Zweifel an Thyssen
Industrie. Die Ratingagentur Moody’s glaubt, dass die Wende bei dem Konzern längern dauern wird als erwartet. Der Aktie hilft das nicht.
Wien. Die Ratingagentur Moody’s hat mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Stahlkonzerns Thyssenkrupp den Druck auf den kriselnden Konzern erhöht. Die ohnehin auf einem 16-JahresTief dümpelnde Aktie verlor am Donnerstag zeitweise 2,5 Prozent.
Moody’s hatte das Rating für Thyssenkrupp auf Ba3 von Ba2 herabgestuft und dies mit den schwachen Quartalszahlen begründet, die Thyssenkrupp am 8. August vorgelegt hatte. Damit rangiert der Konzern noch tiefer im sogenannten Ramschbereich.
Angesichts der Konjunktureintrübung und der nachlassenden Nachfrage der wichtigen Kunden aus der Autoindustrie geht die Ratingagentur davon aus, dass eine Verbesserung der Profitabilität länger als erwartet dauern werde. Eine schlechtere Bonitätsnote kann bei Unternehmen zu höheren Refinanzierungskosten führen.
Thyssenkrupp drücken Schulden von gut fünf Mrd. Euro. Die Ratingagentur betonte, dass die Rahmenbedingungen für den Konzern wohl in den kommenden zwölf bis 18 Monaten schwierig bleiben. Thyssenkrupp wollte die Mitteilung nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies darauf, dass der Konzern über ausreichend finanzielle Mittel verfüge. Vorstandschef Guido Kerkhoff will die lukrative Aufzugssparte teilweise an die Börse bringen oder verkaufen. Mit hohen Einnahmen daraus könnte er die Kassenlage verbessern, aber nur wenn es gelingt, die Geschäfte besser aufzustellen.
6000 Jobs werden gestrichen
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres hatte der Konzern einen Verlust von 207 Mio. Euro eingefahren. Kerkhoff hat drei nicht wettbewerbsfähige Bereiche auf den Prüfstand gestellt. Sollten sich diese nicht sanieren lassen, könnten sie verkauft oder geschlossen werden. Für andere Bereiche sucht er Partner. Der Manager hat zudem angekündigt, 6000 der rund 160.000 Arbeitsplätze zu streichen. Auf dem Markt gibt es Zweifel, ob der Stellenabbau ausreichend ist.
Kerkhoff steht noch von anderer Seite unter Druck. Einige Investoren sehen ihn als Vertreter der alten Garde des vor einem Jahr abgetretenen Vorstandschefs Heinrich Hiesinger. Die Gemengelage in dem über 200 Jahre alten Ruhrkonzern gilt als schwierig. Neben den mächtigen Arbeitnehmervertretern und der IG Metall ringen die Großaktionäre wie die KruppStiftung und der Finanzinvestor Cevian um Einfluss. (ag./red.)