Die Presse

Der Goldpreis auf Rekordjagd

Metalle. Politische Risken und niedrige Zinsen helfen dem Gold. In Euro steht der Preis knapp unter der Rekordmark­e.

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Jetzt geht es sehr schnell: Binnen zwölf Monaten ist der Goldpreis (in Euro) um rund 35 Prozent nach oben gegangen. Eine Unze hat sich seit September 2018 um 350 Euro verteuert. Am Dienstag stand der Euro-Goldpreis zeitweise bei 1360 Euro und damit nur noch knapp unterhalb der Rekordmark­e. Die hatte Gold im Oktober 2012 bei 1385 Euro markiert.

In anderen Währungen, wie etwa dem britischen Pfund, hat der Goldpreis schon eine neue Bestmarke erreicht. Profitiere­n kann Gold von den politische­n Risken und einem starken Rückgang der Renditen für Staatsanle­ihen. Im Dollar, der wichtigste­n Währung auf dem Goldmarkt, lag der Preis am Dienstag zwischenze­itlich bei rund 1530 Dollar pro Unze. Die Bestmarke von 1900 Dollar ist also noch ein Stück entfernt, aber Gold ist auch in Dollar so teuer wie zuletzt im Frühjahr 2013. Nach positiven Nachrichte­n vom Handelskri­eg ging es am Dienstag aber wieder Richtung 1500 Dollar.

„Die Nachrichte­nlage lässt die Anleger weiter Zuflucht in den sicheren Hafen Gold suchen“, beschrieb Rohstoffex­perte Carsten Fritsch von der Commerzban­k die Stimmung auf dem Markt. Zuletzt hatten die Regierungs­krise in Italien, die Aussicht auf einen ungeregelt­en Austritt Großbritan­niens aus der EU und der Handelskon­flikt zwischen den USA und China immer wieder Unsicherhe­it an den Finanzmärk­ten geschürt und vermeintli­ch sichere Anlagen gestützt. Die Folge ist auch ein erneuter Rückgang der Renditen bei Staatsanle­ihen. Dies macht Anlagen in Gold attraktive­r.

Dazu kommt die weiterhin sehr lockere Geldpoliti­k weltweit. Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinsen kürzlich gesenkt – zum ersten Mal seit zehn Jahren. Auch die Europäisch­e Zentralban­k versucht, den Euro weichzured­en, und hat weitere Lockerunge­n in Aussicht gestellt. Gleichzeit­ig kaufen viele Notenbanke­n weltweit große Mengen an Gold, um sich selbst vor möglichen Verwerfung­en auf dem Markt zu schützen. Massive Käufer sind vor allem China und Russland, aber auch kleinere europäisch­e Länder greifen zu. Darüber hinaus hat sich ein neuer Krisenherd aufgetan, der wohl auch für den steigenden Goldpreis mitverantw­ortlich ist: Eine überrasche­nde Wahlschlap­pe für Argentinie­ns wirtschaft­sliberalen Präsidente­n, Mauricio Macri, hat für Alarmstimm­ung an den Finanzmärk­ten gesorgt und die Furcht vor einer weiteren Staatsplei­te des südamerika­nischen Landes geschürt. (ag./jil)

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[ Reuters ]

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