Raiffeisenbank ist bereit, Anteile an Card Complete zu verkaufen
Banken. Der Verkauf des Kreditkartenanbieters Card Complete geht in die Endphase: Nicht nur die Bank Austria will ihre Anteile veräußern.
Wien. Die Bawag hat es schon getan, die Bank Austria ist gerade dabei, und nun könnte sich auch die Raiffeisen Bank International (RBI) anschließen. Es geht um den Verkauf von Anteilen an Unternehmen, die nicht zum Hauptgeschäft gehören. So überlegt nun auch die RBI, ihre Beteiligung am österreichischen Kreditkartenanbieter Card Complete zu verkaufen.
RBI lässt sich Optionen offen
„Da die Bank Austria die Mehrheit hat, liegt jetzt alles in ihrer Hand. Wir werden uns anschauen, was dabei herauskommt, und dann entscheiden wir“, sagt RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl am Rande der Präsentation der Halbjahreszahlen. Auf Nachfrage, ob die RBI nur einen Teil oder die gesamte 25-Prozent-Beteiligung an Card Complete verkaufen würde, antwortet der RBI-Chef: „Wir können nichts ausschließen.“
Anstoß für diese Überlegungen waren Berichte von ausländischen Medien im Vorjahr, dass die Bank Austria ihre Mehrheitsanteile in der Höhe von 50,1 Prozent an den italienischen Marktführer für elektronische Zahlungssysteme, SIA, veräußern will. Der offizielle Verkaufsprozess wurde Ende 2018 eingeleitet, die britische HSBC hatte zuvor im Auftrag des italienischen Bank-Austria-Eigentümers UniCredit nach Interessenten gesucht. Der Wert des in der Wiener Lasallestraße beheimateten Unternehmens wurde mit 400 Mio. Euro beziffert. Neben der RBI und der Bank Austria ist auch die AVZ-Stiftung mit 24,9 Prozent an Card Complete beteiligt. Die der Stadt Wien nahestehende AVZ-Stiftung hatte ihren Viertelanteil 2002 von der damaligen Bank Austria Creditanstalt (BACA) erworben. Die BA-CA brauchte dringend Kapital, um ihre Expansion in Mittel- und Osteuropa voranzutreiben – jenes Geschäft, das 2016 bilanztechnisch innerhalb des Uni-Credit-Konzerns von Wien nach Mailand wanderte.
Italiener wollen Mehrheit
So soll nun auch der größte österreichische Kreditkartenanbieter nach Italien wandern. Der IT-Konzern SIA treibt mit dem Zukauf seine Strategie voran, ein internationaler Schlüsselspieler im digitalen Zahlungsverkehr zu werden. Die Mailänder setzten 2018 rund 615 Millionen Euro um, wuchsen um 8,4 Prozent und machten einen operativen Gewinn von 122 Millionen Euro. Vor drei Jahren hat SIA von der UniCredit bereits die Kartenabwicklungssparte der Tochter Ubis mit 240 Mitarbeitern übernommen. Bei Card Complete wollen die Italiener mit mindestens 60 Prozent einsteigen. Damit müssten sie etwa 250 Millionen Euro in die Hand nehmen – und neben der Bank-Austria-Hälfte eben weitere Anteile zukaufen. Die Beteiligten halten sich bedeckt dazu, ob SIA bereits Gespräche mit der RBI oder auch Kontakt mit der AVZ-Stiftung aufgenommen hat. Die Transaktion soll im September abgeschlossen sein.
Card Complete hat als österreichischer Marktführer im Kreditkartengeschäft nach eigenen Angaben insgesamt mit rund 225 Millionen Transaktionen rund 15 Milliarden Euro umgesetzt. Die Wiener beschäftigen 400 Mitarbeiter und betreuen 1,5 Millionen Karteninhaber. Im Jahr 2015 hat Card Complete ihr Geschäft ausgebaut und die DC Bank mit ihrer Marke Diners Club von der Bank Austria übernommen. Es war ein weiterer von der Muttergesellschaft UniCredit angetriebener Schritt der Bank, sich von ihren Beteiligungen zu trennen, die nicht das Kerngeschäft betreffen.
Bewegung in das österreichische Kreditkartengeschäft kam ursprünglich auf Druck der EU. Die EU-Wettbewerbshüter hatten kritisiert, dass die beiden relevanten Kreditkartenanbieter – Card Complete, damals Visa Austria, und Paylife – in den Händen der österreichischen Banken seien. So wurde Paylife 2013 an den Schweizer Finanzdienstleister SIX verkauft. 2017 wanderte Paylife übrigens für rund 40 Millionen Euro zurück an die Bawag-Tochter Easybank.