Die Presse

Die steile Karriere des Peter Sidlo

Porträt II. Wie ein junger FPÖ-Bezirksrat in den Generalrat der Nationalba­nk, in die Expertenru­nde zur Aufsichtsr­eform und in den Vorstand der Casinos Austria gelangte.

- VON KAMIL KOWALCZE UND HANNA KORDIK

Wir schreiben den 17. Juni 2018. Peter Sidlo ist frisch gebackener Generalrat der Nationalba­nk und fühlt sich von den Medien schlecht behandelt. Also hat er für diesen sonnigen Tag einen Termin mit einem Journalist­en vereinbart. Ein Hintergrun­dgespräch, wie es so schön heißt, es geht in erster Linie ums gegenseiti­ge Kennenlern­en.

Das Treffen findet im schicken „Motto am Fluss“statt, und Sidlo kommt gleich zur Sache. Durchaus freundlich im Ton beklagt er sich darüber, dass es offenbar das Schicksal von FPÖlern sei, von den Medien mit Kritik, Spott und Häme bedacht zu werden. Tenor seiner Ausführung­en: Ja, er sei FPÖBezirks­rat in Wien Alsergrund, aber er habe natürlich auch fachlich einiges zu bieten. Und dass er von der türkis-blauen Regierung in den Generalrat der Notenbank entsandt wurde, habe vor allem damit zu tun, dass er Finanzexpe­rte sei.

In Peter Sidlos Lebenslauf liest sich das so: Der 45-jährige Wiener hat Rechtswiss­enschaften studiert. Danach, heißt es, „widmete er sich dem Studium von Wirtschaft und Finanzen, mit dem Schwerpunk­t auf Kapitalmar­ktrecht sowie internatio­nales Finanzrech­t“. Eine Formulieru­ng, aus der nicht hervorgeht, ob er dieses Studium auch abgeschlos­sen hat. Sidlo ist jedenfalls Magister. Und hat sich über die Jahre schon gewisse praktische Kenntnisse aneignen können: Fast sechs Jahre lang war er für die Finanzmark­taufsicht (FMA) im Bereich Wertpapier­e tätig. 2006 wechselte er zum börsenotie­rten Immobilien­konzern Conwert, wo er die Bereiche Kapitalmar­kt und Konzernkom­munikation leitete. Dann war er im Vorstand seiner Investment­gesellscha­ft Sigma.

Diese Firma kommt aber an jenem 17. Juni nur sehr am Rande vor. Sidlo, in einem auffällige­n pinken Polohemd, redet lieber über seine neu erlangte Bedeutung. Stolz spricht er vom engen Kontakt via SMS zu Heinz-Christian Strache. Der direkte Draht zum FPÖ-Chef, der gibt ihm offenbar Berge.

Und vice versa. Gleich nach Bildung der türkis-blauen Koalition Ende 2017 wurde klar: Die FPÖ hat so gut wie keine Personalre­serven, wenn es darum geht, wirtschaft­skundige Personen für Jobs zu nominieren. Da kam der ehrgeizige Peter Sidlo gerade recht: Seinen Hang zu FPÖ hatte er schon lang davor entdeckt, 2010 wurde er Bezirksrat für die Freiheitli­chen in Wien. Da ließe sich doch etwas machen, zumal Sidlo beruflich auch Kapitalmar­ktluft geschnuppe­rt hatte. Merke: In der FPÖ wird man rasch zum Wirtschaft­sexperten.

Peter Sidlo stand bei der FPÖ also ganz oben auf der einigermaß­en kurzen Liste je

ner Personen, die für Posten in der Wirtschaft infrage kamen. Ende Februar 2018 liefen zwei Mandate im OeNBGenera­lrat aus, Sidlo war der erste FPÖler, der in das ehrenvolle Gremium kam.

Ein Vorstellun­gsgespräch bei den damaligen Präsidente­n des Generalrat­s, Claus Raidl und Max Kothbauer, verlief allerdings reichlich ungewöhnli­ch. Während den beiden Herren eine kurze Präsentati­on der Aufgaben des Generalrat­s vorschwebt­e, interessie­rte sich Sidlo vor allem dafür, ob er Visitenkar­ten, ein eigenes Büro, einen eigenen Computer bekommen werde.

In den Sitzungen des Generalrat­s soll er sich aber mit durchaus sinnvollen Fragen bemerkbar gemacht haben, die Animosität­en seiner dortigen Kollegen hielten sich also in Grenzen. Argwohn löste allenfalls das sehr selbstbewu­sste Auftreten des jüngsten Neuzugangs aus: „Er hatte dieses Selbstvers­tändnis: Ich komme von der FPÖ, also bin ich wer“, erzählt einer.

Und in seiner Partei war er das tatsächlic­h: Sidlo saß im Generalrat, und Sidlo wurde als Experte für die Reform der Bankenaufs­icht zugezogen. Und als es darum ging, im Frühjahr 2019 einen Vorstandsp­osten in den Casinos Austria zu besetzen, fiel die Wahl in der Partei selbstrede­nd ebenfalls auf Sidlo.

Er soll für den Job des Finanzvors­tands nicht geeignet sein, soll der Personalbe­rater Egon Zehnder gewarnt haben. Er wurde es dann bekanntlic­h doch. Mithilfe des Glücksspie­lkonzerns Novomatic.

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[ Picturedes­k ] Peter Sidlo war stolz auf seinen Draht zu Strache.

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