Die Presse

„Wie der erste Mensch auf dem Mond“

Marathon. Der Countdown zur „1:59 Challenge“läuft, in zwei Monaten will Eliud Kipchoge in Wien die Zwei-StundenMar­ke durchbrech­en. Obwohl er die Strecke im Prater noch gar nicht kennt, gibt sich der Weltrekord­ler siegessich­er.

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Wien. Am 12. Oktober soll in Wien eine der letzten großen Schallmaue­rn des Sports durchbroch­en werden. Marathonwe­ltrekordle­r Eliud Kipchoge will in der Prater Hauptallee als erster Mensch die 42,195 Kilometer unter zwei Stunden laufen. Dazu wurde das Projekt „Ineos 1:59 Challenge“ins Leben gerufen, zwei Monate bevor es losgeht, gab Kipchoge nun Einblick in seine Vorbereitu­ng.

Dass er den Kurs im Prater noch gar nicht kennt, macht für den Kenianer dabei keinen Unterschie­d. „Die Strecke in Wien ist flach und liegt auf einem sehr niedrigen Meeresspie­gel“, weiß der 34-Jährige. Ein Wien-Besuch vor Oktober sei auch nicht geplant. „Ich möchte mich mehr auf das Training konzentrie­ren als auf eine Reise nach Wien.“

Einen Unterschie­d zu Kipchoges ersten Versuch beim Projekt „Breaking2“2017 im italienisc­hen Monza, den er trotz 2:00:25 Stunden als Erfolg bezeichnet, werden dieses Mal die Fans machen. Die 4,3 Kilometer lange Gerade im Prater ist wie gemacht für Publikumsu­nterstützu­ng. „Die Leute dort lieben den Sport, sie werden mich unterstütz­en“, sagt Kipchoge.

Die ideale Temperatur für den Rekordvers­uch liege für ihn zwischen elf und zwölf Grad. Nichts anderes ist in Wien im Oktober zu erwarten, die Stadt wurde auch wegen der idealen Lauftemper­aturen ausgewählt. Auch der Zeitunters­chied zu Kaptagat, dem Trainingso­rt von Kipchoge und seinem Team im ostafrikan­ischen Hochland auf 2400 Meter, hält sich mit einer Stunde in Grenzen. Und sollte das Wetter dann doch nicht mitspielen, gibt es ein Fenster von acht Tagen für eine Verschiebu­ng.

Bedenken, dass der Rekordvers­uch schiefgehe­n könnte, hat Kipchoge ohnehin keine. „Mein Ziel ist, in Wien die Zwei-Stunden-Barriere zu durchbrech­en. Ich glaube nicht an Grenzen“, sagt er. „Einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen, ist vergleichb­ar damit, der erste Mensch auf dem Mond zu sein.“

Schon jetzt ist Kipchoge Marathon-Star Nummer eins, am 16. September 2018 hat er in Berlin den aktuellen Weltrekord aufgestell­t (2:01:39 Stunden) und die alte Bestleistu­ng von Landsmann Dennis Kimetto gleich um 1:18 Minuten verbessert. Nahezu eine Ewigkeit in einer Disziplin, in der Verbesseru­ngen eher im Zehn-Sekunden-Takt geschehen.

Aktuell spult er wöchentlic­h etwa 200 Trainingsk­ilometer ab. Ein Tag gleicht dem anderen: Training, Frühstück, Erholung, Laufen, Essen, Schlafen, Laufen, Essen und dann wieder Schlafen. Auch das Trainingsl­ager mit seinen Laufpartne­rn und Betreuern weicht nicht von jenem vor normalen Marathons ab. Verändert hat der Olympiasie­ger von Rio 2016 nur seine mentale Vorbereitu­ng. „Mein Kopf ist jetzt freier, ich bin ruhiger und bereit für die 1:59 Challenge. Ich weiß, es wird passieren“, gibt sich der Kenianer selbstsich­er – und setzt dabei auch auf sein Team. „Marathonla­ufen ist kein Individual­sport mehr. Das Team ist für mich sehr wichtig“, erklärt der Vater von drei Buben.

Ob er jetzt mit 34 Jahren am Zenit seiner Karriere angelangt ist, weiß Kipchoge nicht. „Es ist jedenfalls das richtige Alter, um Geschichte zu schreiben.“(herbas)

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[ Reuters ] „Ich weiß, es wird passieren“: Eliud Kipchoge geht auf Rekordjagd.

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