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Warum jetzt die Wiener Börse lockt

Aktien. Die jüngsten Kurskorrek­turen fielen am heimischen Aktienmark­t besonders heftig aus. Doch gerade in diesem Umfeld finden Experten interessan­te Kaufgelege­nheiten.

- VON RAJA KORINEK

Begonnen hatte das heurige Börsenjahr mit einem ansehnlich­en Kurssprint. Auch der ATX, der Leitindex der Wiener Börse, kletterte munter nach oben und erreichte Mitte April ein Zwischenho­ch von knapp 3300 Punkten. Doch seither hat sich das Bild drastisch gewendet. Vom anfänglich­en Plus ist am heimischen Markt nicht viel übrig geblieben.

Für Marktexper­ten ist die zuletzt schwache Entwicklun­g des ATX nachvollzi­ehbar: Der Index enthält zahlreiche zyklische Titel, die zudem stark vom Export abhängig sind, erklärt Alois Wögerbauer, Fondsmanag­er des 3-Banken-Österreich-Fonds. Solche Firmen bekommen einen Abschwung der Weltwirtsc­haft besonders zu spüren, wobei der eskalieren­de US-Handelskri­eg mit China den Ausblick noch weiter eingetrübt hat. Zu den leidtragen­den Branchen zählt vor allem die Automobili­ndustrie. Und das wirkte sich zuletzt auch negativ auf die Quartalsza­hlen aus, etwa beim Anlagenbau­er Andritz oder beim Stahlkonze­rns Voestalpin­e.

Dennoch sollten sich Anleger von den jüngsten Entwicklun­gen an der Wiener Börse nicht abschrecke­n lassen, findet Wögerbauer. Der Fondsmanag­er sieht sogar gute Gründe, die derzeit für ein langfristi­ges Investment sprechen. Dazu verweist er etwa auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das beim ATX derzeit bei rund elf liegt. Das sei durchaus günstig.

Hohe Dividenden­renditen

Deshalb würde Wögerbauer allmählich sogar selektive Zukäufe in Betracht ziehen, etwa bei der Voestalpin­e. Hier habe es zwar eine Reihe an belastende­r Faktoren gegeben, dazu zählen neben dem schwachen Automobils­ektor die gestiegene­n Eisenerzpr­eise und höhere Kosten für CO2-Emissionsz­ertifikate in der EU. Dennoch sei der Konzern solide aufgestell­t, weshalb Wögerbauer dem Titel Potenzial einräumt.

Dem Fondsmanag­er gefallen derzeit aber auch die hohen Dividenden­renditen, die Anleger bei einigen heimischen Unternehme­n lukrieren können. In seinem Fonds liegen die Dividenden­renditen im Schnitt bei gut 4,2 Prozent und damit leicht über dem ATXDurchsc­hnitt. Als Beispiel nennt er die Aktien der Vienna Insurance Group, eine der größten Fondsposit­ionen. Die aktuelle Dividenden­rendite liegt hier bei rund 4,55 Prozent.

Und wie sieht es mit Bankaktien aus? Schließlic­h sind alle drei Fonds in der Tabelle in Aktien der Erste Group sowie der Raiffeisen Bank Internatio­nal investiert. Letzteres Institut weise aufgrund des Russlanden­gagements zwar ein höheres Risikoprof­il aus. „Allerdings notiert die Aktie gut 40 Prozent unter dem Buchwert. Damit sind die negativen Nachrichte­n eingepreis­t.“

Bei der Erste Group wiederum konnten Wögerbauer die Ergebnisse zum ersten Halbjahr 2019 überzeugen. Ihm gefallen zudem die Fortschrit­te beim Ausbau des Onlinebank­ings.

Auch die Entwicklun­gen des Ölpreises behalten die Experten im Auge. Immerhin ist die OMV die größte Position in allen drei Portfolios.

Ölpreis: Kein Grund zur Panik

Zuletzt ist der Ölpreis kräftig gesunken. Christian Schmitt, Fondsmanag­er des Österreich-AktienFond­s bei der Raiffeisen KAG, schreckt das jedoch nicht, er fürchtet keine dramatisch­en Auswirkung­en auf sein OMV-Investment: „Nur rund die Hälfte des Gewinns des Konzerns ist direkt von der Ölpreisent­wicklung abhängig.“Mehr als 40 Prozent des Gewinns erwirtscha­ftete die OMV im zweiten Quartal 2019 aus dem Raffinerie­geschäft. Und das profitiere sogar oftmals – in Form von höheren Margen – von einem rasch sinkenden Ölpreis, erklärt Schmitt. Zudem spielt das Gassegment eine immer größere Rolle im Konzern.

Genug Aufholpote­nzial ist also vorhanden. Anleger, die an der Wiener Börse investiere­n, müssen trotzdem – wie bei allen Aktieninve­stments – größere Schwankung­en verkraften können und sollten einen längerfris­tigen Anlagehori­zont vor Augen haben.

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[ APA/Gindl ] Die Voestalpin­e hatte es zuletzt nicht leicht. Fondsmanag­er trauen der Aktie jedoch Potenzial zu.

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