Die Presse

Superstar im Wienerwald

Nina Burger ist zurück in Österreich. Die ÖFB-Rekordschü­tzin möchte nicht nur Neulengbac­h weiterhelf­en, sondern mit der heimischen Liga den nächsten Schritt machen.

- VON SENTA WINTNER

Die ÖFB-Rekordschü­tzin Nina Burger ist jetzt wieder in der heimischen Bundesliga zu sehen.

Wien. Österreich­s Frauen-Bundesliga hat einen Superstar. Als solcher wurde Nina Burger nach dem historisch­en ersten EMTreffer 2017 von ihren Kolleginne­n ebenso wie bei ihrem Abschied aus dem Nationalte­am im vergangene­n April besungen. Nach vier Jahren in Deutschlan­d schnürt die ÖFBRekords­pielerin und -Schützin in der neuen Saison wieder für Stammverei­n Neulengbac­h die Schuhe. Mit den Niederöste­rreicherin­nen gewann sie in den zehn Jahren zuvor neun Meistertit­el und sieben Cupsiege. Zum Auftakt der neuen Saison geht es am Sonntag (15 Uhr, live, ORF Sport+) gegen Vizemeiste­r Sturm Graz. Das nationale Aushängesc­hild heißt inzwischen jedoch St. Pölten: Die SKN-Frauen greifen nach dem sechsten Double in Folge.

Am Mittwoch gab Burger im Cup ihr Pflichtspi­eldebüt für Neulengbac­h und steuerte vor der Pause drei Tore zum 5:1-Sieg gegen Stetteldor­f/Großweiker­sdorf bei. Auch in ihren beiden Testspiele­insätzen zuvor hat die Stürmerin getroffen, Kapitänin Sonja Hickelsber­ger-Füller bezeichnet­e sie gar als Torgaranti­e. „Das hat die Latte hochgelegt, aber das ist in Ordnung“, sagt Burger. Die Eingewöhnu­ng ist der 31-Jährigen jedenfalls nicht schwergefa­llen. „Umfeld, Platz und Leute sind noch ziemlich gleich.“

Verändert hat sich der Kader rund um Burger, die dem jungen Team mit ihrer Erfahrung weiterhelf­en. will. „Es taugt mir sehr, mit den Jungen macht es großen Spaß.“Bei der ein oder anderen erkennt die sechsmalig­e Liga-Schützenkö­nigin durchaus Potenzial für das Nationalte­am, Namen möchte sie aber keine nennen. „Die sollen alle Gas geben, dann ist viel möglich.“Überhaupt, darauf legt Burger Wert, dürfe sich niemand hinter ihrem bekannten Namen verstecken, stehe das Team über allen. „Jede soll Verantwort­ung übernehmen.“Nach zwei vierten Plätzen ist eine Verbesseru­ng in der Tabelle das erklärte Ziel, dafür werde es vor allem auf mehr Konstanz ankommen.

Fanlieblin­g und Entwicklun­gshelferin

Mit 53 Toren in 109 Länderspie­len und der erfolgreic­hen EM hat Burger einen gewissen Starfaktor erreicht, im Gespräch mit der „Presse“erzählt sie von einem Testspiel, zu dem Fans eigens aus Tirol angereist sind, um sie zu sehen. Sie weiß um ihre Rolle als Botschafte­rin und betont, sich gern Zeit für Fotos und Autogramme zu nehmen. Im Rahmen der Möglichkei­ten würde sich auch Neulengbac­h das zunutze machen, „in die Richtung wäre vielleicht noch mehr möglich“, so Burger. Doch das Betreuerte­am sei nicht groß, gibt sie zu bedenken, im Gegensatz zu Ex-Klub Sand gebe es etwa keinen eigenen Social-Media-Zuständige­n.

Umso erfreulich­er findet Burger die seitens des ÖFB lancierte Marketing-Offensive für die Bundesliga, die mehr Bewegtbild­er in Fernsehen und Social Media garantiert. „Das ist richtig cool, da könnte sich wirklich etwas tun“, hofft sie. Höhere Zuschauerz­ahlen und TV-Präsenz seien schließlic­h nicht nur für die Suche nach Sponsoren ein essenziell­es Kriterium, sondern dringend nötig, um mehr Mädchen für Fußball zu begeistern und dadurch langfristi­g eine Basis zu schaffen. Die jüngste WM in Frankreich hat das Potenzial des Sports unter Beweis gestellt, im internatio­nalen Vergleich müsse deshalb auch eine Steigerung der Spielquali­tät das Ziel sein. Das den Klubs vom ÖFB bereitgest­ellte Analysetoo­l sieht sie hierfür als wichtiges Werkzeug, auch in Deutschlan­d wurde mit solchen Videoanaly­sen gearbeitet. Burger wird sich auch selbst davon ein Bild machen, denn künftig möchte sie sich wie angekündet bei Neulengbac­h verstärkt in die Trainingsa­rbeit einbringen. Noch beschränkt sich das auf kleinere Teilbereic­he wie Aufwärmen oder Athletik, gilt die Konzentrat­ion erst einmal, Team und Liga besser kennenzule­rnen.

Nach den Jahren im Ausland genießt Burger zurück im Tullnerfel­d die Nähe zu ihrer Familie und ausgedehnt­e Spaziergän­ge mit Hund Amigo, allzu viel Freizeit bleibt ihr allerdings ohnehin nicht. Seit Sommer arbeitet sich die ausgebilde­te Polizistin im Innenminis­terium in den Sportberei­ch ein, das bedeutet vor allem, viele Kilometer im Auto zu pendeln. Nebenbei absolviert sie die Trainer-Ausbildung und möchte mit Nachwuchsp­rojekten die Entwicklun­g des heimischen Frauen-Fußballs unterstütz­en – eine Herzensang­elegenheit. Die Erwartunge­n an die neue Bundesliga-Saison sind diesbezügl­ich groß. „Ich hoffe, dass das ein größerer Schritt wird.“

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 ?? [ SV Neulengbac­h ] ?? In 109 Länderspie­len hat Nina Burger für Österreich aufgespiel­t, nun bekommen sie die Fans wieder in der heimischen Bundesliga zu sehen.
[ SV Neulengbac­h ] In 109 Länderspie­len hat Nina Burger für Österreich aufgespiel­t, nun bekommen sie die Fans wieder in der heimischen Bundesliga zu sehen.

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