„Das ist nicht das Ende von General Electric“
USA. Nach den Vorwürfen der Bilanzfälschung und einem Absturz der Aktien konnten GE-Papiere sich wieder erholen.
Boston. Einen Tag nach dem spektakulären Kurseinbruch von General Electric haben sich die Aktien stabilisiert. Die Papiere lagen am Freitag vorbörslich drei Prozent im Plus, nachdem sie am Donnerstag rund elf Prozent verloren hatten. Auslöser für den Absturz war ein Bericht des auf Enthüllungen spezialisierten Privatermittlers Harry Markopolos gewesen, der auch die Madoff-Affäre ausgelöst hatte.
Darin bezichtigte er den Konzern, mögliche Verluste in Milliardenhöhe verschleiert und die Lage des Konzerns geschönt zu haben. GE-Chef Larry Culp konterte, bei dem Bericht handle es sich „schlicht und einfach um Marktmanipulation“. Er enthalte falsche Angaben. Culp kaufte nach Angaben der Börsenaufsicht am Donnerstag GE-Aktien im Wert von knapp zwei Millionen Dollar – wohl um zu beweisen, dass seine Firma stabil ist.
Analysten halten den Konzernchef nach wie vor für glaubwürdig. Die Analysten von Morningstar kommentierten: „Ist das Ende von General Electric nah? Das glauben wir nicht und setzen immer noch auf Larry.“Zwar habe Markopolos in Bezug auf die Undurchsichtigkeit bei den Bilanzen von GE recht, aber „wir sind mit der allgemeinen Schlussfolgerung von Markopolos, dass GE ein Betrug ist, nicht einverstanden.“Markopolos hatte einst den Milliardenbetrug des Fondsmanagers Bernard Madoff aufgedeckt, weshalb sein Wort heute von vielen Anlegern ernst genommen wird.
Seit Jahren in der Krise
Der Abverkauf der Aktie trifft akut vor allem Hedgefonds, die in den vergangenen Monaten besonders viele GE-Papiere gekauft hatten. Laut Daten von Bloomberg sitzen sie auf fast 200 Millionen Anteilen mit einer Bewertung von rund zwei Mrd. Dollar. Markopolos hat selbst auch ein wirtschaftliches Interesse. Er arbeitet mit einem Short-Seller zusammen, also einem Investor, der auf stark fallende GE-Kurse gesetzt hat. Schon vor den Anschuldigungen, die Bilanz zu schönen, stand GE nicht gut da. Die sündteure Übernahme der Gasturbinen-Sparte von Alstom hat GE an den Rand des Zusammenbruchs geführt.
Das ehemals teuerste Unternehmen der USA ist seit Jahren in einer Krise und musste profitable Sparten verkaufen, um Finanzlöcher zu stopfen. Markopolos wirft dem Mischkonzern in seiner Studie nun zusätzlich vor, mögliche Verluste in einer Höhe von 38,1 Milliarden US-Dollar verschleiert und die Lage des Konzerns geschönt zu haben. (ag.)