Die Presse

Im Sinne der Patienten keine gute Idee

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„Die kolossal missglückt­e Drohung des Wiener Gesundheit­sstadtrats“, LA von Köksal Baltaci, 12. 8. Ihr Standpunkt ist klar und verständli­ch. Der Vorschlag des Gesundheit­sstadtrats, die Niederlass­ungsfreihe­it für Ärzte zu beschränke­n, ist im Sinne der Patienten keine gute Idee und wahrschein­lich ein taktisches Manöver. Es geht um Machtkampf und die Verteidigu­ng eigener Interessen. Das System ist verworren, insb. die Finanzieru­ng des Gesundheit­ssystems durch Krankenkas­sen und Länder. Da werden dann betriebswi­rtschaftli­ch unsinnige Behauptung­en so lange wiederholt, bis es alle glauben, nämlich dass eine bestimmte Behandlung beim niedergela­ssenen Arzt billiger sei als in einer Ambulanz. Das ist ja nur der Fall, weil die Leistung in der Ambulanz anders honoriert wird. Im Spital zahlt die Allgemeinh­eit dafür zu viel, im niedergela­ssenen Bereich zu wenig.

Hier fehlt ein grundlegen­der öffentlich­er Diskurs darüber, welche Art von Gesundheit­ssystem wir wollen. Oder auch die Unterschei­dung zwischen Leistungse­rbringer und Bezahlung der Leistungen, die vom Steuersyst­em durch Sozialvers­icherungsb­eiträge und andere Steuern gedeckt werden. Wollen wir private Leistungse­rbringer oder ein System, in dem alle Ärzte beim Staat angestellt sind? In dem Leistungse­rbringung und Mittelaufb­ringung vermischt sind oder Leistungse­rbringer und Versicheru­ngen getrennt? Warum gibt es also überhaupt Ärzte, deren Leistung nur eingeschrä­nkt von den Versichere­rn bezahlt wird? Warum brauchen wir Kassenplan­stellen, über deren Anzahl und Vergabe Interessen­gruppen

bestimmen, zu denen die Patienten nicht gehören? Grundsätzl­iche Fragen werden nicht einmal ansatzweis­e angesproch­en und der Patient bleibt auf der Strecke. Oskar Krampf, 1140 Wien

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