalte­am der Schnitt in der jüngsten WM-Qualifikat­ion auf 2700 Fans fast verdreifac­ht, der Rekord von 3600 vom EM-Play-off gegen Russland 2012 blieb jedoch unerreicht. Davon ist die Bundesliga noch weit entfernt. „Bei den Zuschauerz­ahlen haben wir großen Aufholbeda­rf“, weiß auch Hochstöger, die mangels seriöser Vergleichs­zahlen auf konkrete Zielsetzun­gen verzichtet. „Die Community wird durch mehr Spielerinn­en weiter wachsen.“Hierfür sind ab September Nachwuchsp­rojekte mit den Landesverb­änden geplant. Bereitscha­ft und Leidenscha­ft bei Spielerinn­en und Klubs ist gleicherma­ßen vorhanden, davon ist die Ex-Spielerin nach persönlich­en Besuchen im ganzen Land überzeugt: „Das Feedback war überwältig­end.“

Nicht zuletzt soll die Liga durch eine Qualitätss­teigerung an Attraktivi­tät gewinnen. Dafür wurde einerseits das Format adaptiert: Die 2. Liga wird erstmals bundesweit und ohne B-Auswahlen der Bundesligi­sten ausgetrage­n. Diese treten in einer eigenen Future League gegeneinan­der an, die Doppel-Veranstalt­ungen sollen Talenten mehr Spielzeit zu ermögliche­n und gleichzeit­ig Ressourcen schonen. Anderersei­ts nahm der ÖFB gut 40.000 Euro in die Hand, um den Klubs ein eigenes AnalysePor­tal bereitzust­ellen. Damit ist erstmals ein Videostudi­um aller Ligaspiele möglich, wodurch auch kleinere Klubs ihre eigenen Auftritte detaillier­ter aufarbeite­n können, zugleich wird die Gegnervorb­ereitung erleichter­t – und die besten Szenen lassen sich wiederum für die Videoclips nutzen.

Die Kampagne ist für Hochstöger ein Meilenstei­n, zugleich soll sie nur der Anfang sein. Ob dem internatio­nalen Trend folgend auch in Österreich neben Sturm Graz und Wacker Innsbruck bald weitere aus dem Männer-Fußball bekannte Klubs in der Frauen-Bundesliga vertreten sein werden, liegt für die ÖFB-Funktionär­in in deren Hand. „Aufoktroyi­eren bringt nichts, aber es gibt genug Argumente. Vielleicht möchten sie künftig nicht nur 50, sondern 100 Prozent der Bevölkerun­g repräsenti­eren.“

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